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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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favorisierte ich Farbenblindheit, wobei ich diese ausschließen konnte, da Dr. Ringelnatz erhaben ein himmelblau kariertes Hemd zu einer orangefarbenen Hose unter seinem weißen Kittel zur Schau stellte. Wenn hier einer farbenblind war, dann nicht ich! 
    Bin ich verheiratet? Ich betrachtete verstohlen die Finger meiner rechten, gesunden Hand. Kein Ring. Meine linke Hand war bis zu den Fingerkuppen eingegipst. Davon abgesehen, konnte ich nicht erfühlen, ob sich darunter ein Ring verbarg.
    Habe ich Kinder? Von neuem stieg eine Welle der Hysterie in mir hoch. Was, wenn ich Kinder hatte? Wer kümmerte sich denn jetzt um Max und Moritz? Ich biss vor Anspannung so fest meine Zähne aufeinander, dass mein Kiefer ein weiteres Mal knackte. Ich merkte, wie nun der Schmerz in meiner unteren Gesichtshälfte abebbte. Mein Kiefer war offensichtlich wieder in seine ursprüngliche Position zurückgewandert. Ich öffnete und schloss vorsichtig meinen Mund und stellte wohlwollend fest, dass meine Kiefergelenke nun relativ schmerzarm funktionierten. Der Chefarzt, der mich die ganze Zeit wortlos beobachtet hatte, räusperte sich nun gedankenverloren.
    „Frau Plage, sollen wir irgendjemanden für Sie verständigen?“, stellte er die Frage, die er allem Anschein nach automatisch all seinen Unfallpatienten stellte. Fassungslos und zornig versprühte ich allen Charme, dessen ich mächtig war: „Ja sicher, Sie Dilettant, richten Sie doch der lieben Amnesie-Fee aus, dass euer Vergissmeinnicht gern ihr Gedächtnis zurück hätte, und zwar ohne Lücke!“, krächzte ich empört. Jawoll, ich kann wieder sprechen! Verständlich! Wie wunderbar!
    Der Chefarzt musterte mich betroffen. Wahrscheinlich war ihm gerade selber bewusst geworden, dass seine Frage jeglicher Sinnhaftigkeit entbehrte und absolut unqualifiziert war. Oder aber, es hatte noch nie jemand gewagt, ihn als Dilettant zu betiteln. Wie auch immer... Während mir das völlig schnuppe war, da ich mich über meine wieder erlangte funktionsfähige Aussprache freute, zuckte der Chefarzt verdrossen mit den Schultern.
    „Nun, es ist so, dass die Polizei, und jetzt regen Sie sich bitte nicht auf Frau Plage, uns mitgeteilt hat, dass ein Ex-Ehemann in der Meldestelle registriert ist. Natürlich wollten wir Sie erst fragen, ob es Ihnen recht ist, dass wir ihn kontaktieren. Schließlich könnte er Ihnen nicht ganz wohlgesonnen sein.“
    „Wie bitte? Ich war schon mal verheiratet?“, fragte ich. „Das kann nicht sein! Daran würde ich mich doch erinnern. Bei allem Respekt. Das kann nicht sein!“, schnaubte ich halsstarrig.
    „Gut“, sagte der Chefarzt, „das darf ich dann wohl als Ablehnung deuten, oder?“
    Ungerührt hielt ich Dr. Ringelnatz meine Handtasche hin.
    „Machen Sie die bitte mal auf?“ Der Beleidigte zog den Reißverschluss auf und legte mir die Handtasche zurück in den Schoß. Neugierig lugte ich in die offene Tasche. Noch ehe ich Anstalten machte, den Inhalt der Tasche zu studieren, schoss der nächste Geistesblitz in die Windungen meines Hirns. Haustiere! Was ist, wenn ich Haustiere habe? Eine Katze vielleicht oder einen Hund! Nervös sah ich mich suchend um, als würde ich dadurch irgendeine Erkenntnis gewinnen.
    Wenn ich irgendwann hier raus bin, liegt mein verhungerter und verdursteter Lassie oder Garfield wahrscheinlich skelettiert in der Eingangstür, alle Viere von sich gestreckt. Moment mal!
    „ Ich weiß, wer Lassie ist und wer Garfield“, verlautbarte ich glücklich. Der Chefarzt ließ sich zu einem wissenden Lächeln samt jovialem Nicken hinreißen.
    „Sehen Sie Frau Plage, das ist doch schon mal was! Nun schlafen Sie noch zwei oder drei Nächte und dann werden Sie sich an den Rest Ihrer Familie auch noch erinnern.“
    Nein, schrie mein Unterbewusstsein und raufte sich die Haare . Dürfen Ärzte heutzutage wirklich so rückständig sein? Vielleicht ist er ja nur ein Landarzt oder so ein Sauerbruch, der sich allenfalls mit Schweinen, Rindern oder Wassertreten auskennt? Das Nachbarbett gluckste vor Freude.
    „Woher wissen Sie eigentlich, dass ich Penelope Plage heiße?“, fragte ich den Hinterwäldler, der immer noch schmollend seine Arme vor der Brust verschränkt hatte. Er zuckte gelangweilt mit den Achseln.
    „Die Schwestern haben in Ihrer Handtasche einen Personalausweis gefunden“, er deutete mit einem Kopfnicken auf meine Handtasche,  „und das Passbild sieht Ihnen vergleichsweise ähnlich. Wobei mir einfällt...“, er räusperte sich

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