Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
voller Kraft zurückgekommen, nein, ich überlege es mir nicht anders, trotz der Warnungen und Drohungen, die ich in den letzten Tagen gehört habe, auch wenn seine Hand plötzlich über meinen Rücken streicht, auch wenn sich seine Stimme mit überraschender Weichheit an mich wendet, Ella, sagt er, was ist bloß auf einmal los mit dir, was für ein Wahnsinn, tut es dir nicht Leid um Gili, es scheint, als würde er gleich diese ganze Schar gelangweilter Eltern zu Hilfe holen, damit sie zwischen uns vermitteln, und ich flüstere, genug, Amnon, du bist zu spät aufgewacht.
Seine Stimme hinter meinem Rücken wird schnell härter, ohne den Kopf zu wenden, weiß ich, dass sein schwerer Unterkiefer sich zornig senkt, seine Augen verengen sich, was fällt dir ein, sag mir das, was sollen diese Kapricen, hältst du dich etwa für eine Sechzehnjährige, hast du das Bedürfnis, dich gegen deinen Vater aufzulehnen, weil du es im richtigen Alter nicht gewagt hast? Es tut mir Leid, Liebling, du hast den richtigen Zeitpunkt verpasst, du bist zwanzig Jahre zu spät dran, mit welchem Recht zerstörst du uns allen das Leben? Seine Stimme wird lauter, nicht nur ich höre seine letzten Worte, auch die benachbarten Familien auf ihren Decken schauen argwöhnisch zu uns herüber, ich stehe sofort auf und verlasse den Kreis, zu meinem Bedauern erlaubt mir der schmerzende Knöchel kein gleichgültiges, anmutiges Schreiten, ich muss schwerfällig zum Zaun hüpfen, wie ein verletzter Vogel, der sich aus dem Maul der Katze rettet.
Wie anders dieser Ort gegen Abend aussieht, wie aus einem Albtraum, im wilden Gestrüpp des Parks, der sich an den Zaun des Schulgeländes anschließt, wachsen menschliche Sträucher, gefangene Paare umarmen einander leidenschaftlich, flüstern miteinander, Paare, die vielleicht ein trauriges Geheimnis haben. In der wachsenden Dämmerung ist es schwer, zwischen Bäumen und Menschen zu unterscheiden, zwischen Menschen und Felsen, es scheint, als wären alle von der gleichen Sehnsucht gepackt, auch ich, aber seine Worte verfolgen mich noch, ich drehe mich um und sehe seinen großen Körper auf mich zukommen in dem ausgebleichten gestreiften Hemd und der kurzen Hose mit den tiefen Taschen, in denen immer Sandkörner zurückgeblieben sind, begleitet von den Blicken eines Publikums, das nun, ohne uns, noch enger zusammengerückt ist. Ich habe mich ein bisschen umgeschaut, Ella, sagt er, die Hand nach meiner Schulter ausgestreckt, durch den Größenunterschied wirkt sein Blick herablassend, wie immer, ich habe mir diese Frauen angesehen, sie machen doch einen recht zufriedenen Eindruck, glaubst du etwa, sie sind alle mit Engeln verheiratet? Du wirst dich wundern, das sind sie nicht, aber sie geben sich zufrieden mit dem, was sie haben, und versuchen, die Familie zu bewahren, nur du hältst dich immer für benachteiligt, glaubst, dass dir mehr zusteht, nur du kannst nicht schätzen, was du hast, jede Frau hier wäre froh, einen Mann wie mich zu haben. Ich weiche zurück, der Zaun drückt gegen meinen Rücken, siehst du, sage ich, das genau ist dein Problem, du bist so zufrieden mit dir selbst, dass du dich nie ändern wirst, du versuchst noch nicht einmal zu verstehen, warum ich dich nicht mehr will, du fragst nicht, um eine Antwort zu hören, sondern um mir zu beweisen, dass ich mich irre, ich habe die Nase voll von dieser Missachtung, ich habe die Nase voll von dir, ich habe keine Lust, mich mitten im Leben mit dir begraben zu lassen, hast du verstanden?
Du bist ein Ungeheuer, zischt er leise, erstaunt, als spräche er zu sich selbst, du bist unmenschlich, und ich flüstere, prima, dann freu dich doch, dass du mich los wirst, warum solltest du mit einem Ungeheuer zusammenleben wollen? Und er sagt, um mich mache ich mir keine Sorgen, das kannst du mir glauben, ich werde sehr gut ohne dich zurechtkommen, es geht mir nur um den Jungen, und ich unterbreche ihn, plötzlich machst du dir Sorgen um den Jungen? Sechs Jahre lang hast du ihn vernachlässigt, und jetzt erinnerst du dich daran, dass du dir Sorgen um ihn machen solltest? Er bleckt seine großen, auseinander stehenden Zähne gegen mich, ich soll ihn vernachlässigt haben? Ich bin der beste Vater, den es gibt, und wenn ich nicht den ganzen Tag um ihn herumhüpfe wie du, heißt das, dass ich kein guter Vater bin? Schau doch, wie er an mir hängt, nicht weniger als an dir, und ich sage, klar, du bist der einzige Vater, den er hat, etwas anderes kennt er nicht.
Das ist
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