LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
vorausgesetzt, du schaffst das in diesen Schuhen.“
„Sicher.“ Jane nickte.
Sie waren fast an der Tür, als ihr etwas einfiel. „Ich habe gar kein Make-up aufgelegt. In einem solchen Kleid kann ich unmöglich ungeschminkt …“
Xavier legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. Dann betrachtete er sie aufmerksam, umfasste ihr Gesicht und senkte den Kopf. Als Nächstes spürte sie seine warmen Lippen auf ihrem Mund.
Sie verlor sich in seinem Kuss. Geschickt verführte er sie mit erregenden Liebkosungen. Jane stützte sich mit den Händen an seiner Brust ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und spürte seinen starken Herzschlag unter den Fingern. Ihr wurde heiß.
Schwer atmend hob Xavier den Kopf und sah sie an. Widerstrebend, so schien es ihm, hob sie die Lider. Ihre Wangen waren sanft gerötet, dichte schwarze Wimpern rahmten ihre strahlenden Augen, und ihre Lippen … Er zog die Tür heftiger zu als nötig … Ihre Lippen waren voll und glänzten feucht.
„So“, sagte er rau, „jetzt brauchst du kein Make-up mehr.“
Er nahm ihre Hand fest in seine und eilte los. Jane wärefast gestolpert. Verwundert strich sie sich über die Lippen. Wie hatte er das gemeint?
Erst als sie sich im Fahrstuhlspiegel sah, begriff sie und errötete.
In dem eleganten Restaurant wurden sie mit größter Zuvorkommenheit behandelt. Der Oberkellner selbst geleitete sie an ihren Tisch und überschlug sich dabei fast vor Ehrerbietung. Der Platz war so gewählt, dass sie den Raum überblicken, von den anderen Gästen aber nicht beobachtet werden konnten, weil gut platzierte Grünpflanzen eine intime Nische am Fenster bildeten. Weißer Damast, glänzendes Silber, funkelndes Kristall. Kerzenlicht. Jane seufzte und lächelte. Es war genau wie in ihren Träumen, nachdem sie Xavier das erste Mal begegnet war.
„Was amüsiert dich?“
Sie blickte ihn über den Tisch hinweg an. Er bewegte sich ganz selbstverständlich in dieser noblen Umgebung. Nie würde er verstehen, wie sie gelebt hatte, woher sie kam und wohin sie zurückkehren musste. Dies hier war etwas Besonderes für sie.
Aber das sagte sie ihm nicht, sondern zuckte leicht die Schultern. „Nichts. Ich fand es nur lustig, wie sie fast über ihre Füße fielen, um dich zu beeindrucken.“
„Du nicht, Jane. Du reißt dir kein Bein aus, um mir zu gefallen. Du bist anders.“
Anders als all die Frauen, die es in seinem Leben gegeben hatte. Der Gedanke versetzte Jane einen Stich, aber sie überspielte den Anflug von Eifersucht.
„Na, dann hat mein schlauer Plan ja funktioniert.“
„Aha, habe ich es mir doch gedacht. Du bist genauso geldgierig wie alle anderen …“
„Stimmt.“ Sie lachte auf. „Weißt du, ich verfolge dich seit Monaten und hatte mir etwas ganz Besonderes ausgedacht, um deine Aufmerksamkeit zu erregen.“
„Deshalb kamst du mir damals in der Gasse auch so bekannt vor.“
Er drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. Obwohl alles nur Spaß war, wurde Jane traurig. Xavier zeigte es nicht oft, aber sie wusste, dass er ein ziemlich zynisches Bild von Frauen hatte.
Der Ober erschien, um ihre Bestellung entgegenzunehmen. Jane schob ihre Bedenken und Befürchtungen beiseite und beschloss, sich auf den Moment zu konzentrieren … auf Xavier. Zu ihrem Erstaunen gelang es ihr mühelos, während sie sich unterhielten. Er brachte sie zum Lachen, und es war leicht, mit ihm über alles Mögliche zu reden.
Ein Gang nach dem anderen wurde serviert, aber Jane wusste später kaum mehr, was sie gegessen hatte. Aber sie erinnerte sich an Xaviers Stimme, an jede Einzelheit seiner Gesichtszüge und an sein Lächeln, wenn seine ebenmäßigen Zähne weiß aufblitzten oder in den Augenwinkeln feine Fältchen erschienen. Oder an die Art, wie er sie nur mit einer leichten Kopfbewegung zum Weitersprechen ermunterte, sobald sie beim Erzählen kurz den Faden verlor.
Viel zu schnell war die Zeit vergangen. Auf dem Tisch standen leere Weingläser, und auch der Espresso war ausgetrunken. Xavier erhob sich und hielt ihr die Hand entgegen. Jane nahm sie, froh, sich ein wenig festhalten zu können. Erfüllt von einer seltsamen Leichtigkeit, hatte sie das Gefühl zu schweben – sicher eine Folge des Weins. Xavier legte ihr den Arm um die Taille, und sie gingen Seite an Seite hinaus. Sein herber, männlicher Duft stieg ihr in die Nase, und sie konnte sich nur mit Mühe beherrschen, nicht das Gesicht an seine Brust zu pressen, um tief einzuatmen.
Statt denselben Weg zurück zu
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