LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
Tür und begrüßte sie mit einem atemberaubenden Lächeln.
„Ich muss für ein paar Stunden aufs Festland. Du kannst hierbleiben oder mit mir kommen, wenn du möchtest.“
Jane schenkte sich Kaffee ein und hoffte, dass Xavier nicht merkte, wie ihr die Hände bebten. Konnte sie die unvermeidliche Trennung hinauszögern? Eine weitere Nacht? Wäre es verwerflich, ihren Traum noch eine Weile weiterzuträumen?
„Falls du nichts dagegen hast, würde ich gern bleiben“, hörte sie sich sagen.
Er runzelte die Stirn. „Wann geht deine Maschine?“
„Morgen Abend. Ich muss gleich morgen früh zur Villa, ein bisschen aufräumen und meine Sachen packen.“
Xavier dachte nach. „Weißt du was, fahr doch heute mit mir und erledige, was du tun musst, während ich im Büro bin. Wir übernachten im Hotel, und du könntest direkt von dort zum Flughafen fahren.“
Sein geschäftsmäßiger Ton tat weh. Anscheinend hatte Xavier nicht das geringste Problem damit, dass sie abreiste. Eine alberne Furcht beschlich sie, dass alles nur ein Traum gewesen sein könnte, wenn sie die Insel erst verlassen hatte.
Aber im Grunde hatte er recht. Es wäre praktischer, ihn zu begleiten. Sicher würde er nicht verstehen, warum sie ihren Aufenthalt auf der Insel so lange wie möglich ausdehnen wollte.
„Ja … ja, natürlich, eine gute Idee.“
6. KAPITEL
Der private Jachthafen kam in Sicht und, je mehr sie sich ihm näherten, auch eine zierliche Blondine, die am Kai stand. Jane glaubte, sie schon einmal gesehen zu haben. Dann fiel ihr ein, wo: in der engen Gasse, nach ihrem ersten Zusammentreffen mit Xavier.
Sie winkte fröhlich, hielt aber inne, als sie sah, dass Xavier nicht allein war.
Er ging als Erster an Land und reichte Jane die Hand, um ihr vom Boot zu helfen. Die junge Frau würdigte sie keines Blickes, sondern redete sofort auf Xavier ein. Auf Französisch. Sie sah hinreißend aus: zierlich, perfekte Figur, makellose, sonnengebräunte Haut, die von der weißen Jeans und einem engen weißen T-Shirt noch betont wurde. Die schimmernde blonde Mähne fiel ihr in dichten Locken über den Rücken.
Xavier zog Jane an seine Seite und legte den Arm um ihre Schultern. „Sasha, reg dich bitte nicht auf“, unterbrach er den Redeschwall auf Englisch. „Ich möchte dir Jane vorstellen. Sie war in der letzten Woche mein Gast, und du hast mich nicht erreichen können, weil ich es nicht wollte. Jane, das ist Sasha, eine meiner Assistentinnen.“
Der stahlharte Unterton war Jane nicht entgangen, und fast tat Sasha ihr leid. Ihr Mitgefühl schwand allerdings sofort, als diese sich ihr zuwandte und sie mit einem gehässigen Blick betrachtete. Xavier war inzwischen damit beschäftigt, das Boot zu vertäuen, und hatte ihn nicht mitbekommen.
„Wie schön, Sie kennenzulernen. Danke, dass Sie Xavi dieZeit vertrieben haben. Er arbeitet viel zu hart.“ Ihr Akzent war charmant, ihr Englisch perfekt. „Sie sind Engländerin, nicht wahr? Touristin?“
Jane nickte.
„Ach, das dachte ich mir. Xavi ist unverbesserlich. Er hat eine Schwäche für …“
Sie unterbrach sich, als Xavier auf sie zukam.
„Jane, ich bringe dich gleich zur Villa. Sasha, kümmerst du dich um einen Wagen, der Jane heute Nachmittag abholt? Sagen wir, gegen vier Uhr?“
Jane war noch dabei, Sashas Bemerkung zu verarbeiten. Verunsichert sah sie sie an. Ihr Lächeln erreichte die schokoladenbraunen Augen nicht. Jane wollte nichts mit ihr zu tun haben, und zum Glück fiel ihr der Leihwagen ein.
„Danke, das ist nicht nötig. Ich hatte mir einen Wagen gemietet, und da ich ihn sowieso zurückbringen muss, kann ich auch damit zum Hotel fahren.“
„Gut. Sasha, wir sehen uns in einer Stunde im Büro.“
Ein paar Stunden später stand Jane mit ihrem Gepäck an der Rezeption des Luxushotels. Xavier hatte ihr gesagt, sie möge ihren Namen nennen, man erwarte sie. Einer der Pagen brachte sie in die Penthouse-Suite. Als er die Tür hinter sich schloss, wurde ihr klar, dass sie allein war, und ihr Herzschlag beruhigte sich.
Auf dem Tisch entdeckte sie einen Eiskübel mit einer Flasche Champagner und daneben eine schneeweiße Rose. An der Vase lehnte ein Briefumschlag. Mit bebenden Fingern öffnete sie ihn und zog einen Zettel heraus. Die große, energische Handschrift war typisch für Xavier. Jane musste unwillkürlich lächeln.
Es tut mir leid, dass ich nicht hier sein kann, wenn Du kommst. Trink ein Glas Champagner, und lass Dich von Kopf bis Fuß verwöhnen. Um halb acht
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