Liebling, Ich Kann Auch Anders
paar Kalorien.‹ Das muss man sich mal vorstellen! Ungeheuerlich! Die arme Frau Sauer so zu beleidigen, wo sie doch nur dieser Fremden helfen wollte. Aber niemand weiß, wer die Leute sind und woher sie kommen.«
»Und hoffentlich wird’s auch niemand erfahren«, sagte Francis zu Eva. »Ich denke, mit so heftigen Szenen hat die gute Alexandra nicht gerechnet.«
»Wir werden sehen, was sie am Ende sagt.«
Sie traten zu einer anderen Gruppe, wo natürlich auch die Rede von Serge und Emilie war: »… sich Professor Weißhaupt mit der Frau unterhalten. Ein Partygespräch eben, Small Talk, nichts anderes. Dann ist der Mann hinzugetreten und hat ihn mehr als laut und deutlich gefragt, ob er der Mann sei, mit dem seine Frau immer Telefonsex treibe. Ungeheuerlich, nicht wahr! Der Professor hat ganz entgeistert den Kopf geschüttelt, doch dieses impertinente Individuum ließ sich nicht aufhalten. ›Was soll das spießige Getue? Ich würde wenigstens souveräner mit den Tatsachen umgehen. Wissen Sie eigentlich, dass meine Frau die Gespräche mit Ihnen immer mitschneidet? Ich muss sagen, für Ihre Alter, mein Guter, haben Sie ganz nett was drauf. Wie wär’s, wenn Sie mir mal Ihre Frau vorstellen, damit ich sehe, wie ich mich revanchieren kann.‹ Unglaublich, wirklich unglaublich! Der Professor hat dann zwei kräftige Herren gebeten, den Mann rauszuschmeißen. Aber anscheinend hat er noch andere Unverschämtheiten von sich gegeben.«
Ein paar aus der Gruppe entfernten sich. Vermutlich um gierig weitere Informationen zu ergattern. Und selbstverständlich wurde erörtert, ob an der einen oder anderen Behauptung nicht doch ein Körnchen Wahrheit haften könnte.
»Falls deine Schauspielerfreunde morgen noch da sein sollten, würde ich mich freuen, wenn ihr alle mich zum Kaffee besuchen kämt«, sagte Francis.
»Danke, das ist sehr liebenswürdig. Ich werde es klären.«
»Und falls sie nicht mehr da sind, darfst du natürlich auch gern allein kommen, wenn du Zeit hast.«
»Danke für die Einladung, du bist wirklich reizend.«
Francis überreichte Eva ihre Visitenkarte. Bald darauf verabschiedete sie sich, denn sie wollte allmählich nach ihrem kranken Mann sehen.
Eva blieb fast bis zum Schluss. Mit großem Vergnügen registrierte sie, dass die Szenen von Emilie und Serge nicht nur ständig wiederholt, sondern mit fortschreitendem Abend und steigendem Alkoholpegel zusätzlich ausgeschmückt wurden.
»Erst war ich ja schockiert und dachte, wir hätten einen ganz großen Irrtum begangen, aber nun habe ich allen Grund Ihnen dankbar zu sein«, jubelte Alexandra Brenner, als Eva sich verabschiedete. »Kein Mensch hätte geglaubt, dass es länger als bis elf Uhr geht. Und nun ist schon ein Uhr durch. Wenn es noch lange dauert, reicht der Champagner nicht!«
»Ich bin froh, dass Sie zufrieden sind. Wenn der Erfolg auch auf einigen ungewöhnlichen Maßnahmen beruht.«
»Tja, ich habe mit den anderen Eingeweihten striktes Stillschweigen vereinbart. Ist wohl besser so. Aber die sind auch alle begeistert von unserem Erfolg. Und der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel.«
21
Emilie und Serge hatten am Abend einen Termin in München und machten sich nach dem gemeinsamen Frühstück im Inselhotel auf den Heimweg. Eva fand es zwar einen Moment lang verlockend, am Samstagnachmittag bei Weizeneggers aufzutauchen und Magnus bei seinen Wochenendfreuden zu überraschen, aber Leonardo hatte neben David noch zwei weitere Freunde zum Seenachtfest eingeladen. Da er sie alle mit einer schönen Kaffeetafel bewirten wollte, hoffte er auf ihre Unterstützung, die sie ihm gern zusagte. So teilte sie Francis am Telefon mit, die beiden Mimen seien bereits wieder abgereist und sie selbst müsste ihrem Gastgeber zur Hand gehen. Dann verabredeten sich die beiden Frauen auf den kommenden Dienstag.
»Das finde ich natürlich höchst bedauerlich«, klagte Leonardo ironisch, als Eva ihm enthüllte, die Einladung zu Weizeneggers habe auch ihm gegolten. »Da hätte ich einmal im Leben Gelegenheit, das Boulevardstück ›Triangel mit Misstönen‹ im Originalmilieu zu genießen, und dann kommt was dazwischen. Hoffentlich bekomme ich zu einem anderen Termin einen Logenplatz. Du bist dir ja wohl klar darüber, dass sich mir damit die Chance auf eine sowohl soziologisch als auch psychologisch höchst interessante Fallstudie bietet.«
Der Regen, der am Nachmittag einsetzte und bis zum Abend ohne Unterbrechung anhielt, verlangte eine Reihe von
Weitere Kostenlose Bücher