Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
ich, die ich mich auf ein Wochenende ohne Kinder vorbereitet und deshalb Gili zu seinem Vater geschickt habe, verziehe enttäuscht das Gesicht.
Ich habe gedacht, wir würden allein sein, flüstere ich ihm zu, als sie eintreten, und er zischt mir zu, tut mir Leid, an mir liegt es nicht, und ich sehe ihn fragend an, wenn es ihm wirklich Leid täte, könnte ich mich vielleicht damit abfinden, könnte die Enttäuschung über eine verpasste Chance mit ihm teilen, aber warum habe ich das Gefühl, dass es ihm überhaupt nicht Leid tut, dass er seine Kinder dazu benutzt, mich wegzuschieben, und ich frage wütend, warum liegt es nicht an dir? Du hättest Michal sagen können, dass du etwas vorhast, aber er senkt den Blick, natürlich kann er ihr nichts abschlagen, sein Schuldgefühl verschließt ihm den Mund, ich habe gehört, wie er am Telefon stundenlang versucht, sie zu beruhigen, wie er es ihr überlässt, die Besuche der Kinder festzulegen, je nachdem, in welcher Stimmung sie gerade ist. Ich habe sie seit Wochen nicht mehr getroffen, seit jenem Picknick im Rabenpark, und ihr Bild hat sich in mir bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, sie ist zu einem alles fordernden und verschlingenden Wesen geworden, die Mutter seiner Kinder, die mit mir um seine Aufmerksamkeit wetteifert, die ihre Kinder schickt, um meine Pläne zu durchkreuzen, die unaufhörlich Krankheiten und Schmerzen erleidet, eine vorzeitliche Schlangengöttin, ein räuberisches und bedauernswertes Geschöpf, das umso schamloser raubt, je bedauernswerter es wird.
Wir haben daran gedacht, aufs Land zu fahren, erklärt er einsilbig, möchtest du mitkommen? Als wären sie eine Familie und ich nur eine zufällige Besucherin, die keinen Einfluss auf ihre Pläne hat, und wieder verzieht sich mein Gesicht vor Überraschung, wohin fahrt ihr, frage ich, und er sagt, in den Galil, zu Freunden von mir, Orna und Dani, ich habe dir von ihnen erzählt, und ich frage vorwurfsvoll, warum hast du mir das nicht vorher gesagt, ich hätte Gili mitnehmen können, und er sagt, Orna hat gerade eben erst angerufen und uns eingeladen, und er schwenkt das Handy, wie zum Beweis seiner Worte, wenn wir allein wären, hätte ich nicht zugesagt, fügt er hinzu, aber für die Kinder ist es doch schön. Was willst du mir damit sagen, tut es dir so sehr Leid wie mir, dass wir nicht allein sind, sehnst du dich so sehr wie ich nach Nähe, aber eine Maske heuchlerischer Väterlichkeit verbirgt sein Gesicht.
Meine Tasche ist gepackt, Papa, verkündet Maja und setzt sich stolz und trotzig auf das Ledersofa, und ich höre seine Stimme aus dem Schlafzimmer, schön, dann hilf doch Jotam, und sie stößt einen Seufzer aus, ich habe keine Lust, ich bin müde, und ich gehe hinüber zu ihm, bleibe in der Schlafzimmertür stehen und frage, fahrt ihr jetzt schon? Ja, sagt er, kommst du mit? Und ich frage, willst du, dass ich mitkomme? Nur wenn du Lust hast, antwortet er vorsichtig, ich kann dich nicht zwingen. Oded, sei ehrlich, sage ich, willst du, dass ich mitkomme oder nicht? Und er richtet sich seufzend von der Schublade mit den Strümpfen auf und sagt, es hängt davon ab, wer das Ich ist, in dessen Namen du sprichst, wenn du verkrampft und enttäuscht und dauernd beleidigt bist, ist es wohl sinnlos, doch wenn du gern mitfährst und versuchst, diesen Ausflug zu genießen, obwohl er nicht das ist, was du gewollt hast, dann würde ich mich freuen.
Wie nett von dir, die Entscheidung mir zu überlassen, aber betrachten wir es doch mal umgekehrt, wenn du feindselig gegen mich bist und mich ignorierst und dich nur um deine Kinder kümmerst wie eine Entenmutter, dann bleibe ich hier, und wenn du bereit bist, auch an mich zu denken und mit mir zu sprechen, so wie früher, dann komme ich gern mit, und er betrachtet mich mit zusammengekniffenen Augen, und mir ist, als hätte er mich die ganze Woche über nicht ein einziges Mal direkt angeschaut, und er sagt, wir werden zu einem passenden Zeitpunkt darüber sprechen, Ella, ich sehe das alles etwas anders als du, aber jetzt bitte ich dich, eine Entscheidung zu treffen, ich möchte gleich los, bevor es zu viel Verkehr gibt. Ich finde es schade, ohne Gili zu fahren, vielleicht fahren wir erst nächste Woche, wenn er zu Hause ist, und er unterbricht mich ungeduldig, Ella, wir sind für heute eingeladen und wir fahren heute, also kommst du mit oder nicht? Ich weiß nicht, murmle ich, meine schwankende Stimme verrät meine Not, was geschieht plötzlich mit mir, so viele
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