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Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Titel: Liebhaberstück Xenia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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dass… dass ich dir nie etwas tun könnte.“
    Bei genauerer Betrachtung des Schadens zeigte sich , dass nur die Naht aufgerissen und der Stoff unbeschädigt war. Um das zu reparieren, würde ich nicht mal die Schneiderin brauchen.
    Dann wurde meine Aufmerksamkeit erneut von Thorsten Hartmann angesaugt. Er stand nach wie vor am Fe nster, mit beiden Händen am Fensterbrett abgestützt, und rührte sich nicht. Eine Woge maßloser Deprimiertheit schien von ihm auszugehen.
    Merkwürdig!
    Von Neugier getrieben ging ich zu ihm.
    „Es tut mir so Leid!“ Die Frustration, die seine Stimme aufweichte, passte so gar nicht zu ihm. „Wenn ich etwas tun kann, um das wieder gut zu machen…“
    Ich war nahe dran, irgendetwas Tröstendes zu faseln, b esann mich aber noch rechtzeitig und sagte stattdessen: „Du könntest mir beispielsweise den Schlüssel geben.“
    Er griff mechanisch in seine Tasche und gab ihn mir.

    Der heutige Tag war als Ausflugszeit geplant. Freya wollte ihren Eltern Orkney zeigen und jeden mitnehmen, der dazu Lust hatte. Ein großer Teil der Gäste wollte mit, ein Teil hatte wie Dietmar und Dorle eigene Pläne für eine Weiterreise durch Schottland mit ihren Motorrädern, und ein geringer Teil reiste heute schon ab nach Hause. So wie Frau Hartmann.
    Sie kam mit Lisa in die Riff-Farm , als wir noch am Frühstückstisch saßen und teilte ihren Söhnen mit, dass sie jetzt zurückreisen würden, weil sie das windige Klima hier nicht vertrug und Lisa auch schon einen Schnupfen hatte.
    In ihrem Haar trug Lisa die Rose von gestern, die bereits einige Blütenblätter eingebüßt hatte. Das hatte etwas so Rührendes, dass ich lächelnd über die Rose und das Haar der Kleinen strich und sagte: „Tschüss, Lisa!“
    Das Mädchen zeigte den kurzen Anflug eines schüchte rnen Lächelns. Ich fing Thorsten Hartmanns Blick auf, der seine Tochter so liebevoll ansah, dass es mir ins Herz schnitt.
    Er nahm das Mädchen auf die Arme, drückte es und ließ es erst herunter, bis es gegen seine Umarmung strampelte. Währenddessen hatte Frau Hartmann Mick herzlich umarmt und ihm und Freya alles Gute für ihre Hochzeitsreise gewünscht. Nun nahm sie Lisa an der Hand und wandte sich an ihren älteren Sohn: „Übrigens ist Caroline wieder aufgetaucht. Das habe ich von Hannelore erfahren. Ich glaube, du solltest das wissen.“
    T horsten Hartmann presste die Lippen zusammen und nickte. Frau Hartmann dreht sich um und ging mit Lisa hinaus. Keine Umarmung, nicht mal ein Handschlag, gar nichts.
    Er winkte Lisa hinterher – Lisa, nicht seiner Mutter, da war ich mir s icher.
    Und ich begann mich zu fragen , welche Untiefen er noch hinter seiner Fassade versteckte.

    Ich hatte gerade meinen Umhang geholt und ging am Badezimmer vorbei. Dort stand Mr. Sinclairs Bruder Jason mit einem Werkzeugkasten und der offensichtlichen Absicht, die Tür zu reparieren.
    Anders als unser Pensionswirt war Jason Sinclair groß und hager, besaß ein langes Gesicht und wirres graues Haar. Das einzige, was die beiden gemeinsam hatten, war dieses nachdenkliche Kratzen am Kopf. Das zeigte Jason Sinclair jetzt auch wieder, als er die Überreste der Schublade in Augenschein nahm, die Thorsten Hartmann ihm gerade zusammen mit einer Fünfzigpfundnote reichte. Schmunzelnd ließ ich die beiden hinter mir und stieg die Treppe hinunter.
    Mr. Sinclair hatte drei Leihautos bestellt, die alle im Hof warteten. Da ich mich zu Freyas Eltern auf die Rückbank des ersten Autos quetschte, in dem vorne schon Mick und Freya saßen, musste Thorsten Hartmann sich in ein anderes Auto setzen. Neben Jörgs mürrische Frau.
    Wir trafen uns erst wieder, als wir in Maeshowe ausstiegen, jenem alten Hügelgrab, das später Wikinger als Unterschlupf genutzt und mit Runen bemalt hatten.
    „Hier steht: Ingeberth ist die schönste aller Frauen “, entzifferte Silke mit Hilfe ihres Handbuches.
    „Und was heißt das hie r?“ Seine Hünenstatur maximal ausreizend zeigte Mick ganz weit nach oben.
    „Das heißt: Dies ist die oberste Inschrift. “
    „Ach was, du verarschst mich doch!“
    „Nein, schau, hier steht es!“

    Die nächste Station war Skara Brae, die Ruine eines steinzeitlichen Dorfes mit ausgeklügelter Bauweise. Versunken in die Betrachtung des effizienten Kanalsystems fiel mir unvermittelt jene letzte Äußerung von Frau Hartmann ein.
    Caroline .
    Wenn sie nur eine von Hartmanns unzähligen Affären war, hätte seine Mutter sie keinesfalls zur Kenntnis genommen. Diese

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