Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
Fachklinik!“ Neal musste sich
stark zusammenreißen. Doch er versuchte, ruhig zu bleiben. Der
hat doch sowieso keine Ahnung!, schoss es ihm in den Kopf.
Er ging weiter, doch Dennis folgte ihm wie eine lästige Plage.
„Ach, gib’ doch zu: Dirk ist blöd im Kopf. Und weißt du auch,
wieso?“
Hinterhältig grinsend stellte sich Dennis in den Weg. „Weil er mit
dir rumvögelt!“ Er brach in lautes Gelächter aus.
„Was?“ Neal schien entsetzt. Er konnte nicht glauben, dass Dennis
wieder mit seinen Sticheleien anfing.
„Weiß doch jeder“, erwiderte Dennis gelassen. „Arschficken
macht dumm!“
Er stieg auf sein Rad. „Und dich erwischt es auch noch!“ Er lachte
erneut und fuhr dann davon.
In der Klinik gab es einen Aufenthaltsraum. Der war ungemütlich
und verraucht, doch trotzdem fanden Dirk und Neal hier etwas
Ruhe. Dicht saßen sie nebeneinander.
„Ich war nicht angespannt, oder hektisch. Es lief sehr gut.“
„Das freut mich.“ Neal setzte ein Lachen auf, doch sein Gesicht
blieb traurig.
„Das Abi ist so gut wie gelaufen.“ Dirk strahlte. Zufrieden lehnte
er sich zurück. „Jetzt fehlen nur noch die mündlichen Prüfungen
und dann ... aus! Schule adé!“
Seine Augen leuchteten. Doch als er seinen Freund betrachtete,
wurde er wieder ernst.
„Hey, hast du gehört? Ich gehe nächste Woche zur mündlichen
Prüfung. Ich werde entlassen! Freust du dich denn nicht?“
„Doch.“ Es klang nicht überzeugend. Dirk machte sich Sorgen.
„Was ist denn?“
Neal hob den Kopf an. Nachdenklich blickte er in Dirks blaue
Augen.
„Wieso denken so viele Leute, dass Schwul sein krank macht?“
Dirks Augen weiteten sich. Schlagartig fing er wieder zu grinsen
an.
„Wie kommst du denn da drauf?“
„Na ja.“ Neal wurde plötzlich ganz kleinlaut. „Dennis hat so was
behauptet.“
„Dennis?“, wiederholte Dirk. Er atmete schwer auf. „Fängt er
schon wieder an?“
Neal nickte.
„Unglaublich.“ Dirk zückte seine Zigarettenschachtel. Er bot
seinem Freund eine an, dann fingen sie an zu rauchen.
„Wenn du dir nicht eine ekelhafte Infektion holst, macht Schwul
sein sicher nicht krank!“
„Schon klar.“ Nun musste auch Neal grinsen.
„Lass dich nicht ärgern, mein Schatz!“, sagte Dirk. „Was andere
behaupten, kann uns doch egal sein.“
Am Tag der mündlichen Prüfungen wartete Neal auf dem
Oberstufenschulhof. Einige Schüler standen schon draußen und
unterhielten sich aufgeregt. Als sich die Tür öffnete und Dirk
heraus trat, rannte Neal ebenso aufgeregt zu ihm.
„Wie war’s ?“ Er löcherte seinen Freund mit großen Augen.
„Bestens.“ Dirk war zufrieden. Zur Feier des Tages trug er einen
dunklen Anzug und ein weißes Hemd. Sein Outfit stand ganz im
Kontrast zu Neals Lederjacke und der weiten Schlaghose. Eine
große Erleichterung machte sich jedoch bei beiden breit.
„Na, darfst du wieder unter Leute?“
Dennis’ Stimme holte sie aus ihrer ungestörten Zweisamkeit. Neal
verdrehte die Augen.
„Was willst du schon wieder?“
„Ich wollte mir nur zwei Perverse aus der Nähe ansehen.“
„Bitte?“ Dirk verkrampfte sich. Sein Gesicht wurde fahl.
„Bleib ruhig!“ Neal schritt sofort ein. Er fasste seinen Freund am
Arm und hoffte inbrünstig, dass kein Streit entfachte.
„Was macht dich eigentlich wieder so selbstsicher?“, fragte Dirk.
Er kam Dennis näher, überragte ihn deutlich. „Kommt es, weil du
dieses Jahr nicht sitzen bleibst?“
Dennis stutzte. Verblüfft sah er Dirk an.
„Äh, wieso? Kann sein ... Ich habe keinen blauen Brief
bekommen.“
Seine Aggressionen schienen verflogen. Die Angst um seine
Versetzung drängte sich plötzlich in den Vordergrund.
„Vielleicht habe ich ja ein gutes Wort für dich eingelegt“, sagte
Dirk. Er beobachtete jede Reaktion seines „Gegners“.
Dennis fand kaum Worte. Ungläubig starrte er den
Schülersprecher an.
„Ja?“ Er staunte. „Das wäre ja ... also ... Danke.“
„Wir sind nicht schlecht“, sagte Dirk, ohne auf die Diskussion
weiter einzugehen. „Nur weil ich mit Neal zusammen bin, heißt es
nicht, dass man uns schlecht behandeln muss.“
Dennis nickte zustimmend.
„Klar. War auch nur ein Witz.“ Er grinste, dann stahl er sich
davon.
Neal konnte das alles nicht glauben.
„Wie kannst du diesem Arsch bei der Versetzung helfen? Er ist
mies und gemein!“
Dirk blieb locker. Fürsorglich nahm er Neal in den Arm.
„Er wird dich von nun an in Ruhe lassen. Du hast nichts mehr zu
befürchten.
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