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Liebeskuenste

Liebeskuenste

Titel: Liebeskuenste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cara Bach
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als Kunstverstand. Vor allem braucht man eine gehörige Portion Geschäftssinn und Erfahrung! Du hast dich bisher ausschließlich mit deinem Studium beschäftigt. Hast du denn Ahnung von Steuererklärungen, Buchführung und Bilanzen?«
    »Nein, aber dafür gibt’s schließlich Fachleute! Darum muss ich mich nicht selbst kümmern!«, entgegne ich trotzig.
    »Ich finde, du solltest die Galerie verkaufen«, sagt mein Vater. »Der Gewinn aus dem Verkauf ermöglicht dir einen goldenen Start ins Berufsleben. Überleg es dir gut, bevor du eine übereilte Entscheidung triffst.«
    Ich verstumme, doch ich weiß jetzt schon, dass ich es nicht übers Herz bringen werde, Onkel Harrys Galerie, an der er mit jeder Faser seines Herzens hing, einem Fremden zu überlassen. Mehr als alles andere hat er sich gewünscht, dass ich sein Lebenswerk fortführe, und genau das habe ich auch vor.

    Die nächsten Tage verbringe ich damit, den Notar aufzusuchen, mich beim Nachlassgericht um einen Erbschein zu bemühen und die Galerie in Augenschein zu nehmen.
    Natürlich kenne ich dort jedes Bild und jede Statue, denn ich habe oft in dem winzigen Büro hinter dem Verkaufsraum mit Onkel Harry Tee getrunken. Allerdings habe ich die Exponate immer aus dem Blickwinkel der bewundernden Kunststudentin wahrgenommen, nie aus dem der Eigentümerin. Gibt es einen festen Kundenstamm? Hat mein Onkel viele Werke verkauft und wenn ja, an wen? Offensichtlich konnte er gut von seinen Einkünften leben.
    All diese Gedanken kreisen in meinem Kopf, als ich an einem regnerischen Sommernachmittag die Tür des Ladens öffne. Ein melodiöses Klingeln kündigt meinen Besuch an. Ich schaue mich um. Im Dämmerlicht wirkt die Galerie düster, verlassen und wenig einladend. Weshalb ist mir vorher noch nie aufgefallen, wie trüb die Beleuchtung ist?
    »Fräulein Theiß!« Frau Gubitz, Onkel Harrys Mitarbeiterin, kommt mir mit ausgestreckter Hand aus dem Büro entgegen. »Schön, dass Sie es einrichten konnten und Zeit für ein Treffen gefunden haben!« Herzlich schüttelt sie mir die Hand und führt mich ins Hinterzimmer. Wie üblich breitet sich dort ein kunterbuntes Chaos aus. Obwohl ich selbst keine Ordnungsfanatikerin bin, übersteigt das Durcheinander in diesem Büro sogar meine Toleranzgrenze.
    Nachdem ich einen Stapel Papiere und Kataloge zur Seite geräumt habe, nehme ich auf dem abgewetzten Gobelinsessel Platz.
    Frau Gubitz lässt sich hinter dem alten Eichenschreibtisch nieder. Bevor ich das Wort ergreifen kann, räuspert sie sich und streicht sich verlegen über ihre silbergrauen Locken.
    »Fräulein Theiß, bevor wir mit der Übergabe beginnen, habe ich Ihnen etwas zu sagen.« Sie hält inne und überlegt einen Augenblick. »Nehmen Sie es bitte nicht persönlich, aber zukünftig werden Sie auf meine Mitarbeit verzichten müssen.« Sie atmet tief durch und schaut mich um Verständnis bittend an. »Fast fünfundzwanzig Jahre habe ich mit Ihrem Onkel zusammengearbeitet. Es war nicht immer einfach, das dürfen Sie mir glauben. Er konnte recht schwierig und eigenwillig sein, aber ich habe seine Arbeit und vor allem seine Person stets hochgeschätzt. Nun habe ich fast das Rentenalter erreicht, und ich bin der Meinung, ich sollte Platz machen und jungen Menschen ihre Chance geben. Für Sie wird es ein Neuanfang sein; eine alte Frau wie ich würde dabei nur stören!« Sie knetet ihre im Schoß liegenden Hände, und ich fühle beinahe physisch, wie schwer ihr diese Worte fallen.
    Darum beuge ich mich vor und ergreife ihre Hand: »Liebe Frau Gubitz, Sie haben meinen Onkel so viele Jahre begleitet, Sie müssen nicht gehen! Ich würde mich freuen, wenn Sie und Ihre fundierten Kenntnisse der Galerie auch weiterhin erhalten blieben. Möchten Sie es sich nicht doch noch einmal überlegen?«
    Doch sie schüttelt traurig den Kopf. »Nein. Die Umstellung würde mir zu schwer fallen. Sie verstehen das sicher. Aber ich bleibe gerne, bis Sie sich eingearbeitet haben. Ich zeige Ihnen alles, was Sie wissen müssen, um die Galerie in Harrys Sinn weiterzuführen«, sagt sie leise, während sich ihre Augen mit Tränen füllen.
    Ich stehe auf, gehe um den Schreibtisch herum, nehme sie in den Arm und versuche sie zu trösten. »Ohne Ihre Hilfe bin ich aufgeschmissen! Es wäre gut, wenn Sie noch eine Weile bei mir blieben«, murmele ich und drücke die alte Dame an mich.
    Sie schluckt, nickt und wischt sich über die Augen.
    Ich rücke den Sessel an den Schreibtisch heran. Onkel Harry hat

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