Liebeserwachen in Virgin River
junger Mann. Kann ich wirklich die Beichte seiner sterbenden Mutter anzweifeln, ohne ihn damit zu verletzten?“
„Stell dir vor, du hättest diesen Brief ein Jahr nach seiner Zeugung mit der Bitte um Unterstützung und Einsatz erhalten und könntest dich nicht daran erinnern, mit der Mutter zusammen gewesen zu sein. Hättest du ihr dann nicht so freundlich wie möglich gesagt, dass du absolut dazu bereit seist, doch ein Bluttest nur im Interesse aller Beteiligten sein könnte?“
„Nach nur einem Jahr hätte das natürlich auf der Hand gelegen. Aber der Mann ist jetzt vierundzwanzig. Er hat für diesen Moment gelebt, und ich habe ihn bereits mehr als zwei Jahrzehnte lang enttäuscht. Ich möchte ihm nicht noch mehr zumuten.“
„Das weiß ich zu schätzen, und ich mag ihn auch sehr. Aber, Jack, hier geht es nicht nur um Denny. Es geht auch um dich, und dann sind da noch David und Emma …“
„David und Emma ist es egal, ob ein Bluttest …“
„Sie könnten sich jedoch dafür interessieren, falls sie jemals eine Knochenmarktransplantation brauchen.“
„Falls es jemals zu einem medizinischen Notfall kommt, glaube mir, dann werden wir uns sofort in diese blutige Angelegenheit stürzen.“
„Also, es ist deine Sache“, entgegnete Mel. „Ich kann dich da nur begleiten und habe keinerlei Probleme damit, Denny als deinen Sohn zu akzeptieren. Ganz ehrlich, ich habe genauso wenig ein Problem damit, Rick als deinen Sohn zu akzeptieren, obwohl ihr nicht ein einziges Chromosom gemeinsam habt. In meinen Augen ist auch er dein Sohn. Ich war bereit, ein Baby zu adoptieren, das biologisch nicht unser Kind gewesen wäre, und ich hatte nie den geringsten Zweifel, dass wir es genauso geliebt hätten wie unsere eigenen leiblichen Kinder. Jack, bleib einfach offen für alles. Deine Beziehung zu Denny muss sich nicht verändern. Auch wenn du ihn nicht aufgezogen hast, ist es offensichtlich, dass er dir am Herzen liegt. Ein Bluttest könnte daran nichts ändern. Doch es wäre ein Beweis für die Behauptung.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Und das könnte für euch beide eine große Beruhigung sein.“
Jack schwieg, bis er nach geraumer Zeit schließlich sagte: „Ich werde es mir überlegen. Allerdings weiß ich, dass es im Moment nicht der richtige Zeitpunkt ist.“
6. KAPITEL
Jillian wusste, sie würde Colin bald wiedersehen. Sie hatte über ihn nachgedacht, und ihr war klar, dass er mehr als nur leicht neugierig auf sie war, so, wie auch sie von ihm fasziniert war. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass er morgens um halb sieben einfach durch die Hintertür in ihr Haus spazieren würde. Gerade stand sie im Pyjama am Spülbecken in der Küche und füllte Blumenerde aus einem großen Sack in kleine Eierkartons. Ihr Pyjama war keineswegs sexy, allerdings leicht durchscheinend, und ohne BH zeichnete sich die Form ihrer Brüste deutlich darunter ab, worüber sie sich ein wenig freute.
„Guten Morgen“, begrüßte sie ihn. „Klopfen Sie nie an?“
Er hob beide Arme, in denen er auf jeder Seite eine braune Einkaufstüte trug. „Keine Hand mehr frei.“
„Natürlich hätten Sie klopfen können, zum Beispiel mit der Stiefelspitze.“
„Ich werde alles tun, mich beim nächsten Mal daran zu erinnern. Haben Sie schon gefrühstückt?“
„Ich wollte mir gerade ein paar Froot Loops machen.“
„Igitt“, stöhnte er. „Das ist ja Gift. Ich werde dafür sorgen, dass Sie ein ordentliches Frühstück zu sich nehmen. Was tun Sie da?“
„Ich bereite Samentöpfchen vor. Preacher hat Eierkartons für mich gesammelt; die sind perfekt.“ Sie rieb sich über dem offenen Beutel die Erde von den Händen. „Ich will mal diesen Sack hier rausschleppen und mich umziehen.“
„Nicht für mich – Sie sehen zauberhaft aus.“ Er stellte seine Einkaufstüten auf ihre Kücheninsel. „Lassen Sie mich die Erde auf die Veranda tragen. Wie mögen Sie Ihre Eier?“
„Benedict?“
„Und die zweite Wahl?“
„Pochiert. Mittel. Das Eiweiß fest, aber ganz viel weiches Eigelb.“
Er lächelte sie an. „Sie wollen mich austricksen und glauben, das schaffe ich nicht. Ich bin ein ziemlich guter Koch, und Frühstück ist meine Spezialität.“ Sein Blick fiel auf ihre Brüste, und es schien ganz so, als würde er sich leicht vorbeugen und jeden Moment ein heiseres Stöhnen ausstoßen. „Gehen Sie, ziehen Sie sich an. Ich werde mich hier in der Küche beschäftigen.“
Lächelnd begab sie sich in das kleine Schlafzimmer
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