Liebesnacht mit einem Mörder
ein eleganter Ausweg. Peabody hasste sich dafür, dass sie ihn nehmen wollte. Dafür, dass sie alles lieber täte als in das Schlafzimmer zu gehen. » Mit Verlaub, Madam, arbeite ich lieber mit Ihnen hier am Tatort.«
Eve musterte sie noch einen Moment scharf und erklärte dann mit einem zustimmenden Nicken: »Schalten Sie Ihren Recorder an«, und stellte sich erneut neben das Bett. »Das Opfer ist Brent Holloway. Die Identität wurde durch die ermittelnde Beamtin überprüft. Vorläufige Untersuchung der Leiche durch Lieutenant Eve Dallas, Folgeaufnahme durch Officer Delia Peabody. Todeszeitpunkt und wahrscheinliche Todesursache wurden festgestellt.«
Peabodys Magen verknotete sich, als sie sich zwang, den Toten anzusehen. »Genau wie bei den anderen.«
»So sieht es zumindest aus. Die Vergewaltigung wurde bisher noch nicht bestätigt, und das Blut des Toten wurde noch nicht auf Betäubungsmittel untersucht. Allerdings hat der Täter sein Opfer offenbar desinfiziert. Man kann das Zeug noch riechen.«
Sie nahm ein Sichtgerät aus ihrer Tasche, schob es sich über den Kopf und passte seine Stärke an ihre Augen an. »Die Spurensicherung ist heute Abend ziemlich langsam«, murmelte sie, befahl: »Licht aus«, und die auf das Bett gelenkten Strahler wurden schwarz.
»Ja, er wurde von Kopf bis Fuß besprüht. Die Pinselstriche, mit denen die Tätowierung aufgetragen wurde, stimmen mit denen an den vorherigen Opfern überein. Er kann verdammt gut malen«, fügte sie, die Nase fast am Bauch des Toten, noch hinzu. »Was haben wir denn hier? Geben Sie mir die Pinzette, Peabody. Ich habe hier entweder ein Haar oder eine Faser.«
Ohne auch nur den Kopf zu drehen, streckte Eve die Hand nach hinten aus und ertastete das ihr von ihrer Assistentin gereichte kleine, metallene Gerät. »Es ist weiß und wirkt irgendwie künstlich.« Sie hielt die dünne Strähne in die Luft und betrachtete sie durch die vor ihren Augen angebrachte Lupe. »An seinem Bauch kleben mehrere von diesen Fäden. Ich brauche eine Tüte.« Noch während sie dies sagte, hielt Peabody ihr bereits eine hin. »Ich schätze, dem Bart von unserem Weihnachtsmann gehen die Haare aus, und dieses Mal hat er nicht so sorgfältig hinter sich aufgeräumt wie sonst. «
Vorsichtig zupfte Eve weitere weiße Härchen von der Leiche und tütete sie ein. »Das war der erste Fehler, der ihm unterlaufen ist. Hier, nehmen Sie das Sichtgerät.« Eve zog es sich vom Kopf. »Prüfen Sie das Badezimmer, und zwar jede Ecke, und tüten Sie den Inhalt der Waschbecken- und Duschabläufe ein. Ich will alles haben, was Sie finden. Licht an.« Sie zwinkerte ihre Assistentin an. »Der Fehlschlag bei Cissy gestern Abend hat ihn aus dem Konzept gebracht. Dadurch lässt seine Vorsicht nach.«
Bis Eve den Raum der Spurensicherung übergab, hatte sie über ein Dutzend Haare und winzige Fasern am Leib des toten Holloway entdeckt. Also ging sie entschlossen zur Roarke ins Entertainmentzimmer und fragte mit einem Kopfnicken in Richtung des Droiden: »Hast du ihn zum Laufen gebracht?«
»Selbstverständlich.« Roarke saß in dem bequemen Körperformungssessel und winkte lässig mit der Hand. »Rodney, das ist Lieutenant Dallas.«
»Lieutenant.« Der Droide war klein und gedrungen, hatte ein freundliches, breitflächiges Gesicht und eine etwas barsche Stimme. Offensichtlich hatte Holloway keine Konkurrenz geduldet, nicht mal in Gestalt eines elektronischen Geräts.
»Wann bist du heute Abend ausgeschaltet worden?«
»Um zweiundzwanzig Uhr drei, kurz nachdem Mr. Holloway nach Hause kam. Er schaltet mich nur an, wenn er meine Dienste tatsächlich in Anspruch nehmen will.«
»Und heute Abend wollte er das nicht.«
»So sieht es aus.«
»Hatte er in der Zeit zwischen seiner Rückkehr und deiner Abschaltung Besuch?«
»Nein. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, schien Mr. Holloway nicht in der Stimmung für Besuch zu sein.«
»Woraus hast du das geschlossen?«
»Er wirkte erregt«, erklärte der Droide und presste dann die Lippen aufeinander.
»Rodney, dies ist eine polizeiliche Befragung, in deren Rahmen du alle Fragen möglichst ausführlich beantworten musst.«
»Ich verstehe nicht. Hat etwa, während ich ausgeschaltet war, ein Einbruch stattgefunden?«
»Nein, dein Boss ist tot. Ist vor Holloways Rückkehr jemand an die Tür gekommen?«
»Verstehe.« Rodney brauchte einen Augenblick, als müsse er seine Schaltkreise erst an die Nachricht gewöhnen. »Nein, heute Abend kam
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