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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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hängen so an diesem Klischee fest, dass sie es durchziehen, obwohl sie im tiefsten Inneren erkannt haben, dass gar nichts passt.
    Meine Mutter ist meinem Vater geistig haushoch überlegen, aber sie macht auf blöd, ordnet sich ihm total unter und gibt ihm auch noch das Gefühl, er sei ein großer Held.«
    »Das Gefühl gibt meine Mutter meinem Vater zweifellos auch – aber ich schätze, sie tut es mit voller Überzeugung«, sagt Eva milde lächelnd.
    »Und die Männer fühlen sich tatsächlich großartig.«
    »Tja, und meine Mutter hat weder je einen Mann großartig gefunden, noch das Verlangen verspürt, einem das Gefühl zu geben, er sei es. Und so lebt sie bis heute stolz und unbemannt. Das Einzige, was sie mir in puncto Männer beigebracht hat, ist nein zu sagen.«
    »Na immerhin! Das musste ich mir unter großen Schmerzen selbst beibringen«, wirft Sibylle ein.
    »Und ich kann’s immer noch nicht richtig«, ergänzt Eva grinsend.
    »Ich vermute, wenn meine Mutter mich nicht so männerfeindlich erzogen hätte, ginge ich weniger nachsichtig mit Scheidungsgeschädigten um. Ich habe da offenbar so einen Spleen, ich müsste ausgleichende Gerechtigkeit üben bei den von Frauen Gekränkten.«
    »Mag schon sein, aber das muss trotzdem anders werden. Du bist einfach zu gut, das ist alles. Eva auch.«
    »Im Moment bin ich vor allem verwirrt«, bekenne ich und bemühe mich, unsere gesammelten Erkenntnisse zu sortieren. »Wie sollen wir jetzt eigentlich mit den Männern umgehen? Sie schlecht behandeln oder zu ihnen aufblicken? Das widerspricht sich doch im Kern.«
    »Nicht, wenn du dich als Zicke gebärdest. Du gibst dem Mann gelegentlich das Gefühl, er sei der Größte und Einzige – vor allem dann, wenn er sich großzügig zeigt. Aber ansonsten hältst du ihn kurz. Du schützt Kopfschmerzen vor, vergisst Zusagen, hüllst dich bei seinen kleinsten Verfehlungen in eisiges Schweigen, machst ein Riesengedöns um die geringste sexuelle Gefälligkeit, die du ihm erweist, bekommst Tobsuchtsanfälle, wenn dir was nicht passt und drohst mit Besuchen deiner Mutter, wenn du ihn zu etwas überreden willst. Und kurz bevor du den Bogen völlig überspannst, bist du plötzlich und ohne besonderen Anlass ganz reizend und charmant zu ihm, überschüttest ihn mit Lobesworten, Zärtlichkeiten und ausschweifender Erotik. Für diese Augenblicke wird er schließlich bereit sein zu sterben. Lediglich die Dosierung verlangt etwas Fingerspitzengefühl. Sie hängt davon ab, ob er eher zu den Dominanten oder Devoten zählt. Devote sind fast grenzenlos leidensfähig. Den Dominanten platzt wesentlich schneller der Kragen. Doch meist erkennst du auf den ersten Blick, mit welcher Sorte du es zu tun hast.«
    »Ich hätte überhaupt kein Verlangen, meinen Partner zu manipulieren und mich selbst zu einer Person zu verbiegen, die nicht mal in Ansätzen meiner Natur entspricht«, wendet Eva ein.
    »Ich auch nicht«, pflichte ich ihr bei. »Im Übrigen wäre mir dieses ganze Theater viel zu anstrengend.«
    »Tja, dann werdet ihr eben weiterhin diejenigen sein, welche die schlechteren Karten haben. Wer nicht rechtzeitig die Weichen stellt, bleibt auf der Strecke. Dann bedeutet die Hochzeit Endstation für alle Sehnsüchte. Und der so genannte schönste Tag im Leben einer Frau wird der letzte schöne Tag.«
    Eva und ich warfen uns bei Sibylles Ausführungen wieder mal bedeutungsvolle Blicke zu.
    »Soll ich euch was verraten«, fährt unsere Dozentin fort: »Für viele Mädels ist der Traualtar die Pforte zum Inferno. Das nicht auszurottende Geschwätz vom schönsten Tag im Leben einer Frau, das bezieht sich gar nicht auf die Braut, sondern auf die Brautmutter. Sie ist glücklich, dass sie ihre Tochter endlich los wird, sie übergeben kann. In treue Hände, wie sie glaubt. Ha, treu! Nun, jedenfalls lehnt sie sich beruhigt zurück. Sie hat ihr großes Ziel erreicht, das Kind weitergereicht. Auf Gedeih und Verderb. Brautmütter weinen vor Erleichterung …« Sie zieht die Brauen hoch und grinst schief.
    »Ach ja, meine Mutter würde auch zu gern zu diesem Thema weinen«, sagt Eva sarkastisch.
    »Ich hege den Verdacht, selbst meine Mutter, die Männer nur mit Sicherheitsabstand toleriert, erwartet, dass ich eines Tages heirate. Und zwar einen Mann, der mindestens über die Qualitäten eines Wilhelm von Humboldt verfügt, was absolut unrealistisch ist, weil der sich sicher nicht mit mir zufriedengeben würde. Dessen ungeachtet hat sie bei unserem letzten

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