Liebesparadies im Alpenschnee
machte große Augen.
„Nein, mein Schatz. Es ist nur geliehen für die Zeit, in der wir hier sind.“ Ohne Raouls Reaktion abzuwarten, ging sie zu dem roten Auto.
Raoul hatte viel zu lange auf sie und Philippe gewartet. Nun setzte sie mit dem Leihwagen ein Zeichen. Sie zeigte ihm, dass er sich nicht mehr für sie und den Jungen verantwortlich fühlen musste.
Während der Fahrt drehten sich die Jungen immer wieder um und winkten ihr zu. Albert war ein Segen für ihren Sohn. Zu lange hatte Philippe nicht mehr mit Gleichaltrigen gespielt.
Als sie das Krankenhaus erreichten und wenig später die Kinder um das Bett ihres Großvaters herum standen, spürte sie, wie gut Jules das tat. Seine Augen strahlten, und er lachte, als die Kinder ihm von der Schule erzählten.
Auch körperlich ging es ihm besser. Er brauchte keinen Sauerstoff mehr und hatte ein paar Löffel Suppe gegessen. Raoul war die Erleichterung anzusehen, dass es seinem Vater so viel besser ging.
Als ihre Blicke sich begegneten, las sie darin den stillen Vorwurf an sie, fortgegangen zu sein, aber auch die Befriedigung darüber, dass sein Plan, nach Colorado zu fliegen und sie abzuholen, aufgegangen war und Wirkung zeigte.
Crystal spürte auch, dass Raoul die Sache mit dem Leihwagen nicht gefiel. Er würde jedoch ihren Wunsch nach Unabhängigkeit akzeptieren müssen. Er hatte sein eigenes Leben, sie hatte ihres, und sie wollte nicht, dass er rund um die Uhr für sie in Bereitschaft stand.
Nachdem die Kinder Jules eine Weile mit ihren Geschichten aus der Schule unterhalten hatten, entdeckte Crystal erste Anzeichen von Erschöpfung an ihm. „Mein Vater sagt immer, der schönste Besuch ist ein kurzer.“ Sie beugte sich zu Jules und küsste ihn auf die Wange. „Ich glaube, es ist genug für heute.“
„Ich fühle mich wie neu geboren“, sagte Jules.
„Das ist die beste Nachricht des Tages. Morgen kommen wir wieder, dann hüpfst du hier herum.“ Sie drückte seine Hand.
„Ciao, grand-père!“ Die beiden Jungen warfen ihm zum Abschied Kusshände zu. Sein Lachen begleitete sie nach draußen.
Als sie Raouls Wagen erreicht hatten, forderte Crystal ihren Sohn auf, sich zu verabschieden. „Onkel Raoul bringt jetzt Albert nach Hause.“
„Aber er hat versprochen, dass wir mit zu ihm können“, protestierte ihr Sohn.
„Nicht heute, mein Schatz. Grand-mère wartet mit dem Essen auf uns, und du sollst früh ins Bett. Morgen ist wieder Schule.“
„Aber ich möchte mit zu Onkel Raoul!“ Der erste Protest, die ersten Tränen des Tages. „Er hat gesagt, ich darf das, wenn ich mit Albert zur Schule gehe.“
„Das stimmt“, mischte sich Raoul ein. „Das habe ich den beiden versprochen. Wenn du nicht mitkommen möchtest, bringe ich Philippe zur Schlafenszeit nach Hause.“
„Na, gut. Einverstanden.“ Sie gab ihrem Sohn einen Kuss, winkte und ging zu ihrem Auto, ohne Raoul noch einmal anzusehen. Wenigstens konnte sie gleich, ohne dass der Junge es merkte, den Koffer mit den Geschenken aus dem Wagen holen und im Abstellraum verstecken.
Arlette wartete schon mit dem Essen. Sie sprachen über Jules, dann über Philippe und das harte Jahr, das der Junge hinter sich hatte. Sie saßen noch immer zusammen, als die Tür aufging und Philippe hereingestürmt kam, gefolgt von Raoul.
„Hast du geweint, Mommy?“, fragte Philippe.
„Ja“, gab sie zu und nahm ihn in den Arm. „Wir haben davon gesprochen, was für ein großartiger Junge du bist. Und schon habe ich weinen müssen.“
„Das machen Mütter eben manchmal“, sagte Arlette und gab ihm einen Kuss. „Schön, dass du wieder da bist. Was habt ihr heute gemacht?“
„Wir sind Schlittschuh gelaufen. Onkel Raoul hat gestaunt, wie gut ich das kann.“
Crystal wuschelte ihm durchs Haar. „Das wundert mich nicht. Hast du dich für den schönen Nachmittag bedankt?“
Philippe drehte sich nach Raoul um. „Hab ich das?“
„Sogar mehrmals.“ Raoul lachte. „Vielleicht möchtest du das nächste Mal mitkommen, Crystal?“ Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen.
„Ja, sehr gern.“
Sie hatte sich vorgenommen, mit ihrem Sohn mehr zu unternehmen. Und auf keinen Fall wollte sie den Eindruck erwecken, sie würde seinen geliebten Onkel Raoul meiden.
Bald war Weihnachten. Ihr Schwiegervater würde hoffentlich bis dahin wieder zu Hause sein. Danach wollte sie nach Breckenridge zurückfahren und alles dafür tun, dass ihr Sohn nicht wieder unter Heimweh litt. Auf jeden Fall wollte sie ihm
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