Liebeszauber an der Algarve
voreilige Schlüsse gezogen hatte. Seufzend lehnte er sich in dem imposanten Ledersessel zurück. „Ich möchte eine Abmachung mit Ihnen treffen.“
„Was für eine Abmachung?“, fragte sie stirnrunzelnd.
„Sie haben mir erzählt, dass Sie noch anderthalb Wochen Urlaub haben?“
„Das stimmt.“
„Zum ersten Mal seit Langem habe ich den Wunsch, mir eine echte Pause zu gönnen. Und ich hätte gern eine nette Urlaubspartnerin. Wenn Sie bereit sind, den Rest Ihrer Zeit hier mit mir zu verbringen, zeige ich Ihnen ein paar der schönsten Privatstrände, führe Sie in die besten Restaurants aus und biete Ihnen jede Freizeitaktivität, zu der Sie Lust haben. Natürlich habe ich Zugang zu den exklusivsten Golfplätzen, falls Sie spielen lernen möchten.“
Leicht trommelte Marco mit den Fingern auf die Schreibtischplatte, während er Grace scharf anblickte.
„Alles auf meine Kosten, selbstverständlich. Ich lasse Sie jeden Morgen von meinem Chauffeur abholen und hierherbringen, dann besprechen wir, was wir an dem Tag unternehmen. Ach ja, eins noch …“
Wenn sie vor Verblüffung nicht wie erstarrt gewesen wäre, hätte sie sich in den Arm gekniffen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte. „Was?“
„Ich habe Shopping vergessen. Ich kenne keine Frau, für die das nicht die Lieblingsbeschäftigung im Urlaub ist.“
„Tja, jetzt kennen Sie eine. Ich habe mich nie dafür begeistert und werde es nie tun.“
„Hm …“ Belustigt lächelte Marco. „Soll ich Ihnen im Ernst glauben, dass Sie keine schönen Kleider und Juwelen mögen?“
„Warum sollte ich es bloß behaupten?“
„Weil Sie denken, Sie müssten Ihr Interesse herunterspielen? Das brauchen Sie nicht. Ich bin ein sehr reicher Mann. Die Frauen, die in mein Leben treten, haben bestimmte Erwartungen. Kleidung und Schmuck sind das Mindeste, was sie verlangen.“
„Wie schade!“ Eine Welle von Mitleid überflutete Grace, während sie Marco nachdenklich betrachtete und diese Information verarbeitete.
„Was meinen Sie damit?“ Argwöhnisch kniff er die Augen zusammen.
„Es ist schade, dass Frauen Sie nicht einfach um ihrer selbst willen gernhaben können. Ohne dass Sie ihnen Dinge kaufen müssen.“
„Zum Glück finde ich das nicht so bedauerlich. Ich bin Realist. Und die Wahrheit ist, dass ich ihre Liebe zu Designeroutfits und Diamanten nicht umsonst befriedige. Ich habe auch bestimmte Erwartungen an die Frauen.“
Das, worauf Marco anspielte, machte Grace verlegen. Aber noch immer tat es ihr wirklich leid, dass er derart lieblose Beziehungen eingehen musste, weil er glaubte, er habe für Zuwendung zu bezahlen. Grace bezweifelte, dass er sich dabei gut fühlte. Sie nahm an, dass der kleine Junge, der er einmal gewesen war, noch immer nach Beweisen dafür suchte, dass er geschätzt wurde.
Vielleicht dachte er, er müsse immer etwas geben, um etwas zu bekommen. Es weckte in ihr den Wunsch, Marco zu zeigen, dass er geschätzt wurde und es sich nicht erst verdienen musste. Er war ein anständiger Mensch, dessen war sie sich sicher.
„Alles schön und gut“, erwiderte sie, „aber Ihnen fehlt doch etwas Wichtiges in Ihren Beziehungen, wenn eine Frau nicht einfach deshalb mit Ihnen zusammen sein will, weil sie Sie aufrichtig gern hat.“
Finster sah Marco sie an. „Sie sind eine Romantikerin, Grace.“
„Weil ich daran glaube, dass mich andere lieb haben können, auch ohne dass ich ihnen etwas schenke? Dann bin ich froh, Romantikerin zu sein.“ Der verärgerte Ausdruck in ihren Augen wich einem sanfteren. „Bitte fühlen Sie sich nicht beleidigt durch das, was ich gesagt habe. Es ist nur so, dass ich die ganz alltäglichen Dinge am wundervollsten finde. Ein Sonnenuntergang über einem grünen Tal. Ein menschenleerer Strand in der Abenddämmerung. Ein Wald mit einem Glockenblumenteppich oder der Duft der Rosen in einem englischen Landhausgarten. Die freudigen Gesichter von Kindern, die glücklich sind, weil ein Erwachsener ihnen Aufmerksamkeit schenkt.“
Marco hatte sich in seinem Sessel aufgerichtet und ihr interessiert zugehört. „Wenn Sie all diese Dinge vorziehen, sind Sie in unserer modernen Konsumgesellschaft eine Ausnahmefrau.“
„Nein, Sie haben bloß noch keine anderen Frauen getroffen, die so sind wie ich. Da Sie in der Schickeria verkehren, lernen Sie eben Luxusgeschöpfe kennen. Ständig neue Sachen zu kaufen, das liegt mir einfach nicht. Die Freude darüber hält doch nicht lange an. Zu viele Besitztümer,
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