Liebesnacht mit einem Mörder
informieren und falls sie damit nicht zurechtkommt, vertraue ich darauf, dass du sie mit ein paar netten Worten aufbaust, denn, wenn ich sie bei der Stange halten will, kann ich es mir nicht leisten, allzu rücksichtsvoll zu sein.«
»Ich beneide dich wahrhaftig nicht um deinen Job, Lieutenant«, erklärte Roarke, während er sich im Dunkeln anzog.
»Im Moment beneide ich mich auch nicht.« Mit diesen Worten griff sie sich ihr Handy und rief ihre Assistentin an.
12
B rent Holloways jämmerlicher Tod stand in deutlichem Kontrast zu seinem guten Leben. Die Möblierung seiner Wohnung verriet einen nicht nur an Modetrends, sondern auch am Komfort orientierten Mann. Der Wohnbereich wurde von einer riesengroßen, mit dreieckigen, schwarz schimmernden Kissen bestückten Liegelandschaft dominiert. Der Fernseher war in die Decke eingelassen, und in einem wie der Torso einer gut bestückten Frau geformten Schränkchen fand sich eine große Zahl von Pornofilmen, einige legal, die Großzahl jedoch heimlich schwarz kopiert.
Die entlang einer der Wände verlaufende silbrig schimmernde Bar war bis zum Rand mit teuren Alkoholika und billigen illegalen Rauschmitteln gefüllt.
Die Küche war ein voll automatisierter, seelenloser und anscheinend selten genutzter Raum. Es gab ein mit einem hochmodernen Computer und dem neuesten Holophon bestücktes Arbeitszimmer und einen Entertainmentraum, in dem neben einem Virtual-Reality-Gerät eine Stimulierungswanne stand. In einer Ecke war ein heruntergefahrener Hausdroide mit toten Augen abgestellt.
Holloway lag im Schlafzimmer, eingehüllt in eine silberne Girlande, auf dem überdimensionalen Wasserbett und starrte blind in den unter der Decke angebrachten Spiegel. Die Tätowierung war unterhalb von seinem Nabel angebracht, und um seinen Hals lag eine dicke Silberkette mit vier flatternden Vögeln.
»Sieht aus, als hätte er noch ein Gesundheitszentrum aufgesucht«, bemerkte Eve beim Anblick seiner nur noch leicht geschwollenen Nase. Eine mögliche Verfärbung war geschickt unter einer Schicht Make-up versteckt.
Roarke wartete im Flur. Er wusste, dass es ihm nicht erlaubt war, das Zimmer zu betreten. Doch er hatte ihr schon vorher manchmal bei der Arbeit zugesehen und wusste, auch ohne direkt neben ihr zu stehen, dass sie kompetent war, gründlich, und bei aller Professionalität im Umgang mit den Toten endlos zärtlich.
Er verfolgte, wie sie die ungefähre Todeszeit ermittelte und, da weder Peabody noch die Spurensicherung bisher erschienen war, die Ergebnisse der ersten Untersuchung selber aufnahm.
»Abschürfungen an Knöcheln und an Handgelenken weisen darauf hin, dass das Opfer vor seinem Tod gefesselt war. Zeitpunkt des Ablebens: dreiundzwanzig Uhr fünfzehn. Blaue Flecke in der Halsgegend lassen vermuten, dass der Tod durch Strangulieren eingetreten ist.«
Als sie die Wohnungsklingel hörte, hob sie den Kopf.
»Ich lasse sie herein«, bot Roarke ihr an.
»Okay. Roarke?« Sie zögerte nur kurz. Schließlich war er da, und schließlich hatte er mehr Ahnung als die meisten anderen. »Kannst du den Droiden in Gang setzen und die einprogrammierte Sperre überwinden?«
»Ich denke, das müsste ich schaffen.«
»Ja.« Er konnte so gut wie jedes Sicherheitssystem mühelos umgehen, und so warf sie ihm die Dose Seal-it zu und bat: »Bitte versiegele deine Hände, damit du nirgends Fingerabdrücke hinterlässt.«
Er blickte angewidert auf die Dose, nahm sie jedoch mit, und sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Aus dem Nebenzimmer hörte sie nun die gedämpften Stimmen ihres Mannes und ihrer Assistentin, ging zur Tür und wartete dort.
Peabody war wieder in Uniform, hatte sich den Recorder an den Rockaufschlag geklemmt und sich die Haare wie gewöhnlich glatt aus dem Gesicht gekämmt. Ihr Gesicht jedoch war kreidebleich, und ihre Augen verrieten eisiges Entsetzen, als sie sagte: »Scheiße, Dallas.«
»Sagen Sie mir, ob Sie damit klarkommen. Ich muss es wissen, bevor Sie das Schlafzimmer betreten.«
Seit Eingang der Meldung hatte Peabody sich diese Frage bereits hundertmal gestellt. Doch da sie die Antwort darauf noch nicht eindeutig wusste, sah sie ihrer Vorgesetzten reglos ins Gesicht. »Es ist mein Job, damit zurechtzukommen, das ist mir bewusst.«
»Ich werde Ihnen sagen, was Ihr Job ist. Dort drüben steht ein Droide. Damit können Sie beginnen. Außerdem können Sie das Link und die Überwachungsdisketten überprüfen und anfangen, die Nachbarn zu befragen.«
Es wäre
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