Liebeslied für einen Prinzen
Flasche mit einem starken Seelentröster. Den hätte Adam im Moment dringend gebraucht. „Ich kenne diesen Jungen jetzt schon sehr lange, Elena“, sagte er beherrscht. „Wie kommen Sie darauf, er könnte mich lieben?“
Sie rührte sich nicht von der Stelle. „Ich glaube, Sie suchen einfach an den falschen Stellen.“
„Und ich glaube, dass Sie träumen“, hielt er ihr vor, fischte einen Minzezweig aus einer Bowlenschüssel und schob ihn sich in den Mund. Das wirkte zwar bei Weitem nicht so gut wie ein harter Drink, lenkte Adam aber vorerst ab.
Sicherheitshalber wechselte er das Thema. „Der Besuch im Palast war übrigens weitgehend Zeitverschwendung, sonst nichts. Die Hofbeamten bestanden darauf, dass ich zum Abendessen blieb und einige Leute kennenlernte. Ich weiß nicht, ob sich die Mühe gelohnt hat. Eher drängt sich mir der Eindruck auf, dass sich im Moment keine wirklich wichtigen Persönlichkeiten in der Hauptstadt aufhalten. Man wollte mir heute wohl nur ein wenig auf den Zahn fühlen.“
Aufmerksam und mit leicht geneigtem Kopf hörte Elena zu. Sie hoffte, aus seinen Worten auch nur einen Funken Verständnis für die Geschichte und die Größe der Insel herauszuhören. Enttäuschenderweise klang nichts dergleichen an. Adam schien auch die Bedeutung der Königswürde, die man ihm anbot, nicht zu begreifen. Ging es für ihn tatsächlich nur um Geld? War ihm wirklich alles andere egal?
„Sehr schade“, erwiderte sie. „Ihren Großvater haben Sie nicht getroffen?“
„Nein, er hat eine Erkältung, das sagte man mir jedenfalls. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man mich nur mit Ausreden von ihm fernhält. Letzten Endes spielt das allerdings keine Rolle. Der Vertrag ist die Hauptsache, aber den zeigt man mir nicht.“
„Aha“, sagte Elena leise. Ihn interessierte wirklich nur das Geld.
„Ja, diese Leute spielen auf Zeit“, fuhr er fort. „Ich überlege, ob ich Jeremy morgen mitnehme und die Höflinge mal ordentlich auf Trab bringe. Bisher wissen sie noch nicht viel über Jeremy. Sie haben bloß seinen Namen gehört. Bei ihnen ist alles reine Theorie … Aber morgen wird aus der Theorie die harte Wirklichkeit.“
Elena schüttelte bloß geringschätzig den Kopf. „Was wird Jeremy denn Ihrer Meinung nach anstellen?“
„Ach, keine Ahnung. Vielleicht klettert er irgendwo hoch und bleibt so lange am Abgrund hängen, bis sie ihn mit einem Hubschrauber herunterholen. Er könnte auch die Pferde aus ihren Boxen befreien oder Piranhas im Teich aussetzen.“ Adam brauchte nicht lange zu überlegen. „Unter Umständen haben sie im Palast ja auch eine schöne Hochzeitstorte, die er zerstören könnte.“
„Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, dass er solche Sachen nur anstellt, weil Sie das von ihm erwarten?“ Nervös verschränkte sie die Finger ineinander.
„Es gibt einen Hintergrund, Elena“, erwiderte er seufzend. „Ich rechne mit so etwas, eben weil er es schon oft gemacht hat.“
Elena befeuchtete sich die Lippen. Sie interessierte sich immer mehr für diesen Mann, obwohl vieles an ihm sie störte. Unter normalen Umständen hätte sie sich längst von ihm abgewandt. Allerdings konnte sie ihn nicht wegschicken. Das war unmöglich. Er löste bei ihr Gefühle aus, die sie noch nie erlebt hatte. Sie wollte in seiner Nähe bleiben und versuchen, das alles zu verstehen. Umgekehrt konnte sie ihm helfen, Verständnis zu entwickeln und sich zu ändern. War das verrückt? Traute sie sich zu viel zu, oder jagte sie einem Hirngespinst hinterher?
Das war durchaus möglich. Nun war es jedoch zu früh, um aufzugeben, nachdem sie sich darauf eingelassen hatte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als bis zum Ende durchzuhalten und abzuwarten.
„Wenn Jeremy wirklich so schlimm ist, wie Sie annehmen“, hielt sie ihm vor, „fürchten Sie dann nicht, dass Ihnen seine Anwesenheit im Palast schaden könnte? Die Verantwortlichen könnten es sich anders überlegen und sich einen anderen Thronfolger suchen. Das könnte man ihnen nicht einmal verübeln, weil Jeremy zu Ihnen gehört und sie ihn deshalb sozusagen mit aufnehmen.“
Adam überlegte einen Moment. „Das ist nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht nehme ich ihn doch erst mit, wenn die Verträge unter Dach und Fach sind.“
Indem sie tief durchatmete, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. „Adam, wollen Sie es sich nicht noch mal überlegen, ob Sie König werden?“, fragte sie vorsichtig. „Vielleicht ist das gar nichts für Sie.“
„Wie
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