Liebeslist und Leidenschaft
Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Als er hinterm Steuer saß und den Zündschlüssel in der Hand hielt, tat er etwas, was er seit Jahren nicht mehr getan hatte.
Er weinte.
Schließlich ließ er den Wagen an und fuhr los, weg vom Haus, weg von Nicole. Verstohlen wischte er sich übers Gesicht. Ihm war, als würde er seine Seele zurücklassen, als wäre er nur noch eine Hülle. Eine leere Hülle. Nur zusammen mit ihr war er ein Ganzes, aber das hatte er leider erst erkannt, als es zu spät war.
Angespannt sah er in den Rückspiegel, in der stillen Hoffnung, dass sie vor dem Haus stehen würde, dass sie ihm zuwinken würde, er solle zurückkommen. Dann würden sie gemeinsam schon einen Weg finden, sich zu versöhnen. Doch sie stand nicht vor dem Haus. Stattdessen erlosch das Licht über der Eingangstür und damit auch seine letzte Hoffnung.
Ja, er hatte sie verloren. Und ich habe es auch nicht anders verdient, dachte er. Ich habe sie ausgenutzt, ihr Vertrauen enttäuscht, wollte ihrer Familie schaden. Was soll ich da erwarten?
Die Fahrt war lang und quälend. Es war die Fahrt zurück in sein altes Leben, ein Leben in Einsamkeit, angefüllt nur von hohlen, bedeutungslosen Racheplänen.
Als er sein Apartment betrat, fühlte er sich unendlich müde. Wie leer es ohne Nicole wirkte! So erschöpft er auch war, an Schlaf war nicht zu denken. Er konnte einfach noch nicht aufgeben. Irgendwie musste er Nicole davon überzeugen, dass sie ihm trauen konnte und dass er sie wirklich liebte. Es musste einen Weg geben, denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, sein Leben ohne sie zu verbringen.
Irgendeinen Weg musste es doch geben!
13. KAPITEL
Nate hielt vor dem Haus der Wilsons an und stieg aus dem Wagen aus. Er hatte noch keine Sekunde geschlafen; nur das Adrenalin, das durch seine Adern pulsierte, hielt ihn noch auf den Beinen. Mit mächtigen Schlägen hämmerte er gegen die Tür.
Es dauerte eine Weile, bis die Tür sich endlich öffnete. Judd Wilson stand im Bademantel vor ihm. Sein Haar war zerzaust, als hätte er gerade noch vergeblich versucht, es mit den Fingern zu glätten, bevor er an die Tür ging.
„Herr im Himmel, Mann, wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?“, fuhr er Nate an.
„Ja, ja, ich weiß, es ist noch sehr früh, aber ich musste unbedingt mit Ihnen sprechen. Es ist zu wichtig und duldet keinen Aufschub.“
„Na schön, kommen Sie rein.“ Judd sah Nate prüfend an. „Sie hätten lieber ein bisschen länger schlafen sollen. Wie das blühende Leben sehen Sie nicht gerade aus.“
Nate lächelte nur. Er konnte sich vorstellen, welch desolaten Anblick er bot. Er hatte sich weder rasiert noch gekämmt und trug immer noch die Kleidung vom Vortag.
„Judd, wer ist denn da?“, ertönte Annas Stimme von der Treppe.
„Nate Hunter.“
„Ist mit Nicole alles in Ordnung?“
In ihrem eleganten Morgenmantel kam Anna die Treppe herunter.
„Ja, so weit geht es ihr gut,“, antwortete Nate. „Sie will zwar von mir nichts wissen, aber ich hoffe, dass ich das mit Ihrer Hilfe noch ändern kann.“
Judd und Anna tauschten einen bedeutungsschweren Blick aus, dann wandte Judd sich an Nate. „Das ist Ihre Baustelle, Hunter, nicht unsere. Meine Schwester trifft ihre Entscheidungen selbst.“
„Das ist mir schon klar, aber ich hätte Ihnen einen Vorschlag zu machen. Sie und Wilson Wines würden davon profitieren, und gleichzeitig könnte ich Nicole beweisen, wie viel sie mir bedeutet.“
„Ich würde vorschlagen, wir besprechen das bei einem guten Frühstück“, sagte Anna. „Judd?“
„Na schön“, stimmte Judd widerwillig zu. „Kommen Sie mit in die Küche.“
„Wir haben unserem Personal übers Wochenende freigegeben“, gestand Anna, während sie die Tür zur modern eingerichteten Küche öffnete. „Das Frühstück wird also etwas bescheidener ausfallen.“
„Das macht überhaupt nichts“, erwiderte Nate, setzte sich auf einen Küchenstuhl und zog ein Bündel Papiere aus seiner Manteltasche. „Machen Sie sich nur keine Umstände. Ein starker Kaffee würde mir guttun, der Rest ist mir ziemlich egal.“
Schon während Anna den Kaffee aufbrühte, begann Nate seinen Plan zu erläutern. Die meiste Zeit hörte Judd schweigend zu, nur gelegentlich stellte er eine Zwischenfrage. Als Anna ihnen einen Teller mit Sandwiches auf den Tisch stellte und Kaffee nachschenkte, fasste Nate noch einmal alles zusammen.
„Ich schlage also vor, dass wir Jackson Importers und Wilson Wines
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