LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
konnte er ihr das nur antun? Musste er sie so demütigen? Reichte es ihm nicht, dass sie ihm ihre Liebe eingestanden hatte?
„Xavier, wenn du die Wahrheit nicht ertragen kannst, dann geh.“
„Aber Jane, du hast immer gesagt …“ Er unterbrach sich. „Als du ohnmächtig wurdest, sagtest du doch genau das.“
Sie schob seine Hand weg. „Natürlich liebe ich das Baby, aber dich auch, ob es dir gefällt oder nicht. Gestern Abend hatte ich nur fürchterliche Angst um das Kind. Es ist meine einzige Verbindung zu dir. So, bist du jetzt zufrieden? Lass mich allein … bitte!“
Er rührte sich nicht, saß mit gesenktem Kopf da. Jane wischte sich die Tränen von den Wangen, wünschte sich, er würde aufstehen und gehen.
Da sah er sie an. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den sie noch nie darin gesehen hatte. Sie hielt den Atem an. Ihre Blicke hielten sich fest.
„Jane, ich habe dir von meinen Eltern erzählt. Aber ich hatte noch einen anderen Grund, warum ich dich freigeben wollte. Ich ertrug es nicht länger, dich unglücklich zu sehen. Jedes Mal, wenn wir miteinander geschlafen hatten, glaubte ich, du müsstest mich noch mehr hassen. Und wenn ich sah, wie glücklich dich das Baby machte, wurde ich eifersüchtig.“
Sie begriff nicht, was er ihr sagen wollte. Er streckte die Hand aus, aber Jane wich zurück.
„Lass es mich dir bitte erklären. Seit jener Nacht im Penthouse …“
Angespannt schnitt sie ihm das Wort ab. „Du bist gegangen. Und am nächsten Morgen warst du so kalt und abweisend.“
„Ich musste weg, weil … mit dir zu schlafen hatte tiefer gehende Gefühle in mir geweckt, mit denen ich nicht umgehen konnte. Außerdem war ich verrückt vor Eifersucht auf das Baby, auch wenn das unglaublich klingt. Aber dein glückliches Lächeln, die Freude in deinem Gesicht … nach der Leidenschaft, die wir kurz zuvor geteilt hatten …“ Er unterbrach sich. „Du warst so kühl zu mir. Als hättest du nur mit mir geschlafen, um unsere Lust zu befriedigen. Ich sagte mir, dass ich keine Gefühle brauche, dass reiner Sex mir genügenwürde.“ Xavier lachte selbstironisch auf. „Du gabst mir genau das, was ich wollte, und auf einmal reichte es mir nicht mehr.“
„Du wolltest nur das Baby.“
„Anfangs dachte ich das auch. Ich benutzte das Kind, um dich an mich zu binden. Als du in London zu mir kamst, folgte ich meinem Instinkt und tat alles, damit du mich heiratetest. Ich war sicher, dass wir schnell wieder zusammen im Bett landen und dort weitermachen würden, wo wir aufgehört hatten. Dann bräuchte ich mich meinen Gefühlen für dich nicht zu stellen, dachte ich.“
„Gefühle für mich? Aber du hast keinen Gedanken an mich verschwendet.“
„Nein?“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Jane, ich kannte deine Adresse schon zwei Monate, bevor du dich bei mir gemeldet hattest, auch wenn ich nicht sicher war, ob ich Kontakt zu dir aufnehmen würde. Aber der Wunsch war da, und glaub mir, es war kein angenehmes Gefühl.“
„Aber was war mit den anderen Frauen? Ich habe dein Bild in der Zeitung gesehen, mit all den Models …“
„Mit ihnen bin ich ausgegangen, wir haben zusammen gegessen und getrunken, und einige habe ich sogar geküsst. Aber sobald ich ihnen näherkam, musste ich an dich denken, und ich hatte kein Verlangen mehr nach ihnen. Keine Frau außer dir hat das jemals geschafft.“
Jane unterdrückte die Hoffnung, die in ihr aufkeimte. „Warum bist du nach New York geflogen und hast mich allein gelassen, nachdem du wusstest, dass ich dich heiraten würde?“
„Ich konnte nicht bei dir bleiben. Ich brauchte Abstand. Meine Angst, dich wieder zu verlieren, war unbeschreiblich groß, und ich konnte mit diesen starken Gefühlen nicht umgehen. Also bin ich geflüchtet.“
Xavier sah zur Seite, und als er sie wieder anblickte, lag ein trauriger Ausdruck in seinen Augen. „Nachdem ich immer wieder Zeuge hässlicher Auseinandersetzungen zwischenmeinen Eltern geworden war und meinen Vater so verbittert erlebt hatte, hätte ich nie gedacht, dass ich zu wahren, innigen Gefühlen fähig sein könnte. Ich hatte ja keine Ahnung, wie so etwas ist. Aber im Sommer, da hast du mich auf eine Weise berührt, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Dann bist du gegangen …“
Er wirkte plötzlich verlegen. „Ich glaube, ich habe unbewusst alles getan, um dich an mich zu binden, mein Verlangen nach dir zu befriedigen, weil ich es als Ursache meiner Gefühle verstand. Und – auf einer primitiven
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