Liebesnacht mit einem Mörder
niemand zu Besuch. Mr. Holloway hatte eine aushäusige Verabredung. Er kam um einundzwanzig Uhr fünfzig wieder. Er war wütend und hat mich wüst beschimpft. Mir fiel auf, dass sein Gesicht geschwollen war, und ich habe ihn gefragt, ob ich ihm helfen könnte. Darauf hat er mir vorgeschlagen, mich ins Knie zu ficken, doch auf diese Funktion bin ich nicht programmiert. Dann hat er mir befohlen, zum Teufel zu gehen, was auch nicht möglich war. Schließlich hat er mir den Befehl gegeben, hier in diesen Raum zu gehen, mich auszuschalten und erst morgen früh um sieben wieder in Betrieb zu gehen.«
Eve sah aus dem Augenwinkel das breite Grinsen ihres Mannes, ging jedoch achtlos darüber hinweg. »Dein Arbeitgeber hatte illegale Rauschmittel und Pornos hier in seiner Wohnung deponiert.«
»Ich bin nicht darauf programmiert, mich dazu zu äußern.«
»Hat er Sexualpartner in seiner Wohnung empfangen?«
»Ja.«
»Männlich oder weiblich?«
»Beides, manchmal sogar zur selben Zeit.«
»Ich suche einen Mann, ungefähr eins achtzig groß, mit langen Händen, langen Fingern, Hautfarbe wahrscheinlich weiß. Älter als dreißig, aber wahrscheinlich nicht älter als fünfzig. Mit einem gewissen künstlerischen Talent und einem ausgeprägten Interesse am Theater. «
»Tut mir Leid.« Rodney wackelte höflich mit dem Kopf. »Für eine Identifizierung reichen die Daten nicht aus.«
»Wem sagst du das?«, murmelte Eve und wandte sich zum Gehen.
Sie wartete, bis die Leiche abtransportiert worden war. »Wenn man sich hier umsieht«, sagte sie zu ihrem Mann, »wird deutlich, dass mehr hinter diesem Typen gesteckt hat, als wir bisher wissen. Er hatte Geld und hat es mit beiden Händen für seine äußere Erscheinung ausgegeben. Außerdem hat er sich gerne angesehen.« Fast an jeder Wand der Wohnung hing ein Spiegel. »Er hat sich bei der Partnervermittlung, bei der er Kunde war, als Hetero ausgegeben, aber seinem Droiden zufolge war er bi. Personally Yours durchleuchtet die Kandidaten gründlicher als die Abteilung für Staatsschutz in East Washington, aber er kommt problemlos durch. Gleich beim ersten Treffen mit der armen Peabody rammt er seine Finger in sie rein, und wenn er das bei ihr gemacht hat, hat er das ebenso vorher schon bei anderen getan. Doch auch damit kommt er durch.«
Sie stapfte durch das Zimmer, und Roarke hörte ihr schweigend zu. Er wusste, er brauchte nichts zu sagen. Sie entwickelte ihre Gedanken, indem sie sie laut aussprach. »Möglicherweise gibt es eine Verbindung zwischen ihm und Rudy oder Piper, eventuell eine heimliche Affäre. Vielleicht aber hat er auch einfach besonders gut bezahlt oder er hatte was gegen die beiden in der Hand, weshalb sie alle Sünden unter den Teppich gekehrt haben. Dieser Typ war nicht auf der Suche nach der großen Liebe, sondern schlicht pervers. Zumindest einer der beiden hat das garantiert gewusst. «
Neben dem von den Kollegen ausgeräumten Diskettenschränkchen blieb sie stehen. »Ein paar von diesen Filmen waren selbst gedreht. Ich frage mich, mit wem Holloway darauf seine schmutzigen Spielchen spielt.«
Sie schaute Roarke an. Sie waren im Augenblick allein, jeden Moment aber käme Peabody zurück. Eve focht einen kurzen innerlichen Kampf, dachte dann jedoch an die vier Leichen und erklärte: »Ich muss noch aufs Revier. Ich weiß nicht, wann ich nach Hause kommen werde.«
Er kannte sie so gut, dass er sich vor sie stellte, eine Hand an ihre Wange legte und mit ruhiger Stimme fragte: »Willst du mich darum bitten oder soll ich es einfach tun und es dir sagen, wenn’s passiert ist?«
Sie atmete hörbar aus. »Ich möchte dich darum bitten.« Sie vergrub ihre Hände in den Taschen ihrer Jeans. »Bitte finde für mich heraus, was Holloway zu verbergen hatte und weshalb er so problemlos damit durchgekommen ist. Das, wofür Feeney Tage brauchen würde, kriegst du in ein paar Stunden raus. Er muss die offiziellen Spielregeln befolgen, doch so lange kann ich nicht warten. Ich will nicht, dass dieser Bastard mir noch eine Leiche als Weihnachtsgeschenk präsentiert.«
»Ich rufe dich an, sobald ich etwas habe.«
Er machte es ihr leicht, und dadurch wurde es noch schlimmer. »Ich schicke dir seine Akte, sobald ich auf der Wache bin«, begann sie und presste, als er grinste, die Lippen aufeinander.
»Die Mühe kannst du dir sparen. Ich hole sie mir selbst.« Er neigte seinen Kopf und küsste sie zärtlich auf die Lippen. »Es macht mir Spaß, wenn ich dir helfen
Weitere Kostenlose Bücher