Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
in der Lage, einen Mann zu finden, der mich liebt. Und nicht nur einen!«
Gleich morgen würde ich Ernesto anrufen! Jawohl!
»Und ich sage dir, dass du nicht in der Lage bist, einen Mann zu finden, den du liebst!«, konterte er.
»Das wirst du schon sehen!«
Unbemerkt waren wir beide auf ein vertrautes »Du« verfallen. »Per Sie« zu streiten, war einfach nicht so wirkungsvoll.
Huber grinste plötzlich. »Gut. Ich schlage einen Handel vor: Wenn du dich tatsächlich in einen Mann verliebst, nehme ich alles zurück, was ich gesagt habe.«
Ich lachte auf. »Und davon soll ich was haben? Kümmere du dich lieber um dein eigenes Liebesleben. Oder gibt es da keines und du hackst deswegen so auf mir herum?«
Das saß. Er war sichtlich getroffen.
»Das tut hier nichts zu Sache«, sagte er kühl.
»Dann lass mich in Zukunft in Ruhe!«, forderte ich aufgebracht.
»Ich werde es nicht hinnehmen, dass du mit deinen persönlichen Problemen die bairische Sprache als Plattform benutzt und missbrauchst.« Sein Ton war drohend geworden.
»Das wirst du aber müssen, weil ich an meiner Theorie festhalten werde, bis mich jemand vom Gegenteil überzeugt!«
»Lene?« Claudia rief nach mir. »Ach, da bist du.«
Sie kam ins Wohnzimmer und bemerkte sofort die dicke Luft, die zwischen mir und Huber herrschte.
»Kommst du bitte? Wir beide sollen das Nachspeisenbüfett eröffnen.«
Huber lächelte plötzlich sehr freundlich und reichte Claudia die Hand.
»Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit zu gratulieren. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«
Und ich hatte wohl nicht Geburtstag, oder wie?
»Danke, äh … Herr Huber? Der sind Sie doch, oder?«, fragte Claudia scheinheilig.
»Richtig. Ich nehme an, Lene hat schon von mir erzählt.«
Mein Gott, wie nett er plötzlich sein konnte.
»Ja. Das hat sie allerdings. Ich bin Claudia. Lenes Freundin«, stellte sie sich vor. Claudia flirtete doch nicht etwa mit ihm? Von diesem Typen musste sie unbedingt die Finger lassen.
»Ich dachte, wir sollen raus zum Büfett?«, meldete ich mich zu Wort, um zu zeigen, dass ich auch noch da war.
»Lasst euch von mir nicht aufhalten«, flötete Huber zuckersüß.
Das Fest dauerte noch bis in die frühen Morgenstunden. Michi und Sabine waren noch vor dem nächtlichen Nachtisch verschwunden, genauso wie Karl Huber. Was ich ein wenig bedauerte. Denn so konnte er nicht sehen, wie viele Männer mir noch den Hof machten. Allen voran Severin Bayerl, der alte Lustmolch, der mich in sein Atelier lockte, um mich auf die Leinwand zu bannen. Es schien ihm in diesem Moment völlig egal zu sein, dass noch zahlreiche Gäste anwesend waren, um die er sich als Gastgeber kümmern sollte. Ein Aktbild nach einem Liebesakt mit geröteten Wangen wollte er malen. Und es mir zum Geburtstag schenken. Er war richtig begeistert von dieser Idee. Ich eher weniger. So für alle Nachwelt verewigt zu werden, stand nicht wirklich auf meiner Wunschliste. Vor allem nicht, da er mir die zarte Röte vorher ins Gesicht zaubern wollte. Da würde ich mich eher mit meinem muskulösen Sternzeichen einlassen. Der junge Mann verfolgte mich ohnehin auf Schritt und Tritt, und ich wunderte mich, dass er noch nicht im Atelier aufgetaucht war.
Als Severin im Abstellraum nach einer geeigneten Leinwand suchte, machte ich mich rasch davon.
Ich kam gerade recht zum letzten Tanz des Maienfestes, und Matthias forderte mich auf. Als ich eng an ihn geschmiegt langsam im Takt hin und her wiegte, kam mir Karl Huber wieder in den Sinn.
Ich werde ihm schon zeigen, dass ich durchaus in der Lage bin, eine Liebesbeziehung zu führen, dachte ich trotzig …
Kapitel 9
Das muntere Zwitschern der Vögel, das ich normalerweise so liebte, fühlte sich an diesem Morgen an wie das Hämmern eines Buntspechts gegen meinen Kopf. Oder klopfte es tatsächlich irgendwo? Ich öffnete die Augen, blinzelte und war zunächst beruhigt. Ich lag in meinem Bett – und ich war alleine. Vorsichtig hob ich die Bettdecke. Gut so: Ich trug auch ein Nachthemd.
Mein Kleid hing ordentlich an einem Bügel an der Schranktür. Also hatte mich eindeutig jemand nach Hause gebracht. Wenn ich mich alleine ausgezogen hätte, läge es jetzt vermutlich achtlos auf dem Hocker oder sonst wo. Ich versuchte, mich zu erinnern, wie ich nach Hause gekommen war. Aber vergeblich. Woran ich mich noch erinnerte, war der Tanz mit Matthias. Ein ungutes Gefühl rumorte in meinem Bauch.
»Lene? Bist du wach?«, ertönte von draußen die Stimme
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