LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
bitte einen Moment.“
Endlose Minuten verstrichen. Dann war die Sekretärin wieder am Apparat. „Mr. Salgado erwartet Sie morgen früh um halb zehn. Er ist sehr beschäftigt.“
„Das weiß ich. Ich werde ihn nicht lange aufhalten. Vielen Dank.“
Sie hatte gerade aufgelegt, da klingelte das Telefon. Jane fuhr erschrocken zusammen.
„Oh, Mum, du bist es“, sagte sie erleichtert, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte.
Während des Gesprächs beschloss sie, ihr Geheimnis nicht länger für sich zu behalten. Ab morgen würde es sowieso keins mehr sein, und außerdem verriet ihr Körper allmählich, was los war.
Ihre Mutter zeigte sich sehr besorgt, weil Jane das Kind allein großziehen wollte. Verständlich, hatte sie doch die entbehrungsreiche Zeit nicht vergessen, nachdem ihr Mann jung gestorben war. Jane versicherte ihr, dass alles in Ordnungsei. Sie und Arthur sollten wie geplant nach Südafrika ziehen. Arthur war dort aufgewachsen und hatte seine Frau nach den Flitterwochen davon überzeugt, dass ein Leben im warmen Klima von Kapstadt angenehmer sei.
In drei Wochen sollte der Umzug stattfinden. Kurz beschlichen Jane Zweifel, ob sie wirklich den richtigen Zeitpunkt gewählt hatte, von der Schwangerschaft zu erzählen. Ihre Mutter konnte ziemlich eigensinnig sein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Und Arthur tat, was sie wollte. Hoffentlich überredet sie ihn nicht, meinetwegen hierzubleiben, dachte Jane und tat ihr Bestes, um ihre Mutter zu beruhigen.
Eine halbe Stunde später rief ihre Freundin Lisa an. Aller guten Dinge sind drei, dachte Jane seufzend und vertraute auch ihr an, dass sie ein Kind erwartete. Natürlich sagte sie nicht, wer der Vater war, sondern nur, dass sie ihn morgen ein einziges Mal treffen und danach nicht wiedersehen würde.
Die leichte Übelkeit hatte nichts mit ihrer Schwangerschaft zu tun. Jane war furchtbar aufgeregt. Wenn sie an Xavier dachte, wurde ihr erst kalt, dann heiß, und das Flattern in ihrem Magen wollte nicht aufhören.
Das Taxi hielt vor einem modernen Bürohaus, das sich hoch in den grauen Himmel erhob. Salgado-Lézille Enterprises stand auf dem großen Schild davor. Jane stieg aus und unterdrückte das heftige Bedürfnis, sich wieder ins Taxi zu flüchten und den Fahrer zu bitten, sie zu ihrer Wohnung zu bringen.
In der nüchternen, mit unterkühlter Eleganz ausgestatteten Empfangshalle herrschte eine fast andächtige Stille. Jane nannte ihren Namen und bekam einen Besucherausweis, bevor man ihr den Weg beschrieb. Der Fahrstuhl war aus Glas. Beklommen sah sie, wie der Boden sich entfernte, während die Kabine immer höher glitt.
Endlich kam er sanft zum Stehen, ein leises Ping ertönte,und die Türen gingen geräuschlos auf. Vor ihr lag ein breiter, mit dickem Teppichboden ausgelegter Flur. Hinter einem Schreibtisch erhob sich eine hübsche junge Frau und bat sie, noch einen Moment Platz zu nehmen. Jane setzte sich auf die bequeme Couch. Sie hatte Jeans, Turnschuhe und einen schlichten Pullover angezogen, um Xavier nicht auf falsche Gedanken zu bringen. Außerdem war die Schwangerschaft so nicht auf Anhieb sichtbar.
Eine breite Eichentür öffnete sich. Eine mütterliche Frau mittleren Alters erschien und streckte Jane die Hand entgegen.
„Hallo, meine Liebe, Sie müssen Jane sein. Ich bin Molly, Mr. Salgados Assistentin in Großbritannien. Bitte, kommen Sie herein.“
Jane folgte ihr in ein Büro, ließ sich den Mantel abnehmen und zu einer Tür führen. Molly Parker klopfte, öffnete und bedeutete Jane freundlich hineinzugehen.
Zuerst sah sie Xavier nicht, das Arbeitszimmer war riesig. Doch dann entdeckte sie ihn am Fenster, gekleidet in einen tadellosen Anzug, die Hände in den Hosentaschen. Dunkel hob sich seine hochgewachsene Gestalt vor dem einfallenden Licht ab.
Ihr wurde flau, ihre Knie begannen zu zittern. Er sagte etwas, kam auf sie zu. Jane schwankte, dann wurde sie von starken Armen gehalten, ehe sie fallen konnte, und fand sich halb sitzend, halb liegend auf einer Art Chaiselongue wieder. Xavier hockte neben ihr und hielt ihr ein Glas mit dunkler Flüssigkeit hin.
„Hier, trink einen Schluck. Du bist weiß wie die Wand.“
Ihre Haut prickelte. Er war ihr so nahe. Die heftige Anziehung zwischen ihnen hatte nichts von ihrer Kraft eingebüßt.
Sie richtete sich auf. „Entschuldige, ich weiß nicht, was passiert ist …“
„Wann hast du zuletzt etwas gegessen?“
„Wie bitte?“
„Essen. Wir nehmen es zu uns, um am
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