Liebesfilmriss
mitreißen lassen.« Tamsin schüttelte den Kopf. »Ich bekam kaum mit, was geschah. Alles war wie in einem Nebel.«
Finn sah sie an. »Und jetzt?«
»O Finn, ich lag falsch. Ich lag ja
so
falsch. Zwischen mir und Angelo ist es aus. Der Einzige, der ihm etwas bedeutet, ist er selbst.« Sie schüttelte ermattet den Kopf. »Ihm gefiel der Gedanke, eine Tochter zu haben, mit der er angeben konnte, aber er hat nie ihre Windeln gewechselt. Wenn ich Angelo bat, ausnahmsweise eine Stunde lang auf Mae aufzupassen, tat er so, als hätte ich ihn gebeten, sich die eigenen Beine abzusägen. Wir hatten ein Kindermädchen für den Tag und eins für die Nacht. Materiell hatten wir alles. Aber ich wusste, dass ich Angelo nicht liebte. Und ich glaube nicht, dass er Mae wirklich liebt.«
»Und jetzt hast du ihn verlassen.« Finn klang ungerührt. »Du hast Mae hergebracht. Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, warum.«
»Du weißt, warum.« Im Vergleich zu seiner Stimme schwankte ihre ungeheuer. Sie presste die Hand an die Brust und kämpfte um einen gleichmäßigen Atem. »O Finn, du weißt, warum ich hier bin. Ich habe den schlimmsten Fehler der Welt begangen, und es tut mir unendlich leid, viel mehr, als ich sagen kann. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Und ich weiß, wie sehr ich dich verletzt habe, aber wir waren doch glücklich zusammen, oder nicht? Du, ich und Mae waren eine richtige Familie. Ich will nur sagen, also, glaubst du, dass die Chance besteht – für Mae, wenn schon nicht für mich –, dass du mir vergeben kannst und wir wieder glücklich miteinander werden?«
36. Kapitel
Die Mittagszeit im Restaurant war für Ginny eine Qual gewesen, angesichts Evies ständiger Spekulationen und der Schlangengrube in ihrem Magen. Doch schließlich waren auch die letzten Gäste gegangen, der Speisesaal war für den Abend vorbereitet, und Ginny konnte gehen.
Finn trat aus seiner Wohnung, als sie gerade ihren Wagen aufschloss. Als sie sah, wie er auf sie zukam, erwachten die Schlangen in ihrem Magen zu hektischer Betriebsamkeit. Ironischerweise war der Schock dieser neuen Situation mit Tamsin sehr viel größer als der Schock damals, als sie das von Carla und Perry erfahren hatte, was ihr zeigte, dass Perry ihr sehr viel weniger bedeutet hatte, als sie seinerzeit geglaubt hatte. Die letzte Nacht mit Finn war eine völlig andere Liga gewesen, begriff Ginny nun. Da half es auch nicht, dass sie immer noch von lebhaften Erinnerungsblitzen an die letzte Nacht heimgesucht wurde, als sie beide nackt gewesen waren und etwas bedeutend Intimeres getan hatten, als Macarena zu tanzen.
Es war beunruhigend, sich vorzustellen, dass auch Finn Erinnerungsblitze haben könnte. Obwohl ihm derzeit vermutlich andere Gedanken durch den Kopf gingen, als die Erinnerung an die flüchtige Liebelei von gestern.
Als er vor ihr stand, sah Ginny die Anspannung in seinem Gesicht. Seine Hände steckten in den Hosentaschen und seine Schultern waren verspannt. Sein beunruhigter Blick traf sie, und er kam gleich zur Sache.
»Ginny, tut mir leid, aber wir müssen reden. Wie du weißt, ist Tamsin wieder da. Das habe ich nicht erwartet, aber nun ist es so. Darum gibt es einiges zu regeln.« Finn hielt inne. Offensichtlich fand er es furchtbar, ihr alles erklären zu müssen. »Die gestrige Nacht war großartig, das war sie wirklich, und ich will nicht, dass du dich … nun ja, zur Seite gestoßen oder ignoriert fühlst, aber jetzt, wo Tamsin hier ist, ist es ein wenig peinlich …«
»Hör zu, es ist alles in Ordnung«, platzte es aus Ginny heraus. Sie konnte ihr Unbehagen keine Sekunde länger zügeln. Er verhielt sich wieder einmal wie ein Gentleman, tat sein Bestes, um sie so sanft wie möglich abzuservieren, tat alles, damit sie die Situation verstand. »Du musst nichts mehr sagen. Ich verstehe vollkommen. Meine Güte, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest! Es ist ja nicht so, als ob wir in einer Beziehung wären«, fuhr sie fort. »Wir sind einfach zwei Erwachsene, die ein bisschen … du weißt schon … Spaß hatten. Es war nur eine Nacht. Wir wollten es beide, aber es bedeutete nichts.«
Finn wirkte angesichts ihrer Heftigkeit ein wenig bestürzt, war aber gleichzeitig sichtlich erleichtert. »Gut. Tja, äh, prima. Solange es für dich in Ordnung ist.«
In seiner Stimme lag eindeutig auch ein Hauch von Unglauben. O Gott, ob er dachte, dass sie insgeheim starke Gefühle für ihn hegte, womöglich mit einer zwanghaften
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