Liebesfilmriss
Mieterin. Vielleicht hatte er recht. Jem, deren sexuelle Erfahrungen sich in Grenzen hielten, war einerseits erleichtert, dass er sich nicht mit all seinen Verführungskünsten auf sie geworfen und alles versucht hatte, um sie für eine Nacht wilder Leidenschaft in sein Schlafzimmer zu locken.
Andererseits fragte sie sich, warum er das nicht getan hatte, und sie war, ehrlich gesagt, ein wenig angefressen. War sie nicht attraktiv genug?
»Komm schon, lass uns
Inspektor Barnaby
anschauen.« Liebevoll zerzauste Rupert ihr die Haare, bevor er sich umdrehte und den DVD -Stapel durchsuchte.
Und genau das taten sie dann. In der folgenden Stunde saß Jem neben ihm auf dem Sofa und starrte blind auf den Bildschirm, völlig unfähig, sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Ihre Gedanken rasten. Sie konnte an nichts anderes als an den Kuss denken und wie Rupert sie angesehen hatte. Warum hatte er aufgehört? Und fühlte er jetzt gar nichts? Ihr ganzer Körper stand in Flammen. Adrenalin rauschte durch ihre Adern, aber er tat, als sei zwischen ihnen beiden nichts geschehen.
Hatte ihn der Kuss abgestoßen? Hatte sie etwas falsch gemacht? Bedauerte Rupert es schon oder hatte es ihm wirklich überhaupt nichts bedeutet?
Eins war sicher, sie würde ihn nicht anflehen.
Jems Herz brach in einen Galopp aus, als Rupert über sie hinweg zur Fernbedienung griff. Er schaltete das DVD -Gerät und den Fernseher aus, gähnte ausgiebig und meinte: »Das war’s. Zeit für’s Bett.«
War das ein Code? Sie wagte kaum zu atmen und sah zu, wie er aufstand, erneut gähnte und sich streckte. Dann drehte er sich zu ihr, sagte »Gute Nacht« und ging zur Tür.
Also gut, es war kein Code.
»Gute Nacht«, sagte Jem, verwirrt und enttäuscht. In all den Monaten, die sie nun schon mit Rupert zusammenwohnte, hatte sie ehrlich nie auf eine romantische Weise an ihn gedacht, aber nur, weil er in einer völlig anderen Liga zu spielen schien und ihr nie der Gedanke gekommen war, dass zwischen ihnen tatsächlich etwas geschehen
könnte
. Ruperts Herkunft, sein glamouröses Oberklasseleben unterschieden ihn von anderen Menschen. Er und Caro bewegten sich in völlig anderen Kreisen. Er fuhr an den Wochenenden nach London, besuchte die Landsitze von Freunden oder flog nach Paris, wenn er Lust dazu hatte.
Das war eine andere Welt.
Er hatte sie geküsst.
Und jetzt war er zu Bett gegangen.
Ganz ehrlich, zwischen ihnen würde nie etwas sein. Es war naiv von ihr gewesen, das auch nur zu denken.
Jem lag gerade einmal zehn Minuten im Bett, als es an ihre Schlafzimmertür klopfte. Noch bevor sie etwas sagen konnte, drehte sich der Türknauf und die Tür wurde geöffnet.
Rupert stand auf der Schwelle, in Shorts und sonst nichts. »Ich muss dauernd an dich denken.«
»Was?« Es kam als piepsiges Flüstern heraus. Ihr Puls zielte auf einen Weltrekord.
»Ich glaube, du hast mich verstanden.« Es war dunkel, aber Rupert klang, als ob er lächelte. »Ich kann nicht schlafen.« Er klopfte sich an den Kopf. »Du bist da drin. Ich habe versucht, dich rauszukriegen, aber es klappt nicht.«
Oh, diese Stimme. Dieser seidige Oberklassentonfall.
Er kam im Finstern auf sie zu und fuhr fort: »Ich habe mich gefragt, ob es dir auch so geht.«
Jem klebte die Zunge am Gaumen fest. Sie konnte nicht nein sagen, sie konnte nicht ja sagen, sie konnte überhaupt nichts sagen.
»Ist in deinem Bett noch Platz?« Rupert legte den Kopf schräg. »Oder möchtest du lieber allein sein? Wenn ich hier gerade einen schrecklichen Fehler mache, dann gehe ich sofort zurück auf mein Zimmer.«
Mit zitternden Fingern langte Jem nach Barney, ihrem mitgenommenen Teddy, der ihr im Bett Gesellschaft leistete, seit sie fünf Jahre alt war. Verstohlen ließ sie ihn zwischen ihr Bett und der Kommode auf den Boden fallen, dann hob sie die Decke und zog sie zur Seite, damit Rupert sich zu ihr legen konnte.
»Bist du sicher?«, fragte Rupert, während er ins Bett glitt und sie in die Arme nahm.
»Ja«, flüsterte Jem in sein Ohr. Sie war sich in ihrem ganzen Leben nie sicherer gewesen.
Um vier Uhr stieg Rupert aus dem Bett und suchte seine Shorts.
Jem stützte sich auf einem Ellbogen ab. »Was machst du da?«
»Ich bin diskret. Lucy muss hiervon nichts erfahren.« Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Vielleicht fühlt sie sich sonst wie das fünfte Rad am Wagen oder wie eine überflüssige Anstandsdame. Leichter für uns alle, wenn du ihr nichts erzählst.«
Da hatte er
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