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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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Tom.
    „Wie man’s nimmt, aber auf dem Hacken geht’s schon ganz gut“, pflichtete ich ihm bei. Ich setzte eine Kanne Tee auf, während Tom sich an den Küchentisch pflanzte und mir dabei zusah. Ich war dermaßen aufgeregt, dass ich wie eine debile Blinde überall gegen stieß und fast die Tassen zerschmetterte, was einerseits enorm lärmte und mich andererseits ziemlich blöd dastehen ließ. Meine Güte! Beruhige dich!
    „Und wie war’s in Krefeld?“, versuchte ich leidenschaftslos zu klingen und merkte, dass mich das Zittern in meiner Stimme Lügen strafte. Ich strich mir nervös eine Haarsträhne, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte, hinters Ohr und drehte mich zu Tom.
    „ Super ist es gelaufen, ich habe sechs Bilder verkauft. Was soll ich sagen? Die Krefelder haben anscheinend mein Potential erkannt.“ Tom grinste, ohne dabei überheblich zu wirken, eher dankbar.
    „Das freut mich für dich“ , gab ich ehrlicherweise zu. Ich goss den Tee auf, stellte ihn zusammen mit zwei Tassen auf den Tisch und setzte mich zu Tom.
    Ich merkte, dass er bemüht war, mir nicht direkt in die Augen zu sehen. Viel mehr heftete er seinen Blick an einen bestimmten Punkt auf der Tischdecke, die weiß war mit kleinen rosa Vierecken versehen. Er räusperte sich verlegen: „Ich hab gehört, dass meine Mutter wieder nach Hause gezogen ist?“ Tom legte seinen Kopf schief und stellte nun doch Blickkontakt her. Ich rutschte vor Verlegenheit auf meinem Stuhl vor und zurück. Ich wusste nicht weshalb, aber Toms Blicke, seine Anwesenheit strahlten so viel Präsenz aus, dass mir schwindlig wurde.
    „Äh ja“, stotterte ich, „die beiden haben sich wohl wieder vertragen und ich hab es mir hier mit Betsy allein gemütlich gemacht.“ Tom nickte.
    „Dann hast du ja einmal mehr dein Ziel erreicht, wie immer“, murmelte er mehr zu sich, während er sich einen Tee eingoss.
    „Was soll das denn heißen? Ich habe einmal mehr mein Ziel erreicht?“, fragte ich spitz und ärgerte mich, dass sich meine Stimme beinah überschlug.
    Tom zuckte mit den Achseln: „Ich mein ja nur, irgendwie scheinst du immer alles zu erreichen, was du dir vornimmst.“ In seiner Stimme schwang ein gewisser U nterton mit, der Verletztheit widerspiegelte. Tom reichte mir seine volle Tasse Tee, nahm sich meine leere Tasse und goss sich selbst auch ein.
    „Und was ist so falsch daran, wann man bemüht ist, sich Ziele zu setzen und sie dann auch erreicht?“, fragte ich um Fassung bemüht. Tom schien streitlustig zu sein.
    „Im Grunde ist dagegen nichts einzuwenden, es sei denn, man geht über Leichen.“ Ich schnaubte.
    „Über Leichen? Tom! Was ist nur los mit dir? Ich habe deinen Eltern zu einem kulturell einigermaßen anspruchsvollen Wochenende verholfen. Das ist das, was deiner Mutter gefehlt hat und hättest du dich einmal ihrer Sorgen und Sehnsüchte angenommen, wüsstest du das auch!“, wehrte ich mich.
    Tom schwieg und starrte wieder stoisch auf die rosa Vierecke der Tischdecke. Ich wusste, dass es im Grunde überhaupt nicht um Hermine ging. Aber ich wusste leider nicht, was ich tun und sagen konnte, um Tom zu versöhnen.
    „Hör zu! Mir wird das langsam zu bunt. Du kannst mich ja für den Rest deines Lebens für alles verantwortlich machen, was dich anzeckt, aber unlautere Motive lasse ich mir nicht unterstellen. Ich habe es nur gut gemeint mit Hermine und Alfhard“, zischte ich beleidigt. Ich nahm meine Teetasse, schritt humpelnd von dannen und erklomm abermals meine obere Etage. Betsy folgte mir getreu. Ich schmiss mich auf das Fußende meines Bettes und vergrub mein Gesicht in den Händen. Mir war nur noch nach Heulen zumute. Die ganze Zeit über hatte Tom sich nicht bei mir gemeldet. Jetzt war er endlich wieder zu Hause und alles, was mir entgegenschlug, waren Vorwürfe und Anklagen. Enttäuscht ließ ich meinen bitteren Tränen freien Lauf. Betsy krabbelte vor mich, schleckte in meinem Gesicht herum und versuchte, mich so zu trösten. Ich schob sie behutsam beiseite und setzte mich wieder an meine Nähmaschine. Im Laufe der letzten Tage hatte ich acht Strampler genäht, fotografiert und bei Ebay versteigert. Kaum hatte ich einen neuen Strampler „eingestellt“, war er auch schon wieder an den Mann (oder besser gesagt ans Baby ) gebracht. Ich wies jedes Mal in der Produktbeschreibung darauf hin, dass es sich um ein Unikat handelte und hatte so pro Strampler immerhin 50 € verdient. Der niedrige Preis rechtfertigte zwar nicht die Arbeit,

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