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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stehen aus. »Es nützt ihm nichts. Sibirien ist für ihn eine riesige Falle geworden. Er kann von einer Ecke zur anderen rennen oder im Kreis herum … verlassen kann er sie nie! Und ich werde vielleicht fünfzehn oder auch noch zwanzig Jahre leben. Glauben Sie nicht auch, daß man ein Land wie Sibirien in zwanzig Jahren systematisch durchkämmen kann? Wenn man nichts anderes mehr zu tun hat, als einen einzigen Menschen zu suchen, ist das kein Problem! Auf Wiedersehen, Katharina Iwanowna.«
    »Leben Sie wohl, Matweij Nikiforowitsch.«
    Karpuschin wandte sich an der Tür um und lächelte böse.
    Er sagte: »Auf Wiedersehen, Genossin! Ich komme bestimmt wieder.«
    »Sie können jederzeit bei mir eine Tasse Tee trinken, Genosse Generalmajor. In ein paar Wochen gibt es sogar frischen Honig. Wenn Sie sich anmelden, backe ich ihnen einen Honigkuchen.«
    »Katharina, Sie sind ein verteufeltes Aas!« Karpuschin strich über seinen langen, schwarz gefärbten Bart. »Der Mann, der Sie erobert, müßte ein Drachentöter sein!«
    »Er braucht nur eine zärtliche Hand zu haben, Väterchen.« Die Kirstaskaja lachte. Ihre weißen Zähne blitzten wie bei einem fauchenden Panther. »Aber es gibt so wenig zärtliche Hände …«
    Karpuschin ging. Im Flur traf er Borja, den Krankenpfleger. Borja hatte wieder gelauscht und entfernte sich nun mit langsamen, gleichgültigen Schritten, als sei er gerade vorbeigekommen.
    »He, du Affe!« schrie ihm Karpuschin nach. »Bleib stehen, du Urvieh!«
    Borja drehte sich langsam um und sah Karpuschin an. Zwei Kopf größer war er als der Genosse Generalmajor, und fast doppelt so breit. Sein gelbliches, jakutisches Gesicht strahlte entwaffnende Dummheit aus.
    »Sie befehlen, Towaritsch?«
    »Nur etwas sagen will ich dir, du Riesenidiot.« Karpuschin sprach so laut, daß es durch alle Türen drang, auch zu der Kirstaskaja, und das war seine Absicht. »Wenn du weißt, wo Semjonow ist, es aber nicht meldest, und wir bekommen Semjonow und erfahren es, hängt man dich auf! Ist das klar?«
    »Ganz klar, Towaritsch.«
    »An einem Strick um den Hals!«
    »Es muß aber ein guter Strick sein, Towaritsch. Über zwei Zentner wiege ich!« Borja faltete die Hände vor der breiten, bärenstarken Brust.
    Karpuschin verließ das Krankenhaus. Borja ging ihm nach und warf hinter ihm die Tür zu, so laut und dröhnend, daß Karpuschin schon versucht war, umzukehren und Borja zu ohrfeigen. Aber dann bezwang er sich und ging mit zusammengepreßten Lippen zurück zum Kirchplatz.
    Er würde wiederkommen, das wußte er jetzt. Sein berühmtes sicheres Gefühl durchzog wieder seinen ganzen Körper und kribbelte in allen, selbst den kleinsten Nerven.
    Semjonow war hier! Wenn nicht in Nowo Bulinskij, so doch in der Umgebung. Und die Kirstaskaja wußte es! So wie sie lächelte nur eine Frau, die sich völlig sicher war.
    Karpuschin blieb stehen, sah hinüber zur Lena und zu den flachen Booten der Fischer, die lange Netze auswarfen und sie an den Bootsrändern verankerten. So blieben sie bis zum Abend draußen auf dem Strom und ließen die Schwärme in die Netze ziehen. Bei Einbruch der Dunkelheit holten sie dann die Netze ein, und die Boote füllten sich mit zappelnden, um sich schlagenden, silbern glänzenden Fischleibern.
    Karpuschin atmete tief. Ein seit Monaten sein Gemüt bedrückendes Gefühl war gewichen wie Schnee unter warmem Frühlingswind.
    Semjonow ist hier! Er ist hier! Karpuschin fühlte es in allen Adern, in allen Nerven wie elektrische Schläge.
    Und die uralte Stärke der Russen bemächtigte sich auch Karpuschins: Warten! Nicht auf die Zeit sehen! Die Uhr verachten! Den Kalender verbrennen. Die Tage nicht zählen.
    Warten!
    Am Abend war Ludmilla wieder in der kleinen Goldgräberhütte an der Muna. Semjonow saß im Abendrot, hatte die kleine Nadja neben sich im Gras und schnitzte aus Baumrinden kleine Boote, die er mit einem Schubs in den Fluß stieß und sie mit der Strömung davongleiten ließ. Nadja klatschte in die kleinen dicken Händchen und warf Steinchen hinterher. Ein schönes Bild war es, ein Bild des Friedens und des Glücks, und die Sonne übergoß es mit Purpur und Gold.
    »Was macht der Fuß?« rief sie schon von weitem. »Hat sie noch Fieber, Pawluscha? Oh, wie froh bin ich, wieder hier zu sein!«
    Semjonow lief Ludmilla entgegen, und sie fielen sich in die Arme und küßten sich, als hätten sie sich monatelang nicht gesehen. Und dabei war's nur ein halber Tag!
    »Wir haben den Fuß in heißem

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