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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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müssen, bis wir die Fälle gelöst haben und die Giraffe von selbst wieder ins aufregende Hannover verschwindet.“
    Anna nahm einen weiteren großen Schluck aus ihrem Becher und spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen.
    „Ich war heute übrigens bei Marianne Lorenz. Kennst du sie?“
    Paula steckte sich eine ihrer Filterlosen in ihre Zigarettenspitze aus Ebenholz.
    „Ja, aus der Schule, doch ich habe nie viel mit ihr zu tun gehabt. Aber wenn man hier auf dem Land lebt, bekommtman vom Leben der anderen sowieso immer etwas mit, ob man will oder nicht. Ihre Hochzeit mit Torsten vor ein paar Jahren ist jedenfalls von jedermann registriert worden. Sie haben ein ziemliches Brimborium drumherum veranstaltet, was wohl eher seine Idee gewesen ist. Marianne ist eigentlich eine klasse Frau.“
    „Hast du noch einmal über unser Gespräch von neulich nachgedacht?“
    „Ja, aber ich kann dir leider nicht helfen, Anna. Ich erinnere mich an keine Schönheit mit roten Haaren. Außerdem hätten Torsten und Rainer ein hübsches Mädchen wohl eher in Ruhe gelassen. Die beiden waren zu dieser Zeit ausschließlich damit beschäftigt, Mitschülern, deren Nase ihnen aus irgendwelchen Gründen nicht passte, das Leben schwer zu machen. Die hielten sich doch echt für die Größten.“
    „Und auf ein Mädchen hatten sie es wirklich nie abgesehen?“
    „Ich glaub nicht, aber ich kannte die beiden auch erst ab der Oberstufe.“
    Paula zündete ihre Zigarette an.
    „Der Einzige, der mir in diesem Zusammenhang einfällt, ist Dirk Adomeit. Ein schüchternes Kerlchen mit Brillengläsern so dick wie die Böden von Coca Cola Flaschen und viel zu kurzen Hosen. Den haben sie gern schikaniert.“
    Anna notierte sich den Namen, dann kramte sie ebenfalls eine Zigarette aus ihrer Tasche hervor, zündete sie an und nahm einen tiefen Zug.
    Am nächsten Morgen stritten Annas Jungen ausnahmsweise einmal nicht, sondern saßen einträchtig nebeneinander am Frühstückstisch. Beide lachten sie über einen Lehrer, derPaul dabei erwischt hatte, wie er in der Pause verbotenerweise das Schulgelände hatte verlassen wollen.
    „Ich weiß, der Markmann is ein Idiot. Hat er früher auch bei uns gemacht.“
    Ben klopfte seinem kleinen Bruder auf die Schulter. Vielleicht mochte seine gute Laune mit der mittlerweile zurückgehenden Verfärbung unter seinem rechten Auge zusammenhängen oder aber mit der Tatsache, dass Anna versprochen hatte, seine T-Shirts für ihn zu bügeln. Warum auch immer, Ben war heute jedenfalls pünktlich aufgestanden und hatte sogar Zeit für eine große Schüssel Cornflakes gehabt.
    Nachdem Anna die Küche aufgeräumt und den Handwerkern, die kurz zuvor gekommen waren, um die Heizung zu reparieren, den Weg in den Keller gezeigt hatte, machte sie sich daran, das Badezimmer zu putzen. Anschließend warf sie noch einen Blick in Bens Zimmer, denn sie konnte es sich einfach nicht verkneifen, nachzuschauen, ob er seinen Rucksack mit den Sportsachen wiederbekommen hatte. Wie immer herrschte Chaos bei ihm, dennoch ließ Anna schweren Herzens die leeren Joghurtbecher mit ihren verschimmelten Resten und den darin festgetrockneten Löffeln auf dem Fußboden stehen. Die Luft in Bens Zimmer war verbraucht, und doch roch es nicht nur nach verdorbenem Essen. Es hing auch noch ein anderer, süßlicher Geruch mit im Raum. Auf seinem Schreibtisch entdeckte Anna ein kleines, lichtundurchlässig verpacktes Zellophanbeutelchen mit dem unverwechselbaren Marihuanablatt auf der Vorderseite. Daneben lag eine Schale mit Tabakkrümeln und eine angebrochene Packung Zigarettenpapier. War das etwa die Ursache für Bens Albernheit und seinen gesteigerten Appetit andiesem Morgen gewesen? Anna seufzte, als sie den Beutel in ihre Hosentasche gleiten ließ. Das eine Problem war noch nicht gelöst, da kam schon wieder ein neues dazu.
    Nach Annas Berechnungen mussten die Handwerker mittlerweile das Wasser abgelassen haben und nun wohl dabei sein, den alten Heizkessel auszubauen. Anna wollte gerade nach ihnen sehen, als sie von unten einen Mann rufen hörte.
    „Junge Frau, wie sieht’s denn mit ’nem Kaffee aus?“
    Anna brachte eine Kanne und drei Becher in den Keller hinunter, dabei schaute sie sich vorsichtig um. Hier schien bisher noch nicht viel passiert zu sein, trotzdem wurden bereits die Brotdosen ausgepackt. Wie es aussah, die Vorbereitung für eine ausgiebige Pause, und Anna entfuhr zum zweiten Mal an diesem Tag ein leiser Seufzer.
    Wenn sie noch in der

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