Liebhaberstück Xenia (German Edition)
als Frau wieder zu gefallen, aber er wollte nicht mehr von mir angefasst werden. Sogar Reizwäsche habe ich gekauft.“
„Ach ja?“ Interesse glimmte in seinen Augen auf. „Und das Arschloch hat noch immer keinen hochgekriegt?“
Überrascht stellte ich fest, dass es mir gut tat, wie er Olav beschimpfte. Ich schaute zu ihm hoch. „Was nützen sexy Dessous , wenn der Mann nicht nachschaut, was ich trage! Zwei Jahre lang habe ich darum gekämpft, dass er mich als Frau wieder wahrnahm. Danach habe ich es aufgegeben und festgestellt, dass ich nichts mehr für ihn empfinde. Ich habe es ihm gesagt. Was mich aber völlig verblüfft hat, war…“
„W as?“ Hartmann sah gespannt auf mich herab.
„U ngeheuer grotesk war, dass er sich dadurch von mir verlassen fühlte. Später begriff ich, dass das wohl ein Schutzmechanismus war, weil er nicht der Schuldige am Ende unserer Ehe sein wollte. Er wollte immer schon das Opfer sein, denn Opfer sind nicht verantwortlich. Es hat lange gedauert, bis ich das durchschaut hatte.“
„Und du bist sicher, dass er keine andere Frau ha tte?“
„Ja. Er ist ein sehr bequemer Mensch. Eine Affäre wä re anstrengend gewesen. Er muss einer der wenigen Fälle von Asexualität sein. Asexuelle haben keine Lust auf Sex. Das ist so etwas wie das Gegenteil von dir.“
Er schmunzelte. „Ich habe davon gehört. Schwer vorstellbar, aber das soll’s geben. Aber was war mit dir? Täusche ich mich, oder hast du mir nicht mal erzählt, dass dein Ex dein einziger Mann bisher gewesen ist? Warum hast du dir keinen anderen Mann gesucht?“
„Es war wie eine Falle, aus der ich nicht herauskam. Ich konnte Olav nicht verlassen, denn ich musste arbeiten, um mein Kind und mich zu ernähren, und wer hätte dann auf Maxi aufgepasst? Bei meinen Arbeitszeiten?“
„Die meisten Frauen hätten sich scheiden lassen und i hren Ex mächtig Unterhalt blechen lassen.“
„Das ist nicht meine Art.“
„Was ist dein Ex von Beruf?“
„Künstler. Die Kunst war schon immer seine einzige große Leidenschaft.“
Hartmann schnaubte verächtlich.
N achdenklich betrachtete ich die Wellen, die sich verbissen an den Strand kämpften, um dann doch jedes Mal ins Meer zurückgesaugt zu werden. „Ich vertröstete mich auf später, wenn ich Maxi in den Kindergarten bringen und halbtags hätte arbeiten können. Zwar nicht als freie Hebamme, sondern mit festen Arbeitszeiten in irgendeiner Klinik. Obwohl mir schon der Gedanke daran, mich ständig von überheblichen Ärzten herumkommandieren zu lassen, Übelkeit verursacht.“ Ich schaffte sogar schon wieder ein halbwegs spöttisches Lächeln.
Das er nicht minder ironisch erwiderte. „Und deswegen hast du es nicht über dich g ebracht?“
„Nein, ich hätte in den sauren Apfel gebissen. Aber es war wie verhext. Maxi hatte große Probleme, im Kindergarten schon und erst recht in der Schule. Beziehungsweise in den Schulen, denn aus einigen ist er rausgeflogen. Einmal musste ich ihn bei der Polizei abholen, weil er eine Telefonzelle demoliert hatte. Feste familiäre Strukturen, da waren sich alle Psychologen einig, waren das, was mein Kind am meisten brauchte. So bin ich geblieben, damit Maxi eine Familie hat. Wenn ich ihm schon nicht ein Elternpaar geben konnte, das sich liebte, was sicher mit Schuld war an seinen schulischen Problemen. Und so positiv, wie er sich jetzt entwickelt, war das auch richtig so. Er hat ab September eine Lehrstelle als Maler. Und in seiner Praktikumsschule hat er erst neulich eine Einsminus in Mathe bekommen. Es hat sich also gelohnt.“ Der Wind brachte meine Haare in Aufruhr.
„Und was war mit Sex?“
„Für einen oder zwei Männer habe ich mich schon interessiert. Aber daraus wurde nichts, denn sie waren in festen Händen. Und außerdem habe ich mir seit dem Reinfall mir Olav geschworen, keine faulen Kompromisse mehr einzugehen. Ich wurde sehr wählerisch, wollte mich aufheben für den wirklich Richtigen.“
„Und der wunderbare Colin hätte dieser wirklich Ric htige sein sollten?“ Sein Tonfall hatte etwas Boshaftes.
„Offensichtlich war er es nicht.“ Ich schälte mich aus seiner Umarmung und schritt neben ihm her.
„Nur um zu checken, ich das richtig verstehe.“ Er hielt an, fasste mich bei den Schultern und brachte mich so auch zum Stehen. „ Dein schwanzloser Ex war der Einzige, mit dem du jemals Sex hattest, wenn auch nur alle zwei/drei Monate. Und er hat den Sex mit dir eingestellt, als du ein Kind bekommen hast.
Weitere Kostenlose Bücher