Liebeslied für einen Prinzen
bitte?“, fragte er betroffen und glaubte, sich verhört zu haben. „Wovon sprechen Sie?“
Sie verkrampfte die Finger ineinander, bis sich die Knöchel weiß unter der Haut abzeichneten. „Es ist nur … Adam, wieso glauben Sie, dass Sie für diese Aufgabe geeignet sind? Woher nehmen Sie die Gewissheit, ein guter König zu sein?“
„Ein guter König?“, wiederholte er schroff und lachte geringschätzig auf. „Was hat das denn damit zu tun?“
„Alles“, versicherte sie ernsthaft. „Darauf baut doch alles auf. Wenn Sie kein guter König sein können, wieso wollen Sie dann den Job?“
„Den Job?“ Entgeistert musterte er sie, bevor er unruhig auf und ab zu gehen begann. „Elena, ich will den Job nicht, wie Sie es ausdrücken. Es geht mir um die Bezahlung für diesen – Job. Ich habe nämlich bereits eine Arbeit. Ich leite eine Filmproduktionsfirma, und das mache ich verdammt gut.“ Aufgeregt strich er sich durchs dichte Haar. „Meine Firma ist mir seit Jahren das Wichtigste, und ich würde alles machen, um sie nicht zu verlieren. Dazu gehört auch, dass ich hier den König spiele, wenn es nötig ist.“
Genau das hatte sie befürchtet. Enttäuscht wandte sie sich von Adam ab. Am liebsten hätte sie das Thema gewechselt. Weshalb glaubte sie überhaupt, etwas ändern zu können? Bestimmt hörte er nicht auf sie, wenn sie ihm offen die Meinung sagte. Stattdessen würde er wahrscheinlich nicht mehr mit ihr reden.
Sie konnte sich vormachen, dass es ihr ohne Adam gut gegangen war und sie unbeschwert weiterleben würde, falls er auf der Stelle in ein Hotel umzog. Das wäre jedoch gelogen. Adam hatte in so kurzer Zeit schon ihr Leben verändert, und Elena wollte ihn nicht verlieren – zumindest jetzt noch nicht.
Andererseits verabscheute sie Unaufrichtigkeit und wollte ihm nichts vormachen. Für Elena standen ihre Heimatinsel und ihr Volk an erster Stelle. Keinen Moment vergaß sie die Ahnen, die dafür gekämpft hatten, dass sie jetzt hier leben konnte. Mutig wandte Elena sich ihm zu.
„Adam“, sagte sie eindringlich, „ich habe den ganzen Nachmittag nachgedacht und muss Ihnen einfach sagen, was ich darüber denke.“ Sie ließ einige Sekunden verstreichen und atmete tief ein, bevor sie weitersprach. „Ich finde, Sie sollten sich zurückziehen.“
„Wie bitte?“, fragte er ungläubig.
„Sie können nicht König von San Rinaldi werden!“
6. KAPITEL
„Sie müssen zurücktreten, Adam“, flehte Elena mit vor Aufregung bebender Stimme. „Es wäre doch einfach nicht richtig weiterzumachen. Sie wären ein katastrophaler König.“
Fassungslos betrachtete Adam sie. Wieso stellten sich die Frauen immer gegen ihn? „Wovon sprechen Sie?“, entgegnete er vorwurfsvoll. „Ich dachte, Sie sind auf meiner Seite.“
Sie hörte deutlich an seinem Tonfall, dass sie ihn tief getroffen hatte. Trotzdem musste sie ehrlich sein. Die Worte zurückzunehmen kam nicht infrage.
„Ich bin auch auf Ihrer Seite. Und ich bin dafür, dass Sie das Richtige tun und die Menschen nicht betrügen.“
Er glaubte es einfach nicht. Impulsiv hob er die Hände und wollte sie ihr auf die Schultern legen, hielt sich jedoch zurück. Stattdessen wandte er sich ab und schlug mit der Faust auf ein Sofakissen.
„Elena, ich betrüge niemanden! Diese Leute brauchen dringend einen König, und ich kann die Rolle übernehmen. Dank meiner Gene! Ich habe es mir nicht ausgesucht, aber jetzt stehe ich vor der Wahl. Vergessen Sie bitte nicht, dass mich der Hof von San Rinaldi gebeten hat herzukommen. Es war nicht meine Idee.“
Schon als die Auseinandersetzung begann, hatte Fabio aufmerksam den Kopf gehoben. Jetzt stand der Hund auf und stellte sich vor Elena. Adam hätte beinahe bitter aufgelacht. Sogar der Hund war gegen ihn.
„Sie müssen einen anderen aussuchen“, beharrte sie und kreuzte entschlossen die Arme vor der Brust. Dennoch bebte Elenas Unterlippe. „Bitte, Adam, das wäre zu Ihrem eigenen Besten.“
„Aber genau darum geht es doch! Es gibt keinen anderen mehr. Ich bin der Letzte, und das weiß jeder am Hof. Darum hoffe ich ja auch, dass bei diesem Handel viel für mich herausspringt.“
Da war es wieder – Geld. Es ging immer nur um Geld. Elena schüttelte den Kopf. Ihr war bewusst, dass er nicht als Einziger an Geld dachte. Sie ließ ihn für eine überhöhte Miete in ihrem Gartenhaus wohnen. Wie konnte sie ihn da kritisieren? Trotzdem musste sie ihm klarmachen, dass es letztlich für ihn in einer Katastrophe
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