Liebhaber der Finsternis
aus. In dem Moment kam Cian aus dem Badezimmer.
„Du hast letzte Nacht etwas vergessen. Du kennst doch die Regeln. Das Essen gehört in den Keller. Ich dachte schon, du bringst sie um. Dein Glück, sie lebt noch.“ Mit einer Hand befühlte er Evas Puls. „Schwach, aber sie wird durchkommen. Du kannst dich also abregen, du hast die Nacht nicht mit einer Leiche verbracht. Aber jetzt solltest du dich lieber beeilen, sie versorgen und wieder nach unten zu den anderen bringen. Bevor du zu Corben gehst, sollte das erledigt sein. Wenn du Hilfe brauchst, um sie aufzupäppeln oder nicht weißt, wie das mit der Infusion funktioniert, werde ich dir Sam schicken. Der hat das schön öfter gemacht. Ich geh jetzt mit den anderen los. Wir müssen noch einiges auskundschaften. Es kann sein, dass wir ein paar Tage brauchen, bis wir zurückkehren. Mach dir also keine Sorgen um mich, mein Bruder wird bei dir bleiben.“
Sie hatte keine Zeit mehr, ihm ein paar passende Schimpfwörter hinterherzurufen, sie war außerdem viel zu schwach. Schuldbewusst viel ihr Blick auf die ohnmächtige Frau. Mit Dienerin braucht sie ihr wohl nicht mehr zu kommen.
„Das wirst du mir büßen“, sagte sie und läutete nach Sam. Notdürftig zog sie sich an, damit sie Sam nicht nackt gegenübertrat. Als der das Mädchen sah, sprachen seine Blicke Bände. Natürlich musste er sie für völlig durchgeknallt halten. Erst ermahnte sie ihn, er solle nicht von Eva als Essen sprechen und dann brachte sie sie schon in derselben Nacht fast um. Sie rechtfertigte sich dennoch nicht, als sie ihn um Hilfe bei der Versorgung bat.
Der Diener ging voraus, sie warf sich den schlaffen Körper über die Schulter und folgte ihm ins Erdgeschoss. Sam öffnete die Tür neben dem Speisesaal und wies sie an, das Mädchen auf das in dem kleinen Raum befindliche Krankenbett zu legen.
„Hier, halten Sie das einen kleinen Moment.“ Er drückte ihr einen Beutel mit isotonischer Kochsalzlösung in die Hand. Er klappte die Absturzsicherung rechts und links vom Bett hoch und legte einen Venenkatheter an, den er anschließend mit dem Beutel verband. Für sein Alter stellte er sich bewundernd geschickt an.
„Sie sollten das nächste Mal etwas vorsichtiger sein. Master Corben mag es nicht, wenn Blutwirte zu Schaden kommen. Ich werde ihn hiervon in Kenntnis setzen müssen. Werden Sie bei ihr wachen?“
Schnell nickte Leah zur Bestätigung.
„Gut, ich muss nach der Waschmaschine sehen. Wenn der Beutel leer ist, sollte sie langsam zu sich kommen. Wenn das nicht der Fall ist, können Sie dort im Schrank noch einen weiteren entnehmen. Lady Leah.“ Er verbeugte sich vor ihr und ließ sie allein.
Sie schämte und verachtete sich zutiefst. Wenn sie über die vergangene Nacht nachdachte, wurde ihr ganz anders zumute. Aus purer Eifersucht hatte sie dieses unschuldige Mädchen gefährdet. Was fast genauso schlimm war und ihr Röte ins Gesicht trieb, war der Umstand, vor einem Zuschauer Sex gehabt zu haben.
Leah hatte das dringende Bedürfnis zu duschen. Als würde Wasser ihre Sünden jemals fortwaschen können. Aber solange die Kleine nicht wieder sicher bei den anderen untergebracht war, würde sie diesem Verlangen nicht nachgeben können. Auch der übermächtige Hunger war kaum noch zu unterdrücken. Fast unerträglich, wenn man bedachte, dass das Essen praktisch vor ihrer Nase lag. Diese Suppe hatte sie sich selbst eingebrockt und sie würde sie wohl oder übel auslöffeln müssen.
Es dauerte eine qualvolle Stunde, bis Eva zu sich kam und Leah sie in den Keller bringen konnte. Danach hielten sie keine zehn Pferde mehr von der Dusche ab.
Bevor sie die wenigen Schritte zu Corbens Gemach antrat, streifte sie sich das lila Seidenkleid über. Sie klopfte an und hoffte, dass sie die Nahrungsaufnahme schnell hinter sich bringen könnte. Als er die Tür öffnete, hatte sie sich kaum noch im Griff. Das Fieber verbrannte sie und ihre Zähne verlängerten sich unangenehm in ihrem Mund.
„Komm rein, ich habe dich schon erwartet“, forderte er sie freundlich auf. „Du glühst ja“, stellte er fest, als er ihre Hand griff.
Er trug einen seidenen Morgenmantel, der im Mondlicht in allen möglichen Schattierungen von Blau schimmerte. Kerzenlicht flackerte und eine kühle Brise wehte durch das geöffnete Fenster, doch all das nahm sie nur am Rande war. Sie spürte nur den Durst in ihrer Kehle und die Hitze ihres ausgezehrten Körpers. Sie wollte es nur schnell hinter sich bringen.
„Sei mir
Weitere Kostenlose Bücher