Liebeszauber an der Algarve

in der Villa und bat sie höflich, im Garten zu warten, während Marco ein wichtiges Telefongespräch zu Ende führte. Um sich zu beruhigen, atmete Grace tief ein und aus, während sie unter einem Sonnenschirm in dem wunderschönen Garten saß.
    Der gestrige Nachmittag mit Marco hatte im Nachhinein etwas traumhaft Unwirkliches angenommen. Gleich würde sie diesen faszinierenden Mann nicht nur wiedersehen, sondern mit ihm auch über seinen Vorschlag sprechen. Da war es doch wohl verständlich, dass ihr die Nerven durchgingen?
    Sie blickte an sich hinunter. Das ärmellose rot-weiße Maxikleid, das sie trug, war eins von nur zwei Kleidern, die sie für den Urlaub an der Algarve eingepackt hatte. Es war in der Hitze angenehm kühl, hübsch und sehr feminin. Solche Sachen zog sie eher selten an. Bei der Arbeit kam sie mit Jeans und T-Shirt durch, manchmal wählte sie einen Hosenanzug, wenn sie sich mit einem potenziellen Geldgeber traf.
    Langsam trank sie die Zitronenlimonade, die Inês ihr gebracht hatte. Die Zeit verging. Ein summendes Insekt flog dicht an ihrem Ohr vorbei und erschreckte Grace. Sie fragte sich, wie lange Marco noch brauchen würde, dann versuchte sie, sich zu entspannen und einfach dieses Blumenparadies zu genießen.
    Für einen Moment schloss sie die Augen, um sich besser auf den lieblichen Duft der gelben und weißen Gardenien und das hypnotisierende Plätschern des Wasserfalls zu konzentrieren, der nur wenige Meter von ihr entfernt angelegt war.
    Aber plötzlich hatte sie die Bilder und Geräusche eines afrikanischen Großstadtslums im Kopf. Die armseligen Hütten waren aus Lehm und Blech errichtet, Kinder spielten in einem Gebiet voller Müllberge. Es war dort zum Ersticken heiß, der dichte Smog machte die unerträgliche Hitze noch schlimmer.
    Vor Mitleid und Frustration darüber, dass sich nicht mehr Menschen bemühten, etwas gegen die Situation zu tun, war Grace den Tränen nahe.
    „Entschuldige, dass ich dich habe warten lassen. Wie ich sehe, hat Inês dir etwas Kaltes zu trinken gebracht. Gut. Ich glaube, heute wird es noch heißer als gestern.“
    Grace hatte ihn nicht kommen hören. Als sie die Augen öffnete, fesselte Marco sofort ihren Blick, ihr Herz schlug schneller, und sie war wieder ein einziges Nervenbündel. Er trug ein weißes Hemd, dessen Ärmel lässig bis zu den Ellbogen hochgekrempelt waren. Zweifellos sollten die hellbraunen Chinos ebenso lässig sein, doch an seinem großen, athletischen Körper sahen sie sogar richtig elegant aus.
    Bevor sie es schaffte, wenigstens Hallo zu sagen, beugte er sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    „Es … es hat mich nicht gestört, zu warten“, erwiderte Grace schließlich, während der Druck seiner warmen Lippen beunruhigend nachwirkte. „Hier draußen ist es so schön. Außerdem bin ich diejenige, die sich ursprünglich verspätet hat. Das tut mir leid. Ich habe verschlafen.“
    „Das hat Miguel mir erzählt.“ Marco setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und schob sich die Pilotensonnenbrille vom Kopf auf die Nase.
    Nun war es ihr unmöglich, abzuschätzen, was er dachte … Sein unerwarteter Kuss hatte ein wahres Feuerwerk von Reaktionen in ihr ausgelöst, und Grace wusste, dass ihre restlichen Bedenken, ob sie sein Angebot annehmen sollte, ausgeräumt waren.
    Unauffällig versuchte sie, sich die Tränen, die ihr bei der Erinnerung an den afrikanischen Slum gekommen waren, aus den Augen zu wischen.
    Marco runzelte die Stirn. „Ist alles in Ordnung? Du scheinst beunruhigt zu sein.“
    „Mir geht’s prima.“
    „Ich glaube dir nicht so ganz. Aber ich hoffe, du kannst deine Sorgen vergessen und den Tag genießen, Grace. Es ist viel zu schön heute, um traurig zu sein.“ Marco fragte sich, was der Grund für den Kummer war, der sich in ihren kristallklaren blauen Augen spiegelte. Bloß jetzt keine schlechten Nachrichten von zu Hause, die Grace zwangen, ihren Urlaub abzubrechen!
    Während er sich bewusst entspannte, bewunderte er ihre kurvenreiche Figur in dem rot-weißen Kleid, das ihr sehr gut stand. Das blonde Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern. Ihr leises Seufzen verstärkte die sinnliche Hitze, die ihn schon bei der Aussicht durchflutet hatte, Grace wiederzusehen.
    Voller Vorfreude auf den langen Urlaub, den er plante, hatte Marco an diesem Morgen allen Anrufern mitgeteilt, er wäre von heute an nur noch im Notfall erreichbar. Dabei hatte er im Hinterkopf gehabt, dass er nicht an die