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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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könnte. Es war kurz vor drei Uhr, als Anna schließlich beim Niedersächsischen Landesamt für Bezüge und Versorgung anrief. Sie ließ es lange klingeln, doch in der Behörde ging niemand mehr ans Telefon. Also nahm sie sich missmutig einen weiteren Bankkunden von Hajo Wieland zur Überprüfung vor.
    Als Anna ihr Büro endlich verließ, blieben ihr noch drei Stunden Zeit bis zum Beginn ihrer Nachtschicht. Drei Stunden – viel zu wenig für ein geordnetes Familienleben, aber auf jeden Fall genug Zeit, um in Ruhe etwas zu essen und noch ein Gespräch mit Ben zu führen. Als sie dieEinfahrt hinauffuhr und Toms Wagen unter dem Carport stehen sah, begann Annas Herz schneller zu klopfen. Ben und Paul waren offensichtlich noch beim Sportunterricht, jedenfalls blockierten ihre Räder nicht wie sonst den Eingangsbereich vor dem Haus.
    Im Wohnzimmer lief eine alte Platte von Sting, und im Ofen prasselte das Feuer, ansonsten war es dunkel. Tom hatte sich einen Sessel vor den Kamin geschoben. Er trug einen seiner weichen Wollpullover mit rundem Halsausschnitt und die abgeschabten Jeans, die Anna so gern an ihm mochte. Klamotten, in denen er unerhört sexy aussah.
    „Ich habe eine Überraschung für dich, Großer. Augen zu.“
    Anna setzte sich auf Toms Schoß und küsste ihn leidenschaftlich.
    „Und jetzt halte deine Hände nach vorn.“
    Anna legte das Kuvert mit den Konzertkarten in seine geöffneten Handflächen.
    „Kannst die Augen wieder aufmachen.“
    „Aber zuerst werde ich was anderes aufmachen.“
    Tom teilte ihre Lippen mit seiner Zunge, knöpfte dabei ihre Jacke auf und schob eine Hand unter ihre Bluse.
    „Alles, was ich brauche, ist genau hier.“
    Erstaunlich, dass Anna nach all diesen Jahren noch immer schwindelig wurde vor Glück, wenn Tom sich Mühe gab. Sie wollte nicht länger warten, sondern gleich jetzt und hier auf dem Sessel vor dem Kamin mit ihm schlafen, als sie hörte, wie sich ein Schlüssel im Haustürschloss umdrehte.
    „Von mir aus. Aber ihr geht nicht an meinen Computer, klar.“
    Soeben streckte Paul seinen Kopf zur Tür herein.

    „Hi, Mam, ich habe ein paar Freunde mitgebracht. Das ist doch in Ordnung, oder?“
    Jetzt war auch Ben hinter ihm aufgetaucht.
    „Ich habe übrigens gerade Paul vom Tennis abgeholt, Mam. Oh, seid ihr in Weihnachtsstimmung?“, fragte er grinsend. „Was gibt’s denn heute zu essen?“
    Es war kurz nach drei und das Haus dunkel und still, als Anna von ihrem Einsatz zurückkam. Müde kroch sie zu Tom unter die Bettdecke und rieb ihre kalten Füße an seinen Beinen. Er schlug die Augen auf und murmelte: „Wie ist es möglich, dass eine Frau wie du nur solche Eisklumpen als Füße haben kann. Komm her.“
    Am nächsten Morgen fühlte sich Anna wunderbar, auch wenn sie nur kurz geschlafen hatte. Mit einem Frühstückstablett in seinen Händen kam Tom zur Schlafzimmertür herein und strahlte sie an.
    „Danke übrigens für die Karten. Du siehst richtig müde aus, meine Süße. Hat die Aktion von letzter Nacht wenigstens irgendetwas gebracht?“
    Anna gähnte, dann schlang sie ihre Arme um ihren Mann.
    „Unbedingt.“
    „Ich meinte damit eure Zeugenüberwachung.“
    „Nee, da ist leider nichts gewesen. Und auch sonst komme ich im Moment einfach nicht weiter, Tom, weil ich es mit überlasteten Schulsekretärinnen zu tun habe und mit Behördenwillis, die nachmittags um drei Uhr bereits Feierabend machen, anstatt mir eine Auskunft zu geben.“
    „Stichwort Feierabend, Anna. Unser Weihnachtsessen wird dieses Jahr leider nicht in gewohntem Rahmen stattfinden können. Mein Vater hat sich dummerweise vorgesternein Bein gebrochen, soll ein ziemlich komplizierter Bruch sein. Und du kennst ja Mutter, sie traut sich nicht, über längere Strecken mit dem Auto zu fahren. Also wird Jan mit seiner neuen Flamme unsere Eltern über Weihnachten auf Fano besuchen, dann sind die beiden nicht so allein.“
    „Flamme, was?“
    „Na ja, diese Brasilianerin, die Jan auf dem Sponsorenfest in London kennen gelernt hat. Habe ich dir etwa nicht von ihr erzählt?“
    „Kann schon sein, aber ich muss es wohl vergessen haben.“
    „Bist du denn kein bisschen neugierig auf sie?“
    „Na ja, doch.“
    „Jan wird uns jedenfalls vor Weihnachten besuchen kommen und dann weiter nach Dänemark zu unseren Eltern fahren. Seine Paola wird er da bereits mit dabeihaben, und ich bin schon ganz gespannt auf sie.“
    Elsa in Maschen, im Herbst 1986.
    In der Schule saß Elsa schon lang nicht mehr

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