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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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und meine nackten Beine erstarrten, und er stieß mich mit Gewalt vorwärts, und das tat mir schrecklich weh an den Schultern, und ich sah die Schlange groß und braun näher kommen, und dann sagte er mir, ich solle Strümpfe anziehen, und das war eine feierliche Neuerung für mich, Strümpfe mitten im Sommer, und auch seine wilde Sorge um mich, und trotzdem schaffte ich es jetzt, hinauszugehen und ruhig die Tür hinter mir zu schließen, doch ich konnte nicht anders, ich stand sofort wieder davor, wie neu, als sei ich gerade erst angekommen, und ich drückte auf die Klingel, betete insgeheim, daß die Nachbarin meinen seltsamen Tanz um die Tür nicht beobachtete. Sofort hörte ich wieder die Räder, als ob man in der Wohnung nicht auf seinen eigenen Beinen gehe, die Tür wurde überraschend schnell geöffnet, und ich, verblüfft darüber, daß Türen von innen aufgehen, sagte mit einem dümmlichen Lächeln, hallo, ich bin’s, als würden wir telefonieren, und er sagte, das sehe ich, und trat einen Schritt zur Seite und fügte hinzu, komm rein, und ich ging schnell hinein, bevor er es sich anders überlegte, und stolperte über die Schnur des Staubsaugers, schließlich sollte ich ja nicht wissen, daß er da stand, meine Füße verhedderten sich in der Schnur, und ich fiel zu Boden, mit dem Gesicht auf den harten, noch warmen Körper des Staubsaugers.
    Mein erster Gedanke war, ich habe ihm den Staubsauger kaputtgemacht, und das wird er mir nie verzeihen, und es tat mir so leid, daß er diese Erinnerung an mich behalten würde, und erst als ich den Kopf hob und Blut auf dem Boden sah, verstand ich, daß etwas an mir verletzt war, ich fuhr mir mit den Händen über das Gesicht und hielt an der Nase inne. Mein teurer Körperteil, der, den ich im Spiegel am liebsten betrachtete, schmal und gerade wie bei meiner Mutter, tat weh und blutete. Ich wagte nicht, sie länger zu berühren, ich wagte nicht, mein Gesicht zu heben, aus Angst, meine Nase würde abfallen wie ein Blatt, das sich vom Baum löst, also blieb ich zusammengekrümmt sitzen, beide Hände vor das Gesicht geschlagen, und weinte leise.
    Einen Moment lang vergaß ich überhaupt, daß er da war, so sehr kümmerte ich mich um meinen Verlust, und erst als ich hörte, wie der Kühlschrank aufgemacht wurde, fiel mir ein, daß das Leben weiterging und er offensichtlich die Gelegenheit nutzen wollte, den Salatkopf in den Kühlschrank zu legen, doch gleich darauf fühlte ich einen harten Brocken auf meinem Gesicht, kalt und hart wie Eis, und es war wirklich Eis, drei Würfel in einer Sandwichtüte, die ich, ohne mich zu bedanken, ergriff und ängstlich auf meine schmerzende Nase drückte, um sie zu kühlen. Ich fühlte seinen Schatten über mir, über meinen Knien, die mit Blut befleckt waren, immer näher kam er, bis er mit einem Seufzer der Ergebung neben mir auf dem Boden kniete und mir mit einem weißen Tuch das Blut von der Lederhose wischte, die ich am Morgen mit solcher Begeisterung angezogen hatte.
    Vermutlich ist er gut zu einem, wenn man krank und verletzt ist, dachte ich, vielleicht ist seine Frau deshalb krank geworden, er liebt es offenbar, der einzige Gesunde in der Umgebung zu sein und Hingabe zu demonstrieren, schade, daß ich das nicht eher gewußt habe, für eine solche Erkenntnis lohnt es sich sogar, meine schöne Nase zu opfern, und um zu sehen, ob diese Erkenntnis der Wahrheit entsprach, legte ich den Kopf an seine Schulter, und sofort, wie ein Reflex, bewegte sich sein Arm und legte sich um meine Schulter, schwer und liebevoll. Sie ist gebrochen, flüsterte ich so traurig, als ginge es um einen familiären Verlust, und er sagte mit leiser Stimme, komm, zeig mal her, und zog mir mit einer zarten Bewegung die Finger weg, die meine Nase verdeckten, wie ein Bräutigam den Schleier von der Braut zieht. Ich sah ihn erschrocken an, als wäre er mein Spiegel und ich könnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, wie ernst die Lage sei, aber er lächelte beruhigend und sagte, es ist nicht schlimm, und ich fragte, sieht man noch, daß es eine Nase ist, oder sieht es aus wie Brei, und er musterte mich ernsthaft und sagte, Nase.
    Ich muß zu einem Krankenhaus fahren und eine Röntgenaufnahme machen, sagte ich, und er sagte, mach dir keine Sorgen, Ja’ara, deine Nase ist in Ordnung, ich weiß, wie eine gebrochene Nase aussieht, glaub mir, und ich wußte, daß ich jetzt erstaunt fragen sollte, woher er das wisse, und mir anhören, daß er schon mit zehn Jahren

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