Liebessterne ueber Nizza
hatte, einfach herausgebrochen.
„Vielleicht ist es Zeit, dass du es doch tust“, sagte sie sanft zu ihrer Schwiegermutter und legte ihr tröstend die Hand auf. „Ich bin mir sicher, dass Conan nicht schlecht von dir denkt, sonst würde er sich nicht so große Sorgen um dich machen.“
„Du bist wirklich eine … sensible und einfühlsame Person.“
Ein warmes Lächeln zog über Avrils angespanntes Gesicht. Wie ein Sonnenstrahl, der durch eine dichte Wolkendecke scheint, dachte Sienna. Mit einem Mal bekam sie eine Vorstellung davon, wie schön ihre Schwiegermutter früher gewesen sein musste.
„Ich hätte nie gedacht, dass die junge Frau, gegen die ich solche Vorbehalte gehegt habe, mein Herz öffnen würde. Seitdem du hier bist, fühle ich mich schon viel besser – sowohl seelisch als auch körperlich“, erklärte sie. „Und deshalb will ich nicht, dass dir jemand wehtut. Ich weiß, dass du etwas für Conan empfindest – versuche bitte nicht, das abzustreiten“, rief sie, weil Sienna abwehrend die Hände hob. „Das überrascht mich gar nicht – schließlich habe ich schon öfter erlebt, was für eine Wirkung er auf Frauen hat. Aber ich will nicht, dass du unglücklich wirst, weil du noch einen meiner Söhne verlierst. Wenn du dir weiter Hoffnungen machst, wird das unweigerlich in einer Katastrophe enden. Außerdem solltest du immer daran denken, dass eine andere bereits auf ihn wartet.“
Sie meint Petra Flax, begriff Sienna sofort. Warum nur hatte sie so interessiert nachgefragt, obwohl Conan ihr doch in Wahrheit gar nichts bedeutete? Ihre erste Ehe war bereits nicht glücklich verlaufen. Und sie hatte nicht die Absicht, diesen Fehler ein zweites Mal zu begehen.
„Dann wünsche ich ihr alles Gute“, murmelte sie möglichst beiläufig. Sie verabschiedete sich, um nach Daisy zu schauen. Auf dem Weg durch den sommerlichen Garten redete Sienna sich ein, dass sie sich nur wegen der gerade erst überstandenen Krankheit so niedergeschlagen fühlte.
8. KAPITEL
Conan wachte mitten in der Nacht zitternd und schwitzend auf. Zuerst dachte er, sich bei Sienna angesteckt zu haben, doch dann wurde ihm bewusst, dass es nur die Nachwirkungen seines Traumes waren.
Ihre Anwesenheit rief zu viele Erinnerungen wach. Daran, wie sehr er sie schon immer begehrt und sich selbst dafür gehasst hatte. Und an Niall und die dunkle Vergangenheit ihrer gemeinsamen Kindheit.
Er stand auf und schlüpfte in den Bademantel. Der duftete immer noch leicht nach ihr, und Conans Körper reagierte sofort. Energisch zog er den Gürtel stramm und ging die Treppe hinunter in die Küche, wo er lediglich eine kleine Lampe einschaltete.
Siennas Schüchternheit hatte ihn überrascht. Genauso wie seine eigenen Skrupel. Sie hatte ihn gewollt, aber er hatte sie zurückgewiesen. Er hatte sich selbst um das Vergnügen gebracht. Warum nur?
Plötzlich stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Er war nicht allein! Langsam drehte er sich um und sah ihn. Der Hund war offensichtlich hinter ihm hergetrottet und beobachtete ihn von der Türschwelle aus.
Ein Bild tauchte für den Bruchteil von Sekunden vor Conans geistigem Auge auf. Gefletschte weiße Zähne. Riesige knurrende Schnauze. Der Schatten eines Tieres, das ihn aus der Dunkelheit ansprang. Wieder spürte er den eisernen Griff des Kiefers, die unbändige Kraft des Hundes, dann den Schmerz, die Angst. Eine Angst, die er seitdem nicht mehr vergessen hatte.
Schnell schüttelte er die schlimme Erinnerung ab, wie er vorhin den Albtraum abgeschüttelt hatte. „Du bist immer dort, wo man dich nicht gebrauchen kann, was?“, murmelte er und öffnete den Kühlschrank.
Das zischende Geräusch, mit dem der Deckel der Mineralwasserflasche aufging, beruhigte Conan. Er setzte sich auf das Rattansofa und trank einen Schluck.
Siennas Anwesenheit war weder für seinen Seelenfrieden noch für seine Selbstachtung gut. Die Gefühle, die sie in ihm auslöste, erfüllten ihn nicht gerade mit Stolz. Aber welcher Mann wäre schon stolz darauf, dass er die Witwe seines Bruders zwar nicht ausstehen konnte, sich aber ununterbrochen vorstellte, wie er sie verführen würde?
Ohne sich für Conans innere Anspannung zu interessieren, kam der Hund auf ihn zu und legte den großen haarigen Kopf auf dessen nacktes Knie.
Zögernd streckte Conan die Hand aus und fuhr durch Shadows Fell. Es fühlte sich warm an und wirkte überraschend wohltuend auf ihn.
„Wir sind uns sehr ähnlich, nicht?“, murmelte er. Zum ersten
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