Liebhaber der Finsternis
unmöglich hielt. Dann ließ er das Skalpell in den Korb zurückfallen, als hätte er sich verbrannt.
„Ich verstehe, wir haben also eine kleine Rassistin in unserer Mitte. Ich habe mit einigem gerechnet, aber ich glaube, ich wurde noch nie so sehr gedemütigt. Also mein Blut soll gut genug für dich sein, ich bin es aber nicht.“
„Pursan, das hast du völlig falsch verstanden. Daran habe ich keinen Moment gedacht. Im Gegenteil, ich finde dich sehr anziehend. Jede Frau würde sich darum reißen, mit dir das Bett zu teil…“
„Nur du nicht“, unterbrach er sie. „Geh jetzt. Ich bin im Moment zu wütend, um — geh einfach“, forderte er sie auf, wandte sich ab und ging zum Fenster.
Sie traute sich nicht, ein weiteres Mal das Missverständnis aufzuklären. Deshalb schloss die Tür und rannte mit tränenverschleiertem Blick die Treppe hinab, als wären Furien hinter ihr her. Erst als sie mit Dagon zusammenprallte, er sie an den Armen festhielt und fragte, was los sei, blieb ihr nichts anderes übrig, als innezuhalten.
„Hat er dir etwas angetan? Eigentlich ist es nicht Pursans Art, mit Frauen grob umzugehen. Ich schlag ihm alle Zähne ein. Mistkerl!“
Er wollte schon die Treppe hinauf, als sie ihn zurückrief, um die Sache zu erklären. Mit erstickter Stimme beichtete sie ihren Fauxpas.
„Autsch, da hast du mächtig in die Scheiße gegriffen. Tja, ich denke, du solltest einfach zurückgehen und die Sache klären. Anderenfalls hast du ein echtes Problem. Dir läuft die Zeit davon.“
Sie sah die Stufen hinauf, atmete tief durch und stieg die Treppe wieder empor. Es gab nur eine Möglichkeit, sich zu entschuldigen. Sie würde ihm zeigen, wie wahr ihre Worte waren und wie begehrenswert eine Frau ihn fand. Was hatte sie zu verlieren, außer ihrer Unsterblichkeit?
Die Befürchtungen, er könnte sie nicht hereinbitten, wenn sie anklopfte, waren zu groß, sodass sie einfach die Tür öffnete und ins Zimmer trat. Er sah sie mit großen Augen an. Als sie ihr Hemd abstreifte und sich das funkelnde Mondlicht auf ihrer milchigen Haut brach, gab sie keinen Ton von sich. Sie atmete stärker, die Situation verlangte all ihren Mut. Er bewegte sich nicht von der Stelle, sah sie nur an. Erst konnte sie in seinem Blick Unglauben, dann Begierde lesen. Es half nichts, sie würde den ersten Schritt machen müssen. Und sie konnte nur hoffen, dass er ihr verzieh. Langsam, mit wiegenden Schritten, ging sie auf ihn zu, bis sie kurz vor ihm zum Stehen kam. So würde sie nie an seinen Hals heranlangen. Entweder sie nahm sein Handgelenk oder er müsste sie auf den Arm nehmen. Jetzt war sein Duft noch viel intensiver als bei ihrer ersten Begegnung. Er nahm sie gefangen wie Schlingpflanzen einen Baum.
„Es tut mir leid“, hauchte sie zu ihm hinauf und stellte sich auf Zehenspitzen, um seinem Hals näher zu kommen.
Indem er sie in die Arme schloss und hochhob, nahm er die Entschuldigung an. Als sie dicht an seiner Ader war, biss sie zu. Sein Blut war wie süßer, klebriger Honig. Verheißungsvoll und lockend, sodass sie es gierig aufsog. Der Strudel, der sie ergriff, hatte eine Kraft und Wildheit, dass sie fast augenblicklich in Ekstase verfiel. Sie zerrte an seinen Kleidern, zerfetzte diese bis zur Unkenntlichkeit. Pursans dunkles, tiefes Knurren glich dem einer Wildkatze, kurz bevor sie ihren Widersacher angreift. Mit geschmeidigen Bewegungen zog er sie von seinem Hals und versuchte, sie zu bändigen. Es war wie der wilde Kampf zweier Raubtiere. Erst als sie auf dem Boden lagen und er ihr in den Hals biss, wurde sie ruhiger. Sie spürte seine Überlegenheit und ließ sich von ihm gefangen nehmen. Wie der Paarungsbiss eines Löwen, ging es ihr durch den Kopf. Er übernahm die Führung. Seine von zartem Schweiß überzogene Haut glitzerte wie schwarze Diamanten. Als er ihre Kehle losließ, war sie wie verzaubert. Seine weichen vollen Lippen küssten sie hart und fordernd. Seine Finger glitten an ihr hinab, umspielten ihre Brüste, die er sanft massierte. Sie keuchte zwischen seinen Küssen und schwindelte vor Verlangen. Seine Hände waren weich und stark. Wie konnte er jemals geglaubt haben, sie würde ihn abstoßend finden? Er war eine dunkle Versuchung. Seine Finger flossen an ihr hinab, als wäre sie feuchter Ton, dazu auserkoren, eine Skulptur zu formen. Als er zwischen ihre bebenden Schenkel glitt und seine Finger an ihrer Klit verweilten, knurrte sie auffordernd. Er umkreiste diesen empfindlichen Punkt erst vorsichtig,
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