Liebeszauber an der Algarve
geträumt.“ Marco ging vor ihr in die Hocke und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. „Es war ein Traum, der Sie offensichtlich beunruhigt hat. Möchten Sie mir davon erzählen, Grace?“
„Ich dachte, ich wäre wieder in Afrika.“
„Es klang, als würden Sie ein Kind trösten.“
„Ein Baby“, erwiderte sie. „Die Helfer im Waisenhaus haben dem Jungen den Namen Azizi gegeben. Es bedeutet ‚der innig Geliebte‘ oder ‚Liebling‘.“
Das Engegefühl in seiner Brust veranlasste Marco, aufzustehen. Es hatte ihn gerührt, als Grace im Schlaf zärtlich mit dem Baby sprach. Ein Säugling, der nicht einmal ihr eigener war. Wenn ich nur als Kind so eine liebevolle Betreuerin gehabt hätte, dachte Marco. Für ihn wäre es ein himmelweiter Unterschied gewesen. Vielleicht wäre er dann nicht so gefühlsarm gewesen …
Eins war klar. Wenn Grace selbst Mutter wurde, würde sie diese Gefühle ausleben können. Marco beneidete den Mann, den sie zum Vater ihrer Kinder machen würde.
„Wenn sich die Namensgebung erfüllt, wird er vom Glück begünstigt sein“, sagte er, während er zu den offenen Glastüren ging.
Einen Moment später drehte er sich wieder um und betrachtete die bildhübsche Frau, die auf seinem Sofa saß. Das blonde Haar war vom Schlaf zerzaust, und ein schmaler Träger des Miedertops rutschte ihr langsam von der seidenglatten Schulter. Mühsam zügelte Marco die heiße Leidenschaft, die ihn zu verzehren drohte.
„Als ich aus der Küche zurückkam, dachte ich, ich hätte Dornröschen gefunden“, sagte er. „Ich hätte den gut aussehenden Königssohn spielen und Sie wach küssen sollen.“
Erstaunt sah sie ihn an, dann seufzte sie. „Aber Sie haben es nicht getan.“
Die pochende Hitze, die ihn durchflutet hatte, entflammte ihn noch mehr, und Marco musste ein Stöhnen unterdrücken.
„Hätten Sie gewollt, dass ich es tue?“, fragte er heiser.
Plötzlich stand Grace auf, schob den Spaghettiträger wieder hoch und zog die Sandaletten an. „Ich sollte jetzt gehen. Noch länger zu bleiben ist doch keine so gute Idee. Sie haben mich bereits zum Mittagessen eingeladen und mir viel von Ihrer kostbaren Freizeit gewidmet.“
„Sie können nicht gehen“, erwiderte Marco rundheraus. Seine Villa, dieses Paradies auf Erden, wie Grace sie genannt hatte, würde ihm ohne sie wie ein Gefängnis vorkommen. Er fand die junge Engländerin nicht nur erfrischend, er war von ihr bezaubert. Noch nie hatte er sich auf Anhieb so stark zu einer Frau hingezogen gefühlt.
„Was meinen Sie damit, ich kann nicht gehen?“
„Inês hat schon angefangen, unser Abendessen zuzubereiten.“
„Wir sind doch gerade erst aus dem Restaurant zurück!“ Nach einem Blick auf ihre Armbanduhr schüttelte Grace ungläubig den Kopf. „Kurz nach sieben … Wir haben das Restaurant um halb fünf verlassen. Das heißt also, dass ich fast zwei Stunden lang auf Ihrem Sofa geschlafen habe? Sie hätten mich wecken sollen. Was müssen Sie von mir denken?“
Dass sie dermaßen besorgt wirkte, überraschte Marco. Die meisten Frauen hätten jede Chance wahrgenommen, so viel Zeit wie irgend möglich mit ihm zu verbringen. Aber nicht Grace. Reaktionsschnell wie immer, ging er zu ihr, umfasste ihre Arme und lächelte sie charmant an.
„Es wäre ein Verbrechen gewesen, Sie zu wecken, denn Sie haben den Schlaf offensichtlich gebraucht. Ich habe hier gesessen, Sie beobachtet und über meine Unterstützung für Ihre Hilfsorganisation nachgedacht. Anstatt noch zu warten, habe ich mich entschieden, Ihnen heute Abend einen Scheck auszustellen, um das neue Waisenhaus zu bezahlen. Um sämtliche Kosten abzudecken.“
„Sie meinen, für das Bauland, das Material und die Arbeiter?“
„Das wollten Sie doch, oder?“
„Ja, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie … Ach du meine Güte, das ist großartig! Ich könnte Sie küssen!“, rief sie.
Eine zarte Röte stieg ihr ins Gesicht, die Marco an taufeuchte rosarote Rosen erinnerte, während Grace ihm ein betörend sonniges Lächeln schenkte.
„Ich habe nichts dagegen“, neckte er sie.
„Warum haben Sie mich im Schlaf beobachtet?“
Ungerührt zuckte er die Schultern. „Was erwarten Sie denn von einem normalen Mann? Dass er die unverhoffte Gelegenheit ignoriert, ungestört solch eine Schönheit zu betrachten?“ Er sah ihr noch einen Moment tief in die blauen Augen, bevor er sie losließ und zurücktrat …
Nicht zu weit weg. Seine Handflächen fühlten sich heiß an,
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