Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Schadenfreude. Das kam davon, wenn man andere vorführen wollte.
»Ich verstehe schon, dass Sie über Ihre Scheidung nicht so gerne sprechen. Dabei war es doch in beiderseitigem Einvernehmen oder etwa nicht?«, bohrte Klinger nach.
Aber Karl reagierte gar nicht darauf, sondern befasste sich mit stoischer Miene mit seiner Biersuppe.
»Dann lassen wir das Thema. Vorsicht, die Zwiebeln brennen gleich an!«, rief die Moderatorin.
Karl zog den Topf zur Seite und vermied es, in meine Richtung zu schauen.
Scheidung?! Hatte ich das richtig gehört? Scheidung? Von Hilly? Aber wieso hatte er sie mir überhaupt noch als seine Frau vorgestellt? Dann hatte also der Beziehungsstatus auf seiner Facebook-Seite gestimmt!
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kam schon die nächste Rätselfrage: »Was ist der Hauptbestandteil einer Hirgstsuppe?«
»Buttermilch!« Diesmal war ich schneller. Und so stand es nach Punkten unentschieden. Wobei die Antwort genau genommen eigentlich nicht ganz richtig war. Ursprünglich machte man die Hirgstsuppe oder auch Herbstmilch genannt aus gestöckelter Milch. Da man diese heute nicht mehr so einfach bekam, wich man meist auf Buttermilch aus. Das setzte ich meiner Antwort noch hinzu und heimste mir dafür Applaus von den Zuschauern und ein Lob der Moderatorin ein.
»Streberin!«, zischte Karl, als er an mir vorbeiging, um sich aus einem Kräutertöpfchen Schnittlauch zu holen.
»Pfff!« Eine ausführlichere Antwort war mir das nicht wert.
Die restlichen Minuten vergingen wie im Flug. Ich kam so richtig unter Zeitdruck und hetzte zwischen Herd und Backofen hin und her. Auf meinem Arbeitsplatz sah es inzwischen aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Bei Karl hingegen war alles ordentlich aufgeräumt. So ein Saubermann!
Ich bemerkte es nicht sofort, doch immer mehr Zuschauer kicherten. Inge räusperte sich, bis ich schließlich fragend den Kopf hob. Was hatten sie denn alle? Auch Karl hatte ein breites Grinsen im Gesicht, was bei ihm eher ungewohnt war. Da merkte ich, was los war. Der oberste Knopf an meinem Dirndl war aufgegangen und zeigte in dem ohnehin sehr großzügigen Ausschnitt noch tiefere Einblicke. Erschrocken drehte ich mich um und machte den Knopf wieder zu. Nie mehr im Leben würde ich noch einmal etwas anziehen, in dem ich mich nicht wohlfühlte! Da könnte sich Matthias oder sonst wer auf den Kopf stellen. Ich war von der ganzen Hektik so erhitzt, dass die Schamesröte in meinem Gesicht nicht weiter auffiel.
Klinger sparte sich diesmal einen Kommentar, und Karl strich grinsend seinen Obazdn aufs Schwarzbrot, als hätte er nie im Leben etwas anderes gemacht.
Noch während wir das Essen anrichteten, kam die letzte Rätselfrage: »Womit werden Bavesen gefüllt?«
»Zwetschgenmus!« Die Antwort kam gleichzeitig, aber die Moderatorin schien ein wenig parteiisch zu sein. Sie gab den Punkt an Karl. Gemeine Kuh! Damit hatte sie es sich bei mir verscherzt …
Mit der letzten Sekunde stellte ich das Essen auf den Tisch der Jury. Doch bevor diese unsere Kochkünste bewerten würde, mussten wir selbst ein Urteil darüber abgeben. Klinger verband uns die Augen mit einem dunklen Tuch und gab jedem von uns jeweils einen Löffel Biersuppe und eine Kostprobe von der Mehlspeise. Die Rupfhaubn schmeckten ähnlich gut. Auch Karl hatte offensichtlich eine Prise Zimt dazugegeben, obwohl es nicht in dem Rezept stand. Hmm. Ich hätte nicht sagen können, welche ich gemacht hatte, deswegen gab ich der Kostprobe einen Punkt, die ein klein wenig saftiger war. Bei der Suppe war es einfacher. Eine davon war nämlich etwas versalzen. Das war bestimmt seine Suppe. Nachdem wir unsere Gerichte bewertet hatten, durften wir die Tücher abziehen. Kaum zu glauben, aber wir hatten jeweils dem anderen einen Punkt gegeben. Das Publikum amüsierte sich prächtig über unsere erstaunten Gesichter.
Karl führte immer noch. Was mir absolut nicht schmeckte.
Nun kam die Jury und nahm Platz. Nach ihrer Meinung war Karls Biersuppe besser gelungen als meine, die ich – und nicht er – ein wenig zu großzügig gesalzen hatte. Mit den Rupfhaubn dagegen konnte ich punkten.
Bei dem letzten Gericht waren sich alle einig. Mein Blitz-Schweiners mit dem Knödel-Gugelhupf hatte einstimmig gegen den Obazdn auf Schwarzbrot gewonnen. Somit lagen wir beide nach Punkten gleich auf.
»Liebe Zuschauer, Sie wissen, was das bedeutet. Um den endgültigen Gewinner zu ermitteln, müssen die Kandidaten noch eine kleine
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