Liebhaberstück Xenia (German Edition)
geblieben war, inklusive einem Drittel Hochzeitstorte, reizte in einem appetitanregenden Arrangement auf dem Wohnzimmerbuffet heimtückisch zu hemmungslosem Zugreifen.
„Schuldest du mir nicht noch eine An twort?“ Thorsten Hartmanns Stimme wand mir die Tortenschaufel aus der Hand. Klirrend fiel sie auf meinen Kuchenteller, so dass Jörgs Frau sich gezwungen sah, einen indignierten Blick in meine Richtung zu werfen.
„Nicht hier, Hartmann !“
„Natürlich nicht !“ Er grinste ganz lüstern. „Ich bevorzuge auch eine etwas… intimere Umgebung.“
Gegen meinen Willen musste ich lachen. „Du bist unmö glich, Hartmann!“
„Ich würde es vorziehen, wenn du mich Thorsten nennst.“
„Ja, darauf wette ich.“ Um ihn zu entkommen, setzte ich mich freiwillig auf die Sofakante neben Jörgs Frau, der ich damit zumuten musste, ein wenig zur Seite zu rücken.
Thorsten Hartmann fand Platz auf einem Stuhl mir gege nüber. Während der gesamten Teegesellschaft spürte ich seinen Blick auf mir.
Beim anschließenden Verdauungsspaziergang unterhielt ich mich mit Anita über Kontaktlinsen, da packte mich eine Pranke mit einem „Ihr entschuldigt uns? Wir haben noch was zu besprechen!“ am Ellbogen und lenkte mich ab vom Weg hin zum Meer. So sehr ich auch zerrte, konnte ich meinen Arm nicht befreien aus seinem Griff.
Am Rand der Klippen angelangt ließ er mich los. „Hast du mir nicht was zu sagen?“
Fröstelnd zog ich mein Wollcape enger um mich. „Es ist so schwer, darüber zu reden.“
„Vielleicht kann ich dir helfen, Kle ines.“
„Das bezweifle ich.“
„Du hast versprochen, es mir zu sagen!“
„Du hast mich dazu erpresst.“
„Trotzdem gilt dein Wort, oder?“
Damit hatte er mich. Natürlich galt mein Wort.
Sein Arm legte sich um meine Taille und zog mich näher. Das schützte mich vor dem Wind, aber nicht vor der Peinlichkeit, die sich wie Qualm um mich zusammenzog. Langsam gingen wir am Riff entlang, wo die Wellen brausend die Felsen bedrängten. „Du darfst niemandem was davon verraten, Hartmann!“
„ Ich verspreche es. Am besten du beginnst damit, warum dein Ex dich verlassen hat. Ich schätze, da liegt das Problem.“
„Woher weißt du das?“
„Darüber wolltest du ums Verrecken nicht reden, als ich dich danach gefragt habe. Also, warum hat er dich verlassen?“
„Das Bizarre ist, er leidet mit Freude unter der Vorste llung, ich hätte ihn verlassen.“
„Und wer hat Recht?“
„Beide, denke ich. Er hat unsere Beziehung ausgelöscht, und viel später habe ich sie auf dem Papier beendet. Das hat ihm große Sorgen bereitet, denn dadurch hat er das verloren, was er eigentlich von mir wollte: die Geselligkeit einer Familie, die Bequemlichkeit einer geputzten Toilette und einer gemachten Steuererklärung und - nicht zu vergessen - die Beruhigung, nichts Sinnvolles arbeiten zu müssen, weil ich genug Geld verdient habe.“
„Warum hast du den Schmarotzer nicht schon vorher abserviert?“
„Ich habe ihn geliebt.“
„Und was heißt, er hat eure Beziehung beendet? Ist er fremdgegangen?“
„Ich wünschte, er wäre es. Das wäre ja noch verständlich gewesen. Und erträglich.“
„Was hat er dann getan?“ Er zog mich näher an sich heran.
So konnte i ch mich besser an ihn anlehnen, was ich jetzt auf sonderbare Art brauchte. Diese Mischung aus Körperwärme und Stärke, die er ausstrahlte, gab mir das Vertrauen weiterzureden: „Maxi war ein Wunschkind. Wie deine Lisa. Nur bin ich sehr spät schwanger geworden, weil wir nur dann Sex hatten, wenn Olav Lust hatte, und das war alle zwei oder eher drei Monate.“
„Was?!“ Die Fassungslosigkeit war ihm anzuhören. „Wa rum hast du so einen Blindgänger überhaupt geheiratet?“
„Wie gesagt, i ch habe ihn geliebt. Als ich dann unseren Sohn geboren hatte, hat Olav mich überhaupt nicht mehr angerührt. Die Geburt hat ihn so mitgenommen, hat er gesagt. Dabei war es eine recht kurze Geburt gewesen für eine Erstgebärende. Aber er ist sehr sensibel und hat es irgendwie nicht verkraftet.“
„Spätestens dann hättest du ihn ve rlassen sollen!“
„ Zuerst dachte ich, dass er mich nicht mehr wollte lag nur daran, dass ich stillte. Manche Männer haben dann eine Scheu davor, eine Frau sexuell zu berühren. Und dann, als ich abgestillt hatte und sich noch immer nichts geändert hatte, hoffte ich immer noch, dass ich es irgendwie hinbiegen konnte. Er weigerte sich strikt, mit mir darüber zu reden. Ich tat alles, um ihm
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