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Liebesfilmriss

Liebesfilmriss

Titel: Liebesfilmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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Luft duftete nach altem, gut gepflegtem Holz und Bienenwachspolitur. Aus der Jukebox schallte
Unchained Melody
. Ginny sah Finn, der mit dem Rücken zu ihr stand und mit zwei japanischen Touristen sprach, die soeben einen georgianischen Sekretär erstanden hatten.
    Sie wartete, bis er mit seinem Verkaufsgespräch fertig war. Mae sah sich interessiert in Aladins Schatzhöhle um und entdeckte einen lebensgroßen Emaille-Papagei. Fasziniert von den bunten Farben zeigte sie mit ihrem Finger darauf und rief: »Vögelchen!«
    »Ich weiß«, flüsterte Ginny. Ihr Herz hämmerte wie wild. »Kluges Mädchen.«
    » VÖGELCHEN !«
    Finn lächelte und drehte sich nach der Quelle des Lärms um. Als er Ginny sah, wurde sein Lächeln breiter, aber gleichzeitig merkte sie, wie er sich fragte, was sie hier tat. Dann glitt sein Blick zu dem Baby in ihren Armen und sein Gesichtsausdruck änderte sich abrupt, als er es erkannte. Das Lächeln fiel von ihm ab, und in der darauf folgenden Sekunde sah Ginny in seinen Zügen Schock, Qual und Freude.
    Es war herzzerreißend, sich den Schmerz vorzustellen, den er in diesem Moment durchleben musste.
    »Vögelchenvögelchen«, plapperte Mae, zeigte auf die Decke und strahlte Finn an.
    Er entschuldigte sich bei dem japanischen Paar und kam mit angespanntem Kiefer herüber. »Was geht hier vor?«
    »Tamsin ist draußen. Sie hat mich gebeten, das hier zu tun. Ich wollte es nicht, aber sie bestand darauf«, sagte Ginny. »Hier, ich muss zurück ins Restaurant.« Hastig reichte sie ihm Mae. Mae, die sich an dem Hin- und Hergereichtwerden nicht weiter störte, streckte beide Hände aus und breitete ihre Finger wie winzige Seesterne über Finns Wangen aus. Vielleicht spürte sie unbewusst, dass er früher einmal ein Fixpunkt in ihrem Leben gewesen war, denn ihr Lächeln fiel so strahlend aus, dass sich ein Kloß in Ginnys Hals bildete.
    »Bah!«, rief Mae. Ihre dunklen Augen funkelten, und ihr Mund öffnete sich weit und zeigte winzige Zähnchen, wie kleine Perlen. »Kawawa«, brabbelte sie und kickte fröhlich mit den Beinchen gegen Finns weiße Hemdbrust. »
Vögelchen

    Mehrere Sekunden lang stand Finn nur so da und hielt Mae in seinen Armen, blind für seine Umgebung. Das war das Baby, bei dessen Geburt er dabei gewesen war, in das er sich auf den ersten Blick verliebt hatte, das Baby, das seine Welt für immer verändert hatte. Vier Monate lang war sie seine Tochter gewesen und er hätte zweifellos sein Leben für sie gegeben. Bis zu jenem Tag im Oktober letzten Jahres, als sie aus seinem Leben verschwunden war – als sie kurzerhand von Tamsin aus seinem Leben gerissen worden war – und er erfahren hatte, dass sie gar nicht seine Tochter war.
    Aber die Liebe war nicht so wetterwendisch wie ein DNS -Test, was Finn zu seinem Leidwesen hatte erfahren müssen. Seine Gefühle für Mae hatten sich nicht in Luft aufgelöst. Und obwohl er vom Verstand her wusste, dass er das Kind, das nicht seine Tochter war, vermutlich niemals wiedersehen würde, hatte er trotzdem ständig an sie denken müssen, hatte er sich gefragt, wie sie jetzt aussah, und hatte über den Verlust des Kindes getrauert, das sein Leben vollständig gemacht hatte.
    Finn trat hinaus in den Sonnenschein und sah Tamsin, die auf ihn wartete.
    »Was soll das?«
    »Hallo, Finn.« Tamsin lächelte, obwohl eine gewisse Anspannung in ihrer Stimme lag. »Ich dachte, du möchtest vielleicht Mae wiedersehen.«
    »Bububu«, brabbelte Mae und wedelte verzückt mit den Ärmchen.
    »Und?«, fragte Finn mit fester Stimme.
    »Bu
bu
bubu … bubu.«
    »Und?« Tränen wallten in Tamsins silbernen Augen auf. »O Finn, ich habe mich gefragt, ob du womöglich auch mich wiedersehen möchtest.«
     
    »Ich fasse es nicht, dass sie sich hier wieder blicken lässt!« Evie war außer sich, lugte aus dem Restaurantfenster, hin und her gerissen zwischen Empörung und Neugier. »Die Frau hat vielleicht Nerven. Was glaubst du, was sie hier will? Verdammt, warum habe ich nie einen Kurs in Lippenlesen belegt?«
    »Komm vom Fenster weg.« Ginny hatte keine Ahnung, was draußen vor sich ging, sie wusste nur, dass ihr übel war.
    »Ich kann nicht. Es ist mir körperlich unmöglich. O Gott, sieh dir Mae an, sie ist ja so süß. Wahnsinn, wie groß sie schon geworden ist.«
    »Evie, die können dich sehen.«
    »Ha, du machst wohl Witze. Die würden es nicht einmal bemerken, wenn wir nackt hinauslaufen und Macarena tanzen.«
    Ginny wurde rot. Letzte Nacht hatte Finn sie

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