Liebeslied für einen Prinzen
enden würde, sollte er tatsächlich die Krone von San Rinaldi annehmen.
„Wenn Sie der letzte Kandidat sind, sollte man die Thronfolge neu regeln. Es gibt bei uns viele Adelsfamilien. Täglich wird in den Zeitungen und Zeitschriften über sie berichtet. Soll König Giorgio doch eine aussuchen und eine neue Dynastie gründen. Vielleicht holt man auch ein Mitglied einer ausländischen Königsfamilie ins Land. Es wäre kein Einzelfall, in einigen europäischen Ländern kam so etwas schon einmal vor.“ Flehend hob Elena die Hände. „Es muss nur jemand sein, der San Rinaldi schätzt und sein Volk liebt, jemand, der für dieses Land lebt … jemand, der den Geist von San Rinaldi lebt.“
„Der Geist von San Rinaldi“, wiederholte Adam gepresst. „Was genau ist denn bitte dieser Geist von San Rinaldi?“
„Eben weil Sie das nicht wissen, können Sie nicht König werden. Sie müssen es in sich tragen. Sie können nicht in Hollywood anrufen und sich alles Nötige schicken lassen.“
Er wich zurück, als hätte sie ihm eine Ohrfeige versetzt. Ihr Ton, vor allem aber die unausgesprochenen Vorwürfe, verletzten ihn wie kaum etwas zuvor in seinem Leben. Dass Adam ihre Argumentation nicht widerlegen konnte, wusste er. Denn es stimmte, dass ihm alles, was Elena wichtig war, mehr oder weniger gleichgültig war. Er wollte gar nicht wie sie denken und empfinden.
Aber als Schuft und Betrüger wollte er sich deshalb nicht darstellen lassen. Erst recht nicht von dieser Frau, die er immer mehr bewunderte. Da Adam keine passende Antwort geben konnte, verließ er den Raum.
„Adam?“
Er streckte sich und lächelte.
„Adam!“
Auf der Schulter spürte er ihre Hand, drehte sich um und tastete nach Elena. Ihr Körper fühlte sich warm und weich an, genau wie er es sich vorgestellt hatte. Es war himmlisch, sie neben sich zu haben und …
„Adam, hören Sie doch! Wachen Sie auf!“
„Was ist?“, murmelte er, blinzelte benommen und verstand nicht, warum Elena sich in der Dunkelheit über ihn beugte, anstatt neben ihm im Bett zu liegen, wo sie doch hingehörte.
„Ich konnte nicht schlafen“, flüsterte sie. „Kommen Sie bitte nach draußen. Ich muss mit Ihnen sprechen und möchte Jeremy nicht aufwecken.“
„Ja. Gut. Geben Sie mir eine Minute.“ Um die Schläfrigkeit loszuwerden, rieb er sich die Augen. „Hm. Ich dachte, ich träume.“
„Ich warte draußen auf Sie.“
„Ja, ich komme gleich.“
Sobald sie den Raum verlassen hatte, blieb Adam einige Sekunden liegen und atmete tief ein. Dieser Traum war eine Spur zu echt gewesen.
Nachdem er aufgestanden war, sah er nach seinem Sohn und ging anschließend zu Elena. Sie wartete am Rand des Gartens unter einem Baum mit weit ausladenden Ästen. Das Plätschern eines kleinen Wasserfalls kam Adam vor wie Musik.
„Was gibt es denn?“ Er hatte keine Ahnung, weshalb sie ihn geweckt hatte. „Stimmt etwas nicht?“
„Mit mir stimmt etwas nicht“, erwiderte sie.
„Und was?“ Gähnend reckte er sich und strich sich durch das zerzauste Haar. Dabei fiel ihm auf, dass er nur eine Pyjamahose trug. Aber Elena konnte ihn ja nicht sehen, darum spielte es keine Rolle. Jedenfalls versuchte er, es sich einzureden. Die Tatsache, dass er mit nacktem Oberkörper und nur mit der tief auf den Hüften hängenden Hose bekleidet vor Elena stand, ließ Adam alles andere als kalt. Sein Körper reagierte augenblicklich. Kühle Luft strich über seine nackte Haut, und der Anblick der schönen Frau im Mondschein weckte sein Verlangen.
Das Haar umrahmte in weichen Wellen ihr Gesicht. Ein hauchdünnes weißes Nachthemd und ein ebenfalls dünner Morgenmantel verhüllten ihren Körper. Adam hätte liebend gern die Hände über den weichen Stoff gleiten lassen, um Elena wie ein Geschenk andächtig auszupacken. Die Vorstellung, wie sie aussehen würde, ließ sein Herz schneller schlagen. Doch sofort schüttelte Adam den Kopf. Das war und blieb nur ein Traum.
„Was stimmt denn nicht mit Ihnen?“, fragte er betont nüchtern, um seine Fantasie zu verbannen.
„Ich hätte das alles vorhin nicht sagen sollen. Mir steht nicht zu, Ihnen Vorschriften zu machen. Und ich kann Ihnen nicht befehlen, was Sie tun sollen. Ich will mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid.“
„Es tut Ihnen leid“, wiederholte er überrascht und rief sich den genauen Wortlaut ihrer Kritik ins Gedächtnis.
Sie war der Meinung, dass er die Königswürde nicht verdiente. Das bedeutete zwar nicht, dass er
Weitere Kostenlose Bücher