Liebesnacht auf Kefalonia
waren zwar die Festanstellungen bei den Reisegesellschaften für die Wintersaison bereits vergeben gewesen, aber ihr früherer Arbeitgeber, Halcyon Clubreisen, wollte sie unbedingt für den nächsten Sommer engagieren. Sie beabsichtigte, den Vertrag zu unterschreiben, allerdings nur unter der Bedingung, dass man sie nicht zu den griechischen Inseln schickte.
Auf dem Weg zur Treppe hielt sie kurz inne, um die Post aus dem Briefkasten zu nehmen. Hauptsächlich Werbung, die Gasrechnung und … Beim Anblick der griechischen Marke stockte ihr der Atem. Fassungslos las sie die sauber getippte Adresse auf dem großen Umschlag.
Er hat mich gefunden, dachte sie. Er weiß, wo ich bin.
Aber wie? Und warum meldete er sich direkt bei ihr, obwohl sie darauf bestanden hatte, dass sämtliche Korrespondenz über ihre Anwälte laufen sollte?
Andererseits … Wann hatte Mick Theodakis je nach anderen Regeln als seinen eigenen gespielt?
Mit zitternden Knien stieg sie die Stufen hinauf. Als sie die Tür erreicht hatte, fand sie kaum das Schlüsselloch, so aufgeregt war sie. Im Wohnzimmer angekommen, warf sie den Brief auf den Tisch, als wäre er glühend heiß. Dann ging sie zum Anrufbeantworter, der sie anblinkte, und drückte den Wiedergabeknopf. Da Mick ihr geschrieben hatte, war er vielleicht auch mit ihren Anwälten in Kontakt getreten, und auf dem Band befand sich die erhoffte Nachricht.
Stattdessen hörte sie Grants besorgte Stimme. „Kate … Ist bei dir alles in Ordnung? Du hast mich diese Woche nicht angerufen. Bitte melde dich, Liebling.“
Seufzend ging sie ins angrenzende Schlafzimmer, um ihre Dienstuniform, einen blau-grün gestreiften Blazer und ein blaues Kleid, auszuziehen. Es war nett von Grant, sich so um sie zu kümmern, doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass ihn nicht nur reine Freundlichkeit zu den regelmäßigen Anrufen veranlasste. Er übte Druck aus, weil er wollte, dass sie zu ihm zurückkehrte, ihre einstige Beziehung wieder auflebte und sich weiterentwickelte. Er setzte voraus, dass dies auch ihr Wunsch war. Dass sie wie er das letzte Jahr als Irrtum betrachtete, als eine zeitweilige geistige Verwirrung, die nun glücklicherweise vorüber war. Und dass sie ihn heiraten würde, sobald ihre Scheidung rechtskräftig war.
Kate war allerdings klar, dass dies nie passieren würde. Grant und sie waren zwar nicht offiziell verlobt gewesen, als sie nach Zycos im Ionischen Meer gefahren war, um dort als Reiseleiterin zu arbeiten, aber sie hatte geahnt, dass er sie am Ende der Saison um ihre Hand bitten würde. Und sie hätte wahrscheinlich eingewilligt.
Sie konnte selbst nicht sagen, warum sie überhaupt gezögert hatte. Grant war attraktiv, sie hatten viele gemeinsame Interessen, und obwohl seine Küsse sie nicht entflammten, hatte sie sich darauf gefreut, ihre Beziehung endgültig zu besiegeln. Während der Zeit auf Zycos hatte sie ihn vermisst, ihm jede Woche geschrieben und ungeduldig seine Anrufe erwartet.
All das war gewiss eine gute Basis für eine Ehe, oder?
Offenbar glaubte Grant das immer noch. Kate wusste es jedoch besser. Sie war nicht mehr die gleiche Person, und das würde sie ihm leider bald erklären müssen.
Sie hängte das Kostüm auf einen Bügel. Darunter trug sie einen weißen BH sowie einen dazu passenden Slip mit dezenter Stickerei – hübsch und praktisch, aber keineswegs aufregend oder sexy, wie sie nach einem flüchtigen Blick in den Spiegel befand.
Und grundlegend anders als die exklusiven Dessous, die Mick ihr aus Paris und Rom mitgebracht hatte: spinnwebzarte Kreationen, die auf der Haut raschelten, hauchdünne, verführerische Gebilde, einzig dazu entworfen, das Verlangen eines Geliebten zu wecken.
Nur gab es keinen Geliebten, es hatte ihn nie gegeben.
Sie schlüpfte in ihren blassgrünen Hausmantel aus Baumwolle und schloss den Gürtel, dann entfernte sie die Spange, mit der sie tagsüber das lange rotgoldene Haar im Nacken zusammengefasst hatte.
„Wie eine duftende Flamme“, hatte Mick ihr zugeraunt, während er mit den seidigen Locken gespielt hatte.
Kate straffte die Schultern. Sie durfte solche Erinnerungen nicht an sich heranlassen. Eigentlich wollte sie sich vom Spiegel abwenden, doch irgendetwas zwang sie, sich näher zu betrachten.
Wie hatte sie sich nur einbilden können, dass sie der Frauentyp war, der einen Mann wie Mick Theodakis faszinieren und fesseln könnte?
Sie war noch nie eine Schönheit im klassischen Sinn gewesen, dazu war ihre Nase zu lang
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