Liebhaberstück Xenia (German Edition)
pflanzlichen Alta rschmuck, nur unsere Kristalle, wobei die meinen neben Freyas vergleichsweise armselig wirkten. Allein ihr Amethyst konnte es mit meiner ganzen Sammlung aufnehmen.
Sie legte die Muschel dazu, das Symbol für die Göttin, und scha ute mich an. „Wo wir schon beim Thema sind, wie läuft es denn mit Micks Bruder?“
„Gar nichts läuft!“ Entschieden stieß ich mein Ritualmesser vor dem Altar in den Schnee.
„Mick hat mir erzählt , dass sein Bruder zu Silvester bei dir übernachtet hat.“
„Hat der ihm das gesagt?“, stieß ich entrüstet hervor.
„Nein, deine Nachbarin. Irgendeine alte Frau, die bei dir im Haus wohnt und Mick wohl schon öfter ausgefragt hat. Sie hat es ihm erzählt, als er neulich bei dir die Wochenendseminartickets abgeholt hat. Sie hat so geschwärmt von der Hilfsbereitschaft des freundlichen Herrn Doktor, der Mick so ähnlich sieht.“ Freya goss Wein in den Kelch. Weißwein diesmal statt des sonst üblichen roten, da für Lichtmess als das Fest des zunehmenden Lichtes eher etwas Helles angesagt war. „Und? Wie war er?“
„Es war gar nichts “, desillusionierte ich sie. „Ich habe ihm nur erlaubt zu übernachten wegen dem Glatteis. Er musste versprechen, mich mit Sex in Ruhe zu lassen, und das hat er getan.“
„Wie langweilig!“ Sie str eute Räucherwerk in den Kessel, von dem sofort ein Duft nach Tannennadeln, Wacholder und Weihrauch aufstieg.
„Er hat seine Einstellung nicht ge ändert. Er will mich noch immer nur als Trophäe für eine Nacht und dann wegwerfen.“
„Schade!“
„Ja.“
„Übrigens st eht über dich ein Artikel in der Survival-News.“
„Was, über mich? Das ist doch ein Witz, oder?“ Natü rlich war das ein Witz.
Freya schüttelte ihr en langen, rabenschwarzen Pferdeschwanz. „Nein, echt! Du solltest sie tatsächlich auch mal lesen! Es ging um die Kundgebung im Herbst.“
Ein Bild tauchte auf der Oberfläche meines Erinnerungsvermögens auf. Eine Frau mit langem, haselnussbraunem Haar, Fotoapparat und Notizblock, Kate. „Ja, da hat sich jemand von der Survival-News mit mir unterhalten, als du mit Mark und den anderen beim Essen warst.“
„Mist! Hätte ich doch Mark gleich in den Wind schießen und bei dir bleiben sollen! Dann wäre ich jetzt auch in der Zeitung.“
„Aber da habe ich doch gar nichts gemacht außer am Stand herumzustehen! Wie kann man darüber einen Art ikel schreiben?“
„Es war ein Bericht über die Leute hinter den Kulissen . Die Flugblattverteiler, die Ständeaufbauer. Oder dich. Lies einfach den Artikel!“
„Und was schreibt diese Kate über mich?“
„Lies den Artikel!“ Ihr Ton kündigte an, dass damit das Thema für sie abgeschlossen war.
„Schön, unser Altar“, sinnierte ich, als ich unser Werk nachdenklich durch den Rauch betrachtete, eine Symphonie aus keltischer Tradition und Kerzenlicht, das sich glänzend an den Facetten der Kristalle brach und im umgebenden Schnee weiter glitzerte.
„Das ist er doch immer“, antwortete Freya.
„Du gehst doch auch mit am Samstag?“, raunte mir Mick zu.
„Wohin ?“, flüsterte ich zurück. Leise, weil Herr Engelrich bereits am Reden war.
Es war eins dieser Senkrechtstarter-Gruppentreffen von Familie Engelrich. Diesmal fehlte mir jedoch gänzlich die dafür nötige Begeisterung. Schon weil ich es als Stufe-4-Leader nicht mehr nötig hatte, auch nur einen Finger zu rühren. Ich war nur hier, weil viele meiner Geschäftspartner gekommen waren. Und weil ich hoffte, dass es auf Mick dieselbe Wirkung haben würde wie ein ähnliches Treffen seinerzeit auf Beatrix, die seither das Geschäft aufbaute mit der Urgewalt einer abgeschossenen Rakete.
„Wir gehen i ns Himalaja , du weißt schon, der neue Inder, der in Kreuzberg aufgemacht hat“, gab Mick zur Antwort. „Du magst doch indisches Essen, oder?“
„Oh, ja, sehr gerne sogar!“ Dann, nur zur Sicherheit, hakte ich nach: „Wer geht noch mit?“
„ Niemand Besonderes. Nur Freya, ich, du und…“
„Und?“
„Und Thorsten.“
„Ich gehe nicht mit!“, fauchte ich.
„Nur wegen Thorsten? Komm schon, Upl ine! Der wird dich nicht stören, ich verspreche…“
„Ich sagte, ich gehe nicht mit!“, unterbrach ich ihn. „Und damit basta! Verdammt, Mick, ich glaube fast, du willst mich mit deinem Herrn Bruder verkuppeln. Du kennst doch seine Einstellung über Frauen. Und so einem willst du mich zum Fraß vorwerfen? Und das, obwohl ich dir erst letzte Woche diese Kosmetik-Demo bei
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