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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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ideale Person«, verkündete Eva geheimnisvoll.

     
    »Und wenn Sibylle keine Zeit hat, dann musst du ran«, erklärte sie, als sie mir ihren Plan am Telefon offen legte.
    »Iiiich? Wie kommst du denn darauf? Ich kann zwar euren Zorn auf diesen Windhund recht gut verstehen, aber von da zur Selbstjustiz sind’s schon noch ein paar weitere Schritte.«
    »Na, jetzt hab dich mal nicht so. Du profitierst von der Geschichte ja schließlich auch!«
    Da hatte sie natürlich recht. Ich muss zu meiner Schande auch gestehen, dass ich das, was sich da zusammenbraute, sehr aufregend fand.
    Zugegebenermaßen habe ich mich bislang noch nicht getraut, mit Jonathan darüber zu sprechen. Ihm erscheint diese konzertierte Aktion sicher verwerflich. Männer halten, wenn es hart auf hart geht, doch immer zusammen. Wenn er erst rausbekäme, dass ich da mitmische … Ich drücke wirklich sämtliche drückbaren Körperteile, dass Sibylle das erledigt. Im Moment ist sie allerdings mal wieder unterwegs. Und Eva ist es noch nicht gelungen, sie auf ihrem Handy zu erreichen.

     
    Giulia hatte ihren Kontakt zu Marcel wieder aufgenommen. Sie schien eindeutig seine Favoritin zu sein. Seit sie wieder korrespondierten, bekamen die anderen wesentlich weniger ab. Das ließ sich mit dem Passwort ja alles schön verfolgen. Eine Karin, die sich auf den ersten Aufruf hin gemeldet, Marcel aber nie getroffen hatte, hatte sich übrigens per Mail bei ihm erkundigt, ob er eine Silvia kenne oder eine Tamara. Möglicherweise wollte sie ihn vor den beiden warnen. Aber sie bekam keine Antwort von ihm. Einmal abgehakt … Alle anderen hielten dicht und zogen mit an einem Strang. Karin wurde natürlich von der Liste gestrichen.

     
    Giulias anfängliche Angst, sie könnte sich am Telefon verraten, war absolut unbegründet, denn sie kam kaum zu Wort. Dafür war sie nun bestens informiert über Marcels Internatszeit, seine erste Liebe, seine Familie und die Entbindung seiner Tochter! Das war wirklich eine Geschichte, die sie sich zwischen den Hörhärchen zergehen lassen musste! Schließlich hatte sie an dieser Aktion ja nicht unmaßgeblich mitgewirkt, aber nun wusste sie endlich, wer da wirklich was durchgemacht hatte!
    Über den Tennisclub erhielt sie auch intime und umfassende Kenntnisse, was sie in Anbetracht dessen, dass Marcel sich wieder einmal zierte, ihr seinen Namen oder seine Telefonnummer zu nennen, ziemlich absurd fand. Auch über den gesellschaftlichen Umgang seiner Familie erfuhr sie allerhand. Am pikantesten erschien ihr die Information, dass es im Freundeskreis einige Damen nicht so genau mit der ehelichen Treue nahmen und er immer wieder Offerten erhielt. Die Sorgen mit seinen Kindern waren auch ein Thema. Er plauderte über den verrückten Berufswunsch des Sohnes und die Schwärmerei der Tochter für einen Schwarzen. Nur über seine Frau verriet er wenig. Auf Giulias Frage, wie es ihm schmecken würde, wenn seine Frau genauso intensiv im Internet zugange wäre wie er, lachte er zunächst. Doch dann räumte er ein, das würde ihm überhaupt nicht gefallen.
    Immer wieder aufs Neue kamen die Hasstiraden auf die unausstehliche Cousine, der er jetzt aber ein Ultimatum gesetzt häbe.
    Giulia bewunderte oder bedauerte ihn – je nach Situation und seinem jeweils erkennbaren Bedürfnis, wozu sie kaum Worte zu verlieren brauchte. Ein Na-sowas! oder ein Mamma-mia! im gegebenen Falle genügten vollständig. Daraufhin konnte sie mehr als deutlich vernehmen, wie wohltuend er ihr Verständnis empfand. Behutsam brachte sie wieder ein Treffen zur Sprache. Wann immer sie zu Wort kam, erwähnte sie von da an den Wunsch, Marcel in absehbarer Zeit zu treffen. Er war auch zunehmend mehr daran interessiert. Aber sie machte es spannend. Sie tat, als bewachte ihr eifersüchtiger Ehemann sie rund um die Uhr und es bedürfte besonders glücklicher Umstände, dem einmal zu entkommen.

30

    Juhu! Sibylle macht mit! Sie hatte zwar einen Termin an besagtem Wochenende vorgemerkt, aber der ließ sich gut noch verschieben. Wie sie sagt, wird es ihr ein ganz besonderes Vergnügen sein, bei dem Vergeltungstreffen der verschaukelten Damen mitzuwirken. Selbstverständlich ist sie äußerst gespannt auf den sagenhaften Marcel, der drauf und dran war, unsere liebe Freundin um den Verstand zu bringen. Und sie brennt geradezu darauf, ihm ein paar deutliche Worte über Benehmen und Stil zu vermitteln.

     
    »Mir rutscht wahrlich eine Moräne vom Herzen, dass ich nicht ran muss!«,

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