Liebessterne ueber Nizza
kleinen Flur.
Conan war aus dem Badezimmer gekommen und hatte die Tür hinter sich zuziehen wollen. Dabei hatte sich, wie Sienna richtig vermutet hatte, der Türknauf gelöst.
„Der Griff fällt immer ab“, sagte sie entschuldigend. „Ich habe heute Morgen ein paar Schrauben gekauft, bin aber noch nicht dazu gekommen, ihn wieder zu befestigen.“
„Dann gib mir Werkzeug.“
Eigentlich wollte sie entgegnen, dass sie seine Hilfe nicht brauchte. Aber er hatte das Jackett bereits ausgezogen, also holte sie die Schachtel mit den Schrauben und einen Schraubenzieher. Conan machte sich sofort daran, den Griff anzubringen, und Sienna versuchte, nicht darauf zu achten, wie seine bronzefarbene Haut unter dem weißen Hemd durchschimmerte.
Während er die Tür reparierte, kniete er auf dem Fußboden und schien sich nicht daran zu stören, dass seine Designerhose ein wenig schmutzig wurde.
Vielleicht war er doch nicht so arrogant, um sich nicht jeder Umgebung sofort anpassen zu können. Ihre Bewunderung für ihn ließ ihr Herz schneller schlagen. Als sie sah, wie die Morgensonne, die durch ihr Küchenfenster schien, in seinem Haar reflektierte, musste Sienna sich zurückhalten, um nicht mit der Hand hindurchzufahren. Damit hätte sie ihm nur die zärtlichen Gefühle verraten, die sie für ihn hegte.
„Fertig.“ Er rüttelte am Türgriff, um sicherzugehen, dass dieser auch wirklich fest saß.
„Danke schön.“ Sie beobachtete, wie er die Schraubenschachtel verschloss und sie mitsamt dem Schraubenzieher in die Küche zurückbrachte. Ein sorgfältiger Handwerker, dachte sie. Genau wie ihr Vater. Und genau wie der würde Conan ihr auch niemals körperliche Gewalt zufügen. „Was ich vorhin gesagt habe …“ Er zog das Jackett wieder an, und sie merkte seinem Gesichtsausdruck an, dass er immer noch gekränkt war. „Ich habe es nicht so gemeint, wie es vielleicht geklungen hat. Ich meinte …“
Sein Daumen auf ihren Lippen ließ sie sofort verstummen. „Ich glaube, wir haben für heute genug gesagt.“
Und im nächsten Moment lag sie in seinen Armen und vergrub das Gesicht an seiner breiten Brust. Er hielt sie fest umschlungen, als wolle er sie nie wieder loslassen.
Wie eine Einheit, schoss es ihr durch den Kopf, in dem wohligen Gefühl seiner Wärme und Stärke. Ihre Brust berührte Conans, und sie drängte ihr Becken gegen seine harte Männlichkeit, als würde es magisch davon angezogen. Dazu atmete sie seinen herrlichen Duft ein, bis ihr Herz in einem verräterischen Rhythmus schlug, der ihm doch gar nicht entgehen konnte.
Ich liebe dich!
Sie biss sich auf die Lippe, weil sie den Satz beinahe laut gesagt hätte. Nach allem, was Conan ihr in Frankreich erklärt hatte, hätte er sich vermutlich sofort von ihr abgewendet. Er wollte nichts weiter sein als ihr Liebhaber. Eine gemeinsame Zukunft gab es nicht. Niemals würde er für Daisy die Rolle des Stiefvaters übernehmen, und schuld daran war seine schlimme Kindheit.
Mitleid überkam Sienna – mit ihm, mit sich selbst. Wie gern hätte sie ihm gesagt, dass sie nur zu gut nachvollziehen konnte, welche Angst und welches Leid er durchlebt haben musste. Denn hatte sie nicht Ähnliches am eigenen Leib erfahren müssen? Aber wem würde das nützen? Die Vergangenheit war vorbei. Conan wusste, dass seine Mutter schwach und sein Vater gewalttätig gewesen waren. Wäre ihm da geholfen, wenn sie das Bild, das er von seinem jüngeren Bruder hatte, zerstörte und ihm beichtete, dass Niall nicht nur die Schwäche seiner Mutter, sondern auch die Gewalttätigkeit seines Vaters geerbt hatte?
Nein, entschied sie. Ihr blieb nichts anderes übrig, als Conan zu sagen, dass sie bei dem Entschluss bleiben wollte, den sie in Frankreich gefasst hatte: Nie wieder würde sie mit ihm schlafen.
Und sie hätte es ganz bestimmt auch getan, wenn in diesem Moment nicht sein Handy geklingelt hätte.
„Entschuldige, bitte.“ Er ließ sie los, um den Anruf entgegenzunehmen.
Das war es. Conan wurde gebraucht und musste fort.
„Ich melde mich“, versprach er und küsste sie kurz auf den Mund.
Einen Augenblick später hörte sie sein Auto davonbrausen. Frust und Verzweiflung machten sich in ihr breit, weil sie ihm ihre Entscheidung nicht mitgeteilt hatte, als Gelegenheit dazu gewesen wäre.
11. KAPITEL
Nach der letzten Begegnung war Sienna fest entschlossen gewesen, ein für alle Mal mit Conan Schluss zu machen. Aber das war leichter gesagt als getan, wie sie bald hatte feststellen
Weitere Kostenlose Bücher