Liebhaberstück Xenia (German Edition)
einen überraschten Mick.
Nach wie vor nicht bereit, mich Thorsten Hartmann ausz usetzen, schlug ich eine Ohrfeige nach ihm, die er jedoch jetzt abfing. Mit ihr hatte er offenbar gerechnet, nicht jedoch mit meiner linken Faust, die ich unmittelbar danach mit voller Wucht auf sein Kinn krachen ließ.
S ein Kopf wurde Seite gerissen und schickte eine Breitseite Regentropfen aus seinem nassen Haar auf das Treppengeländer. Hartmann stabilisierte seine Balance durch einen gestolperten Schritt nach hinten, dann schaute er mich an, als wollte er mich gleich in Stücke reißen.
Soll er bloß kommen!
Mit einer Wut, die inzwischen nukleare Sprengkraft erreicht hatte, griff ich nach der Messingvase, die auf dem kleinen Tischchen hinter mir am Treppenabsatz stand.
„So “, sagte Mick und stellte sich zwischen uns. „Ihr habt euch also nett unterhalten. Das ist schön. Und ich unterbreche auch nur ungern euer angeregtes Gespräch.“ Mit einem ansatzlosen Ruck entriss er mir die Vase. „Aber jetzt sollten wir uns doch fertig herrichten. Wir haben ja heute noch was vor! Ihr wisst schon, diese Hochzeit!“
„Oh, ich glaube es ja nicht!“, ertönte da ein Ruf von oben. Robert stand am Treppenabsatz und schwebte mit erhobenen Händen grazil die Stufen herunter. „Wie siehst du denn aus!“ Missbilligend zupfte er an einer meiner nassen Haarsträhnen. „Was hast du denn damit gemacht, meine Liebe? Den Boden aufgewischt?“
Dann fiel sein Blick auf die beiden Männer. „Oh, hallo, wer ist das denn? Seid gegrüßt, ihr Teutonen!“
Als keiner antwortete, hakte er sich bei mir unter und zog mich an den Hartmännern vorbei, die ihn mit versteinerter Miene anstarrten. „Sag mal, Xenia, sind alle eure deutschen Männer so stattlich?“, wisperte er mir augenzwinkernd zu. „Unhöflich zwar, aber was für Prachtstücke! Schade, dass ich schon vergeben bin! Komm, ich habe dich schon gesucht, weil ich dir schon mal die Haare eindrehen wollte! Dann können sie nämlich trocknen, während ich die anderen Damen durchföhne. Sonst kommen wir mit unserem Zeitplan durcheinander.“
„Wer war das ?“, hörte ich den einen Hartmann verwundert sagen, während ich mit Robert die Treppe hochstieg.
„Keine Ahnung “, war die Antwort das anderen.
„Zieh dir erst was Trockenes an, dann kommst du zu uns rüber, ja?“, ordnete Robert an. „Und ich will sehen, was ich mit deinen katastrophalen Haaren tun kann!“
Ich nickte abwesend und tat wie geheißen. Seltsamerwe ise fühlte sich Roberts Fürsorglichkeit wie Balsam auf meiner Seele an. Und an Ruhe und Alleinsein war heute sowieso nicht zu denken.
So fand ich mich alsbald im Zimmer der Braut wieder, wo Robert gerade Freya ihre Lidschattenbox aus den Fingern klopfte und schimpfte: „Lass mich das machen, denn ich verstehe wenigstens etwas davon, meine Liebe!“
Irgendwas Verblüffendes hatte dieser schottische Figaro schon an sich , denn auch Freya fügte sich reibungslos. Was sonst gar nicht ihre Art war.
Als Robert mir die Haare eindrehte, lehnte ich mich zurück und ließ mich trösten vom anheimelnden Gefühl seiner zärtlichen Finger auf meiner Kopfhaut. Bald fühlte ich mich so gut, dass ich kaum glauben konnte, dass ich vorhin – noch vor wenigen Minuten! – so ausgerastet war.
W ie war das nur möglich gewesen?
Jetzt war ich schließlich wieder ganz normal!
Es war sicher nur die Anspannung. Höchste Zeit, dass ich Colin in mein Bett bekam, dann würde ich endlich wissen, ob es ihm mit mir gefallen würde oder nicht. Und dann wäre ich nicht mehr so verunsichert, verletzbar und Hartmann-anfällig.
Eigentlich hatte ich geplant, h eute Nachmittag ein Solo extra für Colin zu tanzen. Ja, ja, schon für das Brautpaar, aber insgeheim nur für ihn. Keinen irischen Tanz, denn damit konnte ich ihn sicher nicht beeindrucken, sondern etwas, das ich mit Carlo geübt und als Solo umgemünzt hatte. Etwas nahezu Erotisches. Damit hatte ich Colin heute bezaubern wollen. Die ganze letzte Woche hatte ich Tag für Tag geübt.
Jetzt bereitete mir allein der Gedanke an den Tanz Übe lkeit.
Ich hörte, wie die Tür aufging, und zuckte zusammen, als eine riesige Männersilhouette über mir aufragte.
„Was ist denn ?“, protestierte Robert konsterniert und fing den Lockenwickler geschickt auf, der mir gerade über die Brust rollte.
Aber ich hatte mich schon wieder beruhigt . Es war Mick, der einen alarmierten Blick in sein von Friseurartikeln, Kosmetika und Kleidern
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