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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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er nicht.
    »Darum geht es dir? Möchtest du das Wellness-Wochenende haben? Ich schenk es dir. Das ist sowieso nichts für mich.«
    Dass er aber auch gar nichts verstand.
    »Ich hätte den Preis dann gewollt, wenn ich ihn offiziell bekommen hätte. Aber nicht als milde Gabe, weil du nichts damit anfangen kannst«, lehnte ich sein fragwürdiges Geschenk ab. Vermutlich hätte ich ohnehin nicht allzu viel Freude damit gehabt. Diese Wellnesswelle war mir sowieso suspekt.
    »Frau Koller!« Die nette Krankenschwester von vorhin kam auf mich zu und riss mich aus meinen Gedanken. »Kommen Sie bitte mit?«
    Ich stand auf und wandte mich an Karl.
    »Du kannst ruhig nach Hause fahren. Ich nehme mir später ein Taxi.«
    »Quatsch. Jetzt bin ich schon mal da. Soll ich mitgehen?«
    Natürlich hätte ich jetzt Nein sagen müssen, aber so schnell, dass ich es nicht mehr zurückhalten konnte, entschlüpfte mir ein: »Ja!«
    Die Schwester führte uns in einen kleinen Behandlungsraum und wickelte den provisorischen Verband ab. Die Blutung hatte aufgehört, aber der Daumen sah doch ziemlich mitgenommen aus.
    »Der Arzt kommt in ein paar Minuten«, informierte sie uns und ging hinaus.
    Da saß ich nun. Mit Karl Huber. Meinem Erzfeind. Der mir trotz allem nun tapfer zur Seite stand. Und die Frage, die mir schon seit unserer ersten Begegnung durch den Kopf ging, musste jetzt gestellt werden. Ich räusperte mich und packte den Stier bei den Hörnern.
    »Warum bist du von Anfang an so wütend auf mich gewesen, Karl?«
    Er starrte eine Weile auf eine Schale mit einzeln verpackten Einmalkanülen, und ich dachte schon, er würde nicht antworten. Doch dann begann er zu erzählen.
    »Ich war gerade mal neun Jahre alt, da ging die Firma, in der mein Vater beschäftigt war, in Konkurs. Es dauerte eine Weile, bis er endlich eine neue Arbeitsstelle fand. Allerdings in Hannover, und wir mussten umziehen.«
    Während er erzählte, sah ich das Bild des kleinen unglücklichen Jungen vor mir. Wie er traurig seinen Koffer mit Spielzeugautos und Pumuckl-Kassetten packte und sich von seinen Freunden verabschiedete. Doch trotz meines Mitleids für den kleinen Karl fragte ich mich, was das mit mir zu tun hatte.
    »Ich war immer ein guter Schüler, und meine Eltern wollten, dass ich nach der vierten Klasse aufs Gymnasium wechsle. Auch ich wollte das. Aber in der neuen Schule in Hannover gab es diese Lehrerin. Frau Noll-Neuner … Perdita Noll-Neuner.« Er verstummte.
    »Und was war mit der? Jetzt erzähl schon weiter«, drängte ich ihn.
    »Sie war noch sehr jung und verstand mich wegen meines bayerischen Dialekts kaum, so wie die meisten meiner Mitschüler auch nicht. Ständig machten sie sich lustig über mich, und für alle war ich bald der Idiot aus den bayerischen Wäldern. Wenn ich mich bemühte, Hochdeutsch zu sprechen, lachten sie mich erst recht aus. Nach einer Weile hab ich mir das nicht mehr gefallen lassen und mich gewehrt. Danach wurde es nur noch schlimmer. Noll-Neuner machte mir das Leben so schwer, dass ich tatsächlich immer schlechter wurde in der Schule und den Schnitt fürs Gymnasium nicht erreichte. Ein Glück nur, dass wir ein Jahr später wieder zurück nach Niederbayern gingen.«
    »Und weiter?«, fragte ich.
    »Damals hab ich mir geschworen, dass mich niemand mehr wegen meines bayerischen Dialekts zum Deppen macht«, schloss er seine Erklärung.
    Ich starrte ihn an.
    »Du bist deswegen so sauer auf mich, weil du als Kind eine schlechte Erfahrung mit einer Lehrerin gemacht hast?«, fragte ich fassungslos.
    Er nickte.
    »Jetzt sag bloß nicht, dass ich dieser Noll-Neuner ähnlich sehe«, sagte ich in einem drohenden Tonfall.
    Er nickte wieder.
    »Sie hatte ungefähr deine Oberweite!«
    Das war doch die Höhe! Ich war einen Moment lang sprachlos. Doch nur einen kurzen Moment.
    »Also sind Frauen mit … äh … größerer Oberweite für dich ein rotes Tuch, weil deine Lehrerin …« Ich hielt inne. Zum einen war ich fassungslos, zum anderen setzte nun er wieder an.
    »Andere Frauen geben ja keinen solchen Blödsinn über die bayerische Sprache von sich. Als ich deine abstrusen Theorien in der Zeitung las, da ist mir halb der Kragen geplatzt.«
    Jetzt drohte mir dasselbe.
    »Sag mal: Geht’s noch?«, giftete ich ihn an. »Was hat meine Frage, warum es keinen bayerischen Satz für ›Ich liebe dich‹ gibt, damit zu tun, was diese blöde Lehrerin damals mit dir gemacht hat?«
    »Nicht nur die. Was glaubst du, wie vielen Leuten ich seither

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