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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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Kleingedruckten, Weber … Für den Außendienst ist keine Verstärkung in Sicht. Die versprochenen neuen Waffen kommen erst im nächsten Jahr, kein Wort über den dringend nötigen Austausch unserer Schutzwesten. Weniger Schießübungen, die Stellen der Polizeipsychologen werden von zwei auf eine reduziert, ebenso wird die Planstellenanzahl für Sekretärinnen zusammengestrichen. Hören Sie sich das außerdem einmal an: ,Im Zeitalter der modernen Kommunikation können wir vieles direkt in einem Arbeitsgang erledigen.‘ Und weiter: ,Unser Büro ist die Visitenkarte unserer Persönlichkeit. Wieviel angenehmer arbeitet es sich doch in einer sauberen Umgebung. Wir sollten uns daher nicht zu fein sein, auch einmal selbst tätig zu werden, wenn außer der Reihe etwas zu Bruch geht.‘
    Anna grinste.
    „Holen Sie also schon mal den Feudel raus, Weber. Ich glaube, Sie sehen mit Schürze unschlagbar gut aus, wenn Sie in Zukunft nach Dienstschluss noch schnell den Boden blank wischen.“
    Sie blätterte weiter und las: „Wir kämpfen gegen die Gefahren, die durch die globalisierte Welt entstanden sind. Und wir lassen es uns nicht mehr gefallen, dass Randgruppen das Bild unserer Innenstadt prägen.“
    „Heißt das, die wollen wieder ein Ghetto bauen für Obdachlose und Junkies oder wie? Ich weiß wirklich nicht, wie Sie mit Schönauer ins Gespräch kommen wollen. Für mich ist das jedenfalls ein einziger Haufen Mist.“
    Ungefähr eine Stunde später klopfte Dirk Adomeit an ihrer Tür mit der Nummer 016 und sein Gesicht hellte sich auf, als er Anna an ihrem Schreibtisch sitzen sah.
    „Guten Tag, Frau Greve, haben Sie einen Moment Zeit für mich? Mir ist doch noch jemand eingefallen, ein Mädchen, das ebenfalls einige schwerwiegende Probleme mit Rainer und Torsten gehabt hat. Monika Diebach hat sie geheißen. Monika ist eine Zeit lang unsere Klassensprecherin gewesen, bis sie durch eine Intrige der beiden abgewählt und an ihrer Stelle Torsten zu unserem Klassensprecher ernannt worden ist. Ich weiß noch genau, wie sie Rainer und Torsten hinterher damit gedroht hat, es ihnen irgendwann mit gleicher Münze heimzuzahlen.“
    „Haben Sie heute noch Kontakt zu Monika Diebach?“

    „Nein, aber soweit ich weiß, ist sie in irgendeinem Ministerium in Niedersachsen beschäftigt.“
    Anna notierte Dirk Adomeits Angaben in ihrem Notizbuch und bedankte sich für seinen Hinweis, als die Bürotür erneut geöffnet wurde.
    Sigrid Markisch stand auf der Türschwelle, und Dirk Adomeits Haltung veränderte sich augenblicklich. Er sackte förmlich in sich zusammen, ließ seine Schultern hängen und warf Anna einen Hilfe suchenden Blick zu. Die Giraffe trat auf ihn zu und klopfte mit ihrem Kugelschreiber gegen das Revers seiner Jacke.
    „Herr Adomeit, wollen wir?“
    Es war offensichtlich, dass sie Dirk Adomeit allein vernehmen wollte. Anna Greve wäre ihm gerne zu Hilfe gekommen, aber ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass auch Elfi Graf jeden Augenblick im Präsidium eintreffen musste und es daher keinen Sinn machte, dem Gespräch der beiden noch für wenige Minuten beizuwohnen. Also schüttelte sie nur bedauernd den Kopf in Dirk Adomeits Richtung und nutzte die noch verbleibende Zeit bis zu ihrem Termin, um seinem Hinweis nachzugehen und die Personalien von Monika Diebach zu überprüfen. Möglicherweise würden sich in den polizeilichen Computerdateien ja bereits einige hilfreiche Informationen zur ehemaligen Mitschülerin von Rainer Herold und Torsten Lorenz befinden.
    Erhobenen Kopfes ging Sigrid Markisch vor Dirk Adomeit den Flur voran. Wenig später öffnete sie eine Tür zu einem kleinen, fensterlosen Raum, den er zögernd betrat.
    Sie schaltete ein Aufnahmegerät ein und sprach das heutige Datum und seine Personalien auf das Band. Danach drückte sie die Stopptaste.

    „Sie haben doch nichts dagegen, oder?“
    Dirk Adomeit blickte auf seine Schuhe und schwieg.
    „Am besten, wir beginnen mit unserem Gespräch dort, wo wir gestern aufgehört haben.“ Sie drückte den Aufnahmeknopf des Rekorders. „Wer hat Sie in Börsenangelegenheiten beraten?“
    „Niemand, warum?“
    „Sehen Sie, Herr Adomeit, genau das fällt mit schwer zu glauben. Sie sind doch ein umsichtiger Mann. Verstehen Sie viel von Geldgeschäften?“
    Dirk Adomeit spürte das Zucken seiner Augenlider. Je mehr er versuchte, es unter Kontrolle zu bringen, desto stärker wurde es.
    „Eigentlich nicht, aber für das bisschen Geld brauchte es auch keine Beratung.

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