Liebesmaerchen in New York
Hester?«
Sie hatte Mühe, mitzukommen. »Also gut. Aber du musst dich warm einmummen.«
»Wird gemacht.« Er langte schon nach seinem Mantel. »Kann ich Taz mit raufbringen? Er hat Zark noch gar nicht kennengelernt.«
Hester warf einen Blick auf das kleine Pelzknäuel und stellte sich die großen weißen Zähne des Hundes vor. »Ich bin nicht sicher, ob Taz Zark mag.«
»Er liebt Katzen«, versicherte Mitch, der gerade Radleys Skimütze vom Boden aufhob. »Auf ganz und gar unkannibalistische Weise.« Er griff in die Hosentasche, um seine Wohnungsschlüssel herauszuholen.
»Bitte sei vorsichtig«, ermahnte Hester Red, als er mit Mitchs Schlüssel klingelnd an ihr vorübersauste. Mit einem lauten Knall schlug die Tür hinter ihm zu.
»Guten Morgen«, sagte Mitch und drehte Hester in seinen Armen zu sich herum.
»Guten Morgen. Du hättest mich ruhig wecken können.«
»Ich war auch in Versuchung.« Er streichelte ihr den Rücken. »Ich wollte sogar Kaffee machen und ihn dir ans Bett bringen. Aber dann kam Radley herein. Und bevor ich mich versah, steckte ich bis über beide Ellbogen in geschlagenen Eiern.«
»Er … äh … hat sich nicht darüber gewundert, dass du hier warst?«
»Nein.« Mitch konnte genau nachvollziehen, was sie dachte, und küsste sie auf die Nasenspitze. Dann schob er sie an seine Seite und ging mit ihr zur Küche. »Er kam herein, als ich gerade dabei war, Wasser aufzusetzen, und fragte, ob ich das Frühstück mache. Nach kurzer Beratung kamen wir überein, dass er dazu besser qualifiziert sei als ich. Es ist noch ein bisschen Kaffee übrig, aber ich glaube, den schüttest du besser weg und machst dir neuen.«
»Er wird schon noch gut genug sein.« Hester brachte fast ein Lächeln zustande, als sie sich Milch aus dem Kühlschrank nahm. »Ich hatte geglaubt, du seist schon gegangen.«
»Wäre dir das lieber gewesen?«
Sie schüttelte den Kopf, sah ihn aber nicht an. »Mitch, es ist so schwer. Und es wird immer schwerer.«
»Was?«
»Nicht zu wünschen, du würdest immer hierbleiben.«
»Sag ein Wort, und ich ziehe hier ein, mit Koffern, Hund und allem, was ich habe.«
»Ich wünschte, ich könnte. Ich wünschte es wirklich, Mitch. Als ich heute Morgen in Reds Zimmer kam und euch beide zusammen sah, hat es geklickt. Ich stand da und dachte, so könnte es immer für uns sein.«
»Mir ging das Licht in dem Augenblick auf, als ich dich zum ersten Mal sah, Hester. Ich hatte vorher nie eine genaue Vorstellung von dem, was ich wollte, und ich kann auch nicht behaupten, dass immer alles so gegangen ist, wie ich es geplant hatte. Aber bei dir war ich mir sofort absolut sicher.« Er küsste ihr Haar. »Liebst du mich, Hester?«
»Ja.« Sie seufzte tief auf und schloss die Augen. »Ja, ich liebe dich.«
»Dann heirate mich.« Er hob vorsichtig ihr Gesicht. »Ich verlange nicht von dir, irgendetwas zu ändern, außer deinen Namen.«
Sie hätte so gerne geglaubt, dass es möglich sei, noch einmal ein neues Leben anzufangen. Während sie die Arme um seinen Hals schlang, fühlte sie ihr Herz heftig klopfen. Nimm die Gelegenheit wahr, schien es ihr sagen zu wollen, wirf die Liebe nicht fort. Ganz fest hielt sie ihn umarmt. »Mitch, ich …« Als das Telefon klingelte, löste Hester sich nur zögernd. »Tut mir leid.«
»Mir auch«, murmelte er, ließ sie aber gehen.
Sie fühlte sich immer noch unsicher auf den Beinen, als sie den Hörer aufnahm. »Hallo?« Dann lösten sich alle Träume in nichts auf. »Allan!«
Mitch sah sich schnell um. Ihre Augen waren so ausdruckslos wie ihre Stimme. Sie hatte die Telefonschnur um ihr Handgelenk geschlungen, als müsse sie sich daran festhalten. »Gut«, sagte sie. »Es geht uns beiden gut. Florida? Ich dachte, du wärst in San Diego.«
Also ist er schon wieder umgezogen, stellte sie fest, während sie die bekannte, wie immer rastlos klingende Stimme an ihrem Ohr hörte. Mit viel Geduld ließ sie es über sich ergehen, dass er ihr erzählte, wie großartig, unglaublich gut und wunderbar es ihm gehe.
»Red ist im Augenblick nicht hier«, erklärte sie dann. »Wenn du ihm zum Geburtstag gratulieren willst, kann ich ihm sagen, er soll zurückrufen.« Dann entstand eine Pause, und Mitch sah Zorn in ihren Augen aufblitzen. »Gestern.« Hester biss die Zähne zusammen und brachte dann mühsam hervor: »Er ist zehn, Allan. Dein Sohn Radley ist gestern zehn geworden. Ja, ich glaube dir, dass du dir das nur schwer vorstellen kannst.«
Dann verfiel sie wieder
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