Liebesfilmriss
Note? Ginny wollte unbedingt unterstreichen, wie vollkommen in Ordnung das alles für sie war, darum schüttelte sie heftig den Kopf und rief: »Bitte, die letzte Nacht war doch keine große Sache. Es war sogar eine sehr kleine Sache! Wenn man Hunger hat, dann isst man etwas. Mit Sex ist es dasselbe. Aber mit jemand zu schlafen, muss nicht unbedingt etwas bedeuten. Daraus folgt doch nicht automatisch, dass man diesen Menschen auch weiterhin treffen will. Letzte Woche habe ich echt toll Chinesisch gegessen – Riesengarnelen, Chop Suey mit Pilzen und eine Frühlingsrolle –, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, mein Haus zu verkaufen, ins nächste Flugzeug nach China zu springen und von da an dort zu wohnen.«
Finn sah sie an, möglicherweise etwas verdutzt über den Vergleich mit Chop Suey. Aber Ginny hatte das Gefühl, ihn endlich überzeugt zu haben. Er nickte und meinte unbeholfen: »Natürlich nicht. Tja, das wäre dann also geklärt. Gut, danke. Also machen wir … so weiter wie bisher.«
»Absolut. Als ob nie etwas geschehen wäre.« Ginny nickte heftig, weil es offenbar genau das war, was er hören wollte. Weil sie sich keinen Moment länger zurückhalten konnte, fragte sie dann allerdings: »Geht es dir gut? Darf ich fragen, was los ist? Was machen die beiden hier?«
Finn zögerte, schließlich schüttelte er den Kopf. »Das lässt sich nur schwer erklären. Ich kann eigentlich nicht …«
»O Gott, da kommt sie.« Ginny schnappte nach Luft. Ihr Herz machte vor lauter Schuldgefühlen einen neuerlichen Sprung, und sie riss die Wagentür auf. »Ich lasse euch allein.«
Aber Tamsin hielt sie auf. Sie eilte auf sie zu und winkte, um Ginnys Aufmerksamkeit zu erregen. »Hallo«, rief sie und lief über den Hof. »Nicht wegfahren!«
Aber ich
will
wegfahren, dachte Ginny. Sie fürchtete, Tamsin könnte irgendwie herausgefunden haben, dass sie die letzte Nacht in Finns Bett verbracht hatte. Vielleicht hatte sie ein einsames, blondes Haar auf dem Kissen entdeckt und rasch einen DNS -Test durchgeführt? Oder Tamsin hatte einen verloren gegangenen Slip gefunden und sofort geschlossen, dass es nur eine einzige Frau hier gab, die so altmodisch war, einen biederen Schlüpfer Größe 42 von Marks & Spencer zu tragen? Nein, das war nicht möglich, sie hatte definitiv ihren Slip getragen, als sie Finns Wohnung verlassen hatte.
»Darf ich Sie um etwas bitten?« Tamsin – eindeutig ein La Perla Stringtanga Größe 36 – erreichte das Auto und berührte Ginny am Arm.
Nein!
»Ja, gern.« Vorsichtig nickte Ginny, betete, dass sie jetzt nicht gleich aufgefordert wurde, eine DNS -Probe abzugeben.
»Die Sache ist die, Sie konnten vorhin so gut mit Mae umgehen, und Finn und ich müssen unbedingt ungestört miteinander reden.« Tamsins Lächeln war komplizenhaft, ihr Tonfall vertraulich. »Ich habe mich gefragt, ob Sie so nett wären, heute Abend ein paar Stunden lang auf die Kleine aufzupassen?«
»Äh …« Damit hatte Ginny nicht gerechnet. Sie zögerte. Es war eine furchtbare Idee.
»Wir bezahlen Sie natürlich. Den üblichen Stundensatz, wie immer der aussehen mag.« Tamsin gestikulierte durch die Luft, deutete damit an, dass sie keine Ahnung hatte, wie der derzeitige Stundensatz aussah. »Tut mir leid, ich bin an festangestelltes Hauspersonal gewöhnt. Ich muss diese Sachen alle erst lernen. Aber keine Sorge, Finn weiß schon, was Sie bekommen müssen.«
Eigentlich hat er das bereits gestern Nacht ziemlich genau gewusst. Ginny fragte sich, was passieren würde, wenn sie das laut sagte. Stattdessen schüttelte sie den Kopf. »Tut mir leid, ich kann nicht. Ich habe heute Abend schon etwas vor.«
»Ehrlich?« Tamsin wirkte geschockt, als ob Ginny eben das Angebot ausgeschlagen hätte, eine Woche mit George Clooney auf Necker Island zu verbringen. »Sind Sie sicher? Und Sie können es nicht absagen?«
»Nein.« Ginny hatte an diesem Abend nichts vor, aber sie wollte verdammt sein, wenn sie die Babysitterin spielen würde.
»Ist nicht weiter wichtig«, unterbrach Finn ungeduldig. »Wir brauchen keinen Babysitter. Wir fahren nirgendwohin.«
Tamsin sagte: »Aber …«
»Tamsin, denk doch mal nach. Ich habe Mae seit acht Monaten nicht gesehen.« Er schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich sie hier bei jemand anderem lassen?«
Vor allem bei mir, dachte Ginny.
37. Kapitel
Jem kritzelte diverse Vierecke an den Rand ihres Notizblockes, um den Eindruck zu vermitteln, dass sie aufmerksam zuhörte, obwohl sie
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