Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
ihm abgefallen!“
Athan betrachtete den eisgekühlten Champagner, die blendend weißen Damastservietten, das silberne Geschirr und die üppige Blumendeko. Gut, dass Ian über eigene Mittel verfügt und dass Eva Zugriff auf das Vermögen der Familie hat, dachte er mürrisch, denn er wusste, was ein Abendessen hier kostete. Sein neues Gehalt war sicher bei Weitem nicht so großzügig wie das alte. Aber eigentlich war ja alles gut, denn Eva wirkte sehr glücklich, und durch eine anspruchsvolle Arbeit hätte sein missratener Schwager kaum Gelegenheit, Dummheiten zu machen. Zumindest gab es kein Anzeichen dafür, dass Ian wieder versucht hatte, sich Marisa zu nähern. Und nach einer Nachfolgerin hatte er sich auch nicht umgesehen. Vielleicht brauchte Athan sich um die Ehe seiner Schwester also keine Sorgen zu machen, zumindest vorerst nicht.
Ein Schatten glitt über sein Gesicht. Marisa Milburne hatte sein Leben ganz schön durcheinandergebracht, doch offenbar war zumindest etwas Gutes dabei herausgekommen. Ein schwacher Trost, aber immerhin.
Athan ließ den Blick nach draußen zu den regennassen Straßen gleiten. Er war nicht mehr in England gewesen, seit er Marisa in ihrem ärmlichen Cottage aufgesucht hatte. Er hatte es einfach nicht fertiggebracht und sich stattdessen nach Kräften mit Arbeit und Konferenzen abgelenkt. Nur sehr widerstrebend hatte er eingewilligt, zu der Familienfeier nach London zu kommen, weil Eva ihn so eindringlich darum gebeten hatte.
Athan versuchte, sich für sie zu freuen. Auch das Durcheinander mit Marisa hatte es ja nur gegeben, weil er wollte, dass seine Schwester glücklich war. Ob Evas Glück von Dauer sein würde, war natürlich eine ganz andere Frage.
Er seufzte schwer. Immerhin habe ich meinen Plan umgesetzt und mein Ziel erreicht, dachte er. Jetzt musste er nur noch diesen Abend durchstehen, Ian mit den richtigen Worten dazu gratulieren, dass er eine neue Stelle gefunden hatte, nun auf eigenen Füßen stand und seine Frau nicht mehr betrog. Letzteres durfte er natürlich nicht ansprechen, zumindest nicht in Evas Gegenwart.
Seine Schwester hatte die Besprechung mit dem Butler beendet. „Athan, ich frische nur kurz mein Make-up auf. Ian wird sicher jeden Moment hier sein.“
Sie verschwand, und Athan war sehr froh darüber, einen Moment allein sein zu können. So konnte er sich innerlich für die Tortur wappnen, als die das Abendessen sich bestimmt entpuppen würde. Immerhin musste er einen ganzen Abend mit Ian verbringen – in dem Bewusstsein, das dieser seine Frau hatte betrügen wollen. Eva zuliebe durfte er sich aber nichts anmerken lassen. Ich werde mein Bestes geben, dachte Athan resigniert.
Als die Tür aufging, blicke er hinüber – und erstarrte.
Ian war hereingekommen. Ihm folgte, ganz offensichtlich sehr nervös, Marisa.
Athan war fassungslos. „Wie kannst du es wagen, sie herzubringen!“, fuhr er seinen Schwager heftig an.
Marisa hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Weil sie sich plötzlich ganz schwach fühlte, hielt sie sich an Ians Arm fest. Wenn sie auch nur geahnt hätte, dass Athan auch hier sein würde …! Sie spürte, dass auch Ian angespannt war.
„Wo ist Eva?“, fragte er.
Athan ignorierte die Frage. Sein Gesicht war ganz verzerrt vor Wut. „Ich gebe dir genau eine Sekunde Zeit, diese Frau hinauszubringen, sonst …“
„Sonst was?“, fragte eine weibliche Stimme. Eva stand im Türrahmen und blickte ihn verwundert an. Als ihr Blick auf die ihr unbekannte Frau fiel, die sich am Arm ihres Ehemannes festhielt, wandte sie sich ihm zu. „Was ist denn los, Ian?“ Sie wirkte verwirrt, aber nicht misstrauisch.
Marisa schluckte. Nun stand sie also endlich der Frau gegenüber, über die sie schon so oft gesprochen hatten. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken, und sie versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Schon Ians Brief hatte sie sehr aufgewühlt. Dass Athan ebenfalls hier war, brachte sie nun vollends durcheinander.
Ich kann das nicht, dachte sie verzweifelt. Ich muss hier raus!
Als sie Ians Arm losließ und in Richtung Tür stolperte, wich Eva automatisch zur Seite, um sie vorbeizulassen. „Ich … es tut mir leid … ich kann das nicht!“, brachte Marisa nur heraus.
Plötzlich spürte sie, wie jemand fest ihren Arm umfasste. „Ich kümmere mich schon darum, Eva“, sagte Athan schroff.
Mit eisenhartem Griff hielt er sie fest und zog sie nicht gerade sanft mit sich aus dem Raum, weg von seiner Schwester,
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