Liebeskind
sich frisch machen. Ich werde uns beiden Hübschen derweil einen steifen Grog zaubern. Lassen Sie sich ruhig Zeit.“
Elsa sah Torsten in einem der hinteren Räume verschwinden. Nun konnte sie unbemerkt in die Halle kommen. Und falls es hier noch annähernd so war wie früher, würde es nicht lange dauern, bis sie die geeignete Stelle gefunden hätte. Elsa zog sich ihr Kleid und die taillierte Jacke an und schlich den Flur entlang. Die erste Schraube ließ sich kinderleicht lösen, sie brauchte nicht einmal das Sonax dafür. Elsa war zufrieden. Torsten musste nachher nur genau an der Stelle zu stehen kommen, an der sie sich gerade befand, und sie musste dafür sorgen, dass er sich nicht zu früh bewegte. Schnell stahl sich Elsa in den Umkleideraum zurück. Nicht eine Sekunde zu früh, denn Torsten kam aus dem hinteren Raum mit zwei Gläsern in der Hand zurück und auf sie zu.
Elsa warf ihre Haare zurück und gurrte: „Diese alten Hallen wirken sehr anregend.“
Torsten Lorenz reichte ihr ein Glas hinüber. Dabei wanderten seine Augen begehrlich über ihren wohlgeformten Körper.
„Haben Sie Lust auf eine Führung?“
Sie lächelte.
„Auch das.“
Als er das Licht in der Halle einschalten wollte, legte sie ihre Hand auf seine.
„Lass es, wie es ist. Da, schau.“
Der Vollmond schien durch die Fensterfront herein und verzauberte den hohen Raum. Die Maschinen wirkten, alsob sie sich im nächsten Moment bewegen könnten. So, als besäßen sie einen Willen und ein eigenes Leben. Fast fühlte sie sich genauso von ihnen beobachtet wie von dem silbrig schimmernden Erdtrabanten in der Fensterscheibe. Elsa zog ihre Jacke aus.
„Was ist dort hinten?“
„Das Lager für die Garnvorräte.“
Sie ging weiter, dann hockte sie sich hin und breitete ihre Jacke vor einem großen, frei im Raum stehenden Regal auf dem Fußboden aus.
„Ein schöner Platz, komm“, meinte sie, während sie sich auf die Jacke setzte und herausfordernd auf den Bodenplatz neben sich klopfte. Torsten Lorenz fuhr sich nervös durch die Haare. Er hatte doch gleich gemerkt, dass diese Kleine ziemlich scharf war, aber dass es nun so schnell zur Sache gehen sollte, brachte ihn für einen Moment aus dem Konzept.
„Bin sofort zurück“, murmelte er und machte sich in Richtung Küche davon. Noch ein Schluck Rum aus der Flasche, dachte er sich, dann konnte es losgehen.
Als er endlich neben ihr lag, ging Elsa zielstrebig voran. Torsten Lorenz versuchte sich derweil am Verschluss ihres Kleides, die andere Hand schob den Saum hoch und nestelte an der Naht ihres Slips. So etwas Heißes hatte er seit Jahren nicht mehr erlebt. Marianne würde wahrscheinlich gerade zu Haus mit dem Abendbrot auf ihn warten. Er sah sie in Gedanken hinter dem Küchenfenster stehen, nach ihm Ausschau halten und sich Vorwürfe machen. Geschah seiner Alten ganz recht, mit ihren ewigen Nörgeleien. Von dieser Frau könnte sie sich einiges abgucken, die verstand etwas von Männern. Soeben hatte Elsa den Gürtel und den Reiß-verschluss seiner Hose geöffnet. Torsten lehnte sich entspanntzurück, heute schien sein Glückstag zu sein. Voller Vorfreude, dass sie gleich tun würde, wovor Marianne sich ekelte, streichelte er der fremden Frau über den Rücken, als diese auf einmal aufstand und sich in Richtung Umkleiden davonmachte.
„Warte, ich bin gleich wieder da.“
4
Der Abspann von „Ein Mann zum Verlieben“ flimmerte über den Bildschirm. Paula flegelte neben ihrer Freundin Anna auf der Couch herum und schnäuzte sich geräuschvoll die Nase. Sie hatte Anna den Film als Medizin gegen ihre trüben Gedanken empfohlen, und Paula war unerbittlich, wenn es darum ging, ihre Freundin aufzumuntern. Anna starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus und rieb sich ihre brennenden Augen. Paulas Medizin hatte leider nicht gewirkt, genauso wenig wie die Apfelmusschlacht. Das klebrige Zeug lag ihr wie ein Klumpen im Magen, schwamm in einem Liter Prosecco herum und verursachte mit Sicherheit ihre kneifenden Bauchschmerzen. Schwerfällig mühte sie sich aus der Sofaecke heraus und schob die halb volle Flasche in die Mitte des Couchtisches zurück.
„Ich muss nach Haus, Paula. Hab vielen Dank.“
„Es ist wohl immer noch nicht besser, oder?“
Paula schlang ihre Arme um Annas Hals.
„An dir liegt es nicht, du hast wirklich alles versucht. Ich hoffe nur, dass Tom schon wieder zurück ist. Wird Zeit, dass er endlich den Mund aufmacht.“
Torsten Lorenz legte einen Arm unter
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